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"Und wieder einmal: Menschen mit niedrigem Einkommen sollen gegeneinander ausgespielt werden"

ulrike laux
Ulrike Laux (© IG BAU, Tobias Seifert)
20.10.2023
Pressemitteilungen 2023

IG BAU übt massive Kritik an Gebäudereinigungsumfrage. Beschäftigte kündigen nicht wegen Bürgergeld.

"Diese Umfrage ist höchst unseriös, die Grundlage sind Annahmen statt Fakten. Wieder einmal sollen Menschen mit niedrigem Einkommen gegeneinander ausgespielt werden, eine Geschichte, die immer und immer wieder aufgewärmt wird." So kommentiert Ulrike Laux, im Vorstand der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) zuständig für die Gebäudereinigungs-Branche, die jüngste Herbstumfrage des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks. Danach gaben 28,4 Prozent der befragten Unternehmen an, dass bereits mehrere Beschäftigte mit konkretem Verweis auf das Bürgergeld gekündigt beziehungsweise eine Kündigung in Aussicht gestellt haben. Weitere 40 Prozent bestätigten diesen Trend, sprechen aber noch von Einzelfällen.

"Die Reinigungsbranche würde jetzt unter massiv steigenden Kündigungen leiden, weil es sich nicht lohnen würde, zu arbeiten, haben manche sofort spekuliert, aber das Gegenteil ist der Fall", sagt Laux. Sie verweist auf Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit: Aufgrund der eingetrübten Konjunktur stieg die Zahl der Arbeitslosen von September 2022 bis 2023 über alle Berufsgruppen hinweg um 5.6 Prozent, in den Reinigungsberufen jedoch nur um 2,5 Prozent. "Das sind die Fakten, alles andere sind weit hergeholte Behauptungen. Hier sollte nur wieder das durch die Bundesregierung neu aufgestellte Bürgergeld (vormals Hartz-IV) torpediert werden."

Laux macht deutlich, das mittlerweile sogar viele Frauen und Männer gerne ihren Job in der Reinigungsbranche machen. Wenn jemand in eine andere Branche wechsele dann nur, weil dort besser bezahlt werde. Ein weiterer Grund sei, dass viele keine Vollzeitjobs bekämen, sondern nur in Teilzeit arbeiten könnten. "Das sind die Gründe, aber nicht, weil jemand sich Bürgergeld 'abgreifen' will."

"Warum geht es eigentlich immer nur um einen Unterbietungswettbewerb? Umgekehrt muss es sein, wenn genug Lohn bezahlt wird, dann wollen die Menschen auch arbeiten. Nach jüngsten Berechnungen müsste der Mindestlohn derzeit bei etwa 14,57 Euro liegen, um ein einigermaßen gutes Auskommen zu haben", sagt Laux. Im Gebäudereinigungs-Handwerk mit rund 700 000 Beschäftigten wird derzeit ein Branchenmindestlohn in Höhe von 13 Euro gezahlt, ab Januar 2024 sind es 13,50 Euro.

IG BAU übt massive Kritik an Gebäudereinigungsumfrage / Beschäftigte kündigen nicht wegen Bürgergeld