Filiz Mahner Svitlana Linne Irina Bonda
(Foto: IG BAU): TBZ-Leiterin Filiz Mahner, Svitlana Linne und Irina Bonda kümmern sich mit viel Engagement um die Flüchtlinge.
20.06.2022
E wie Ehrenamt

Eigentlich befindet sich ihr Büro im Haus der Baugewerkschaft in Frankfurt am Main, in der Finanzabteilung. Doch seit ein paar Wochen pendelt Svitlana Linne regelmäßig ins Tagungs- und Bildungszentrum (TBZ) nach Steinbach. Die Ukrainerin steht den dort untergebrachten Kriegsflüchtlingen mit Rat und Tat zur Seite. Für die Mai-Ausgabe des Grundstein hatten wir sie interviewt. Zum heutigen Weltflüchtlingstag möchten wir den Beitrag auf unserer Website teilen.

In Kiew hat sie 30 Jahre gewohnt, bis sie vor 15 Jahren nach Deutschland gekommen ist. Die Ukraine trägt sie immer im Herzen. Umso schlimmer ist es für sie, die Bilder der zerstörten Städte und der verzweifelten Menschen zu sehen. Aber ihr Einsatz lässt sie ihre eigentliche Hilflosigkeit vergessen.

Grundstein: Wie hast Du vom Ausbruch des Krieges in der Ukraine erfahren?
Svitlana: Mein Mann hat mich morgens geweckt und mir die schreckliche Nachricht überbracht. Niemals im Leben hätte ich gedacht, dass es so weit kommt. Dass Putin tatsächlich zu so einem Schritt fähig ist.

Was waren Deine ersten Gedanken?
Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht – um Verwandte, Freundinnen, Freunde und um mein Land. Aber mir war sofort klar, dass ich nicht tatenlos rumsitzen kann. Und als es dann hieß, dass in Steinbach Menschen Zuflucht finden, habe ich sofort meine Hilfe angeboten. Auch in Bad Vilbel, wo ich wohne, stehe ich meinen ukrainischen Landsleuten zur Seite.

Was hat Dich in dieser schrecklichen Situation am meisten überrascht oder beeindruckt?
Die Solidarität und Hilfsbereitschaft hier vor Ort. Die Menschen haben für die Flüchtlinge ihre Türen und Herzen geöffnet. Mir sind in den vergangenen Wochen oft die Tränen vor Dankbarkeit gekommen. Und was Filiz (gemeint ist Filiz Mahner, Leiterin des TBZ) und ihr Team auf die Beine stellen, ist enorm. Alles ist bestens organisiert. Und wenn etwas fehlt, werden Aufrufe in Facebook-Gruppen gestartet. Die Spendenbereitschaft und die Herzlichkeit der Steinbacher*innen sind großartig.

Macht das den Geflüchteten das Ankommen leichter?
Ja, natürlich. Aber für die meisten ist klar: Sie wollen nichts geschenkt. Sie wollen sich nützlich machen, die Sprache lernen,
arbeiten. Und irgendwann, wenn der Krieg vorbei ist, in ihre Heimat zurück. Es sind ja vor allem Frauen und Kinder, die nach Deutschland kommen. Natürlich freuen sie sich, in Sicherheit zu sein, machen sich aber auch Sorgen um ihre Männer, Söhne, Väter, Brüder, die in der Ukraine kämpfen – für ihre Freiheit, für Demokratie, für ein friedliches Europa. Dennoch legen sie nicht die Hände in den Schoß und packen mit an. Auch im TBZ: im Garten, bei kleineren Reparaturen, beim Reinigen der Zimmer.

Wie hat dieses ehrenamtliche Engagement Dich in den vergangenen Wochen verändert?
Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, dass ich beispielsweise in Bad Vilbel bei fremden Menschen wegen Wohnungen anrufe… das hätte ich nie geglaubt. Ich bin viel selbstbewusster geworden und habe gemerkt: ich kann viel erreichen. Jede*r kann das, man muss es nur wollen.

Wenn jetzt eine gute Fee käme und du drei Wünsche frei hättest: Was würdest Du sagen?
Ich bin so dankbar für die Solidarität und die Herzlichkeit mit der meine Landsleute begrüßt wurden und werden. Ich hoffe, dass die Stimmung auch weiter so bleibt. Ich wünsche mir und meinem Land eine sofortige Waffenruhe, damit das sinnlose Sterben aufhört. Und natürlich wünsche ich mir Frieden und Freiheit für die Ukraine und Europa. 

Das Interview führte Christiane Nölle

Steinbach Geflüchtete
(Foto: IG BAU) Svitlana und ihre ukrainischen Landsleute. Spenden, wie Süßigkeiten und Spielzeug, kommen besonders bei den jungen Gästen prima an.

Wer Geld  spenden möchte*:

Spendenkonto: Gewerkschaften helfen e.V.
Nord LB
IBAN: DE40 2505 0000 0151 8167 90
BIC: NOLADE2HXXX
Stichwort: Gewerkschaftliche Ukraine-Hilfe

*Spender*innen, die eine Spendenquittung erhalten möchten, geben bitte direkt in der Überweisung ihren vollständigen Namen und ihre Adresse an. Oder sie füllen das entsprechende Formular auf www.gewerkschaften-helfen.de aus. Die Spendenquittung wird Anfang des nächsten Jahres zugestellt.