Baugerüst mit Pfütze
(Foto: Pixabay)
03.11.2023
Pressemitteilungen 2023

Fünfte Verhandlung im Gerüstbauhandwerk geplatzt. Gewerkschaft fordert ein Ende des Reallohnverlustes.

"Es scheint so, als ob den Arbeitgebern mittlerweile jegliche Empathie für das Leben Ihrer Beschäftigten abhandengekommen ist. 1,5 Prozent unter dem Inflations-Jahresdurchschnitt anzubieten, ist schon die pure Provokation." So kommentiert Carsten Burckhardt, im Vorstand der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) für das Bauhauptgewerbe zuständig, das letzte Angebot der Gerüstbauunternehmen. "Wir haben jetzt seit Juni die fünfte Verhandlungsrunde hinter uns, und es bewegt sich gar nichts!" Die Arbeitgeber bieten fünf Prozent mehr Lohn mit einer Laufzeit von zwölf Monaten an, weitere zwölf Monate soll es noch einmal drei Prozent mehr geben. "Wir reden hier nicht von Manager-Gehältern oder höheren Einkommen, wir reden hier von Menschen, die die enorm gestiegenen Mieten nicht mehr bezahlen können, die beim Einkaufen genau schauen müssen, wieviel am Ende auf dem Kassenband liegt und die auch gerne im Warmen zu Hause entspannen möchten. Wir müssen dem Reallohnverlust ein Ende setzen", sagt Burckhardt unmissverständlich. Die IG BAU fordert deshalb 6,5 Prozent mehr Lohn für zwölf Monate, um die hohe Inflationsrate einigermaßen ausgleichen zu können.

"Das Angebot ist beim dem herrschenden Fachkräftemangel doch Harakiri, der Gerüstbau sucht händeringend nach Beschäftigten. Irgendwann können die Unternehmen keine Aufträge mehr annehmen, weil sie schlicht kein Personal mehr haben. Ist das so schwer zu verstehen", sagt der Gewerkschafter. Auch das Argument der Gerüstbauunternehmen, der Wohnungsbau stecke in der Krise, sei nur die halbe Wahrheit. "Im Infrastrukturbau wie Straßen, Schienen, Brücken etc. boomt es ohne Ende, das zeigen auch die neuesten Erhebungen des statistischen Bundesamtes."

Noch etwas ärgert Burckhardt: "Wir beobachten, dass für Arbeitgeber die altbewährten Flächentarifverträge zunehmend an Bedeutung verlieren." "Sollen die Firmen das doch alleine regeln mit Haustarifverträgen", sei immer wieder zu hören. "Da wird mit dem Feuer gespielt, auch hier muss endlich Schluss sein. Man will einfach die Solidarität der Beschäftigten auseinanderdividieren", sagt Burckhardt. Seit Anfang Oktober ist das Gerüstbau-Handwerk quasi "tariflos", denn Ende September lief der alte Tarifvertrag aus.

Im Gerüstbau sind rund 35 000 Frauen und Männer beschäftigt. Im Schnitt verdient ein Gerüstbauer 3 000 Euro brutto im Monat.

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