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Gedenkminute für Erkrankte oder tödlich Verunglückte am Arbeitsplatz
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) ruft alle Beschäftigten dazu auf, der Menschen zu gedenken, die bei der Arbeit schwer erkrankt oder gar ums Leben gekommen sind. "Ob im Betrieb, im Objekt, auf der Baustelle oder auch im Homeoffice – am internationalen Workers’ Memorial Day, dem 28. April, sollten alle Beschäftigten um 12 Uhr eine Gedenkminute einlegen", appelliert IG BAU-Bundesvorstandmitglied, Carsten Burckhardt. Das diesjährige Motto lautet "Unsichtbare Gefahren sichtbar machen".
Burckhardt ruft die "erschreckenden" Zahlen aus dem vergangenen Jahr ins Gedächtnis: 99 380 Arbeitsunfälle hat es im vergangenen Jahr auf den Baustellen in Deutschland gegeben, 74 davon endeten tödlich. Knapp 8300 Beschäftigte sind auf Arbeitswegen verunglückt, 22 mussten dabei ihr Leben lassen. Insbesondere weist der Gewerkschafter auf den "unsichtbaren" Gefahrenstoff Asbest hin. "80 Prozent der deutschen Bevölkerung wohnt in Häusern, bei denen die Gefahr besteht, dass sich darin noch der hochgiftige Baustoff befindet." Viele dieser Häuser werden jetzt renoviert, saniert oder sogar abgerissen. Dabei entstehen Stäube, in denen winzige Asbestfasern schweben können. Einmal eingeatmet, setzen sie sich in der Lunge fest. Sie verursachen bleibende Schäden, die sich meistens erst nach vielen Jahren oder Jahrzehnten bemerkbar machen. "Bauarbeiter*innen, die mit Asbest arbeiten, haben das fünffache Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, Raucherinnen und Raucher sogar das 50-fache Risiko. Jährlich sterben mehr als 1500 Beschäftigte an den Folgen des hochtoxischen Stoffes, die Dunkelziffer ist noch wesentlich höher. Deshalb ist allerhöchste Wachsamkeit geboten", erklärt Burckhardt.
Statistisch gesehen ist im vergangenen Jahr alle dreieinhalb Tage ein Baubeschäftigter im Job tödlich verunglückt. Burckhardt fordert deshalb perspektivisch die Einrichtung einer Arbeitsinspektion: "Wir brauchen eine übergeordnete Behörde, die Kontrollen bündelt. Sie muss die Einhaltung von Arbeitnehmerrechten und Sozialvorschriften sicherstellen. Dazu gehört dann auch die Kontrolle des Arbeitsschutzes. Auch Verstöße gegen die Mindestlöhne oder das Arbeitszeitgesetz muss sie verfolgen.“ Eine solche "Arbeitskontrolle aus einer Hand" habe sich etwa in Frankreich und Spanien bewährt.
Im Jahr 1984 rief die kanadische Gewerkschaft für Angestellte im öffentlichen Dienst erstmals dazu auf, der im Arbeitsleben verstorbenen Kolleginnen und Kollegen zu gedenken. Seither wird jeweils am 28. April dieser Gedenktag in vielen Ländern weltweit begangen. In Deutschland haben im Jahr 2011 erstmals der DGB und die IG BAU dazu aufgerufen.
Bundesweit gedenkt die IG BAU der Opfer von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten mit einem ökumenischen Gottesdienst mit muslimischer und jüdischer Beteiligung am 28. April, 16 Uhr, in der Kapelle des Berufsgenossenschaftlichen Klinikums Duisburg, Großenbaumer Allee 250. Statements von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sowie von Carsten Burckhardt hat die IG BAU im Video-Format zusammengefasst unter https://igbau.de/Workers-Memorial-Day-2023.html.
Worker's Memorial Day am Freitag, 28. April / fast 100.000 Unfälle auf Baustellen im vergangenen Jahr / Warnung vor Asbest