Gegen Sexismus in Ausbildung und Beruf
(Foto: IG BAU)
22.02.2023
Junge BAU Aktuell

Junge Frauen wollen nicht auf dem Bau oder im Handwerk arbeiten, weil die Tätigkeiten zu anstrengend und das Umfeld zu schmutzig ist? Da würden einige Kolleginnen  vehement widersprechen!

Bereits vor zwei Jahren ließen wir an dieser Stelle zwei von ihnen berichten – darüber, welche Erfahrungen sie im Dachdecker- beziehungsweise Maler- und Lackiererhandwerk gemacht haben. Es waren keine einladenden, motivierenden. Schon bei der Ausbildungsplatzsuche fingen die Schwierigkeiten an, wenn der Arbeitgeber recht unverblümt klarmachte, dass ihm ein weiblicher Azubi zu kompliziert ist.

Fehlende Geschlechtergerechtigkeit in unseren Branchen beinhaltet aber mehr als Hürden beim Zugang zu bestimmten Ausbildungen, Einschränkungen bei den Karrieremöglichkeiten und schlechtere Bezahlung. Wir sprechen hier von der Abwertung, dem Sexismus und den sexualisierten Grenzüberschreitungen, die jede einzelne irgendwann in ihrer beruflichen Laufbahn erlebt oder deren Zeugin sie wird. Laut Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADSB) sind sieben Prozent aller Berufstätigen von sexualisierter Gewalt am Arbeitsplatz betroffen. 75 Prozent davon: Frauen*.

Darüber müssen wir reden! Daher haben sich Junge BAU, IG BAU-Frauen und das PECO Institut e.V. zusammengetan: Im Rahmen des IG BAU-Studierendentreffens am 25. November 2022, der gleichzeitig der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen ist.  21 Frauen aus allen IG BAU Branchen kamen im Rahmen eines dreitägigen Seminars zusammen, tauschten Erfahrungen aus, entwickelten Gegenstrategien und vernetzten sich.

Sexismus, sexualisierte Diskriminierung und Gewalt gehören für viele Frauen zum Alltag – auch oder gerade in unseren "männerlastigen" Branchen. Schwierig dabei ist, dass Überschreitungen häufig banalisiert und als Teil des üblichen Miteinanders verstanden werden: "Verstehst du keinen Spaß?". Es wird sich ein "dickes Fell" zugelegt, man "lässt es nicht an sich heran" oder "dreht den Spieß um". Die Ungerechtigkeit und die Grenzüberschreitungen verschwinden dadurch jedoch nicht.

Als besonders wichtig erwies sich der Raum für Austausch, der das gegenseitige Zuhören, ernst nehmen, das Beschäftigen mit den unterschiedlichsten Erfahrungen und das Gefühl der Solidarität und Stärke füreinander ermöglicht. Der alters- und branchenübergreifende Austausch zeigte sich dabei als Schlüsseleffekt, der wechselseitige Blicke über den Tellerrand und nachhaltige Erkenntnisse für Situationen und Realitäten der Teilnehmenden bewirkt.

Deutlich wurde, dass wir das Thema "Geschlechtergerechtigkeit und Sexismus" breit angehen müssen. Informationen zu geplanten Folgeveranstaltungen können bei [Bitte aktivieren Sie Javascript] und [Bitte aktivieren Sie Javascript] erfragt werden.

Wer am eigenen Arbeitsplatz Probleme mit Sexismus und anderen Formen von Diskriminierung hat, findet bei den Junge BAU-Ansprechpartner*innen in der Region Rat und Unterstützung.

Text: Sylvana Hanisch (Der Beitrag ist ursprünglich in der Februar-Ausgabe des Grundstein erschienen)

*ADSB (2019): Hierfür wurden Vorfälle innerhalb der zurückliegenden drei Jahre abgefragt.