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Maler und Lackierer: IG BAU von 1,6-Prozent-Angebot fassungslos
"Über Monate nicht verhandeln können oder wollen und dann ein Angebot von 1,6 Prozent mehr Einkommen für Maler und Lackierer auf den Tisch legen…da fällt einem nichts Freundliches zu ein." So kommentiert Carsten Burckhardt, Verhandlungsführer und Vorstandsmitglied der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), das jüngste Angebot des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz in der derzeit laufenden Tarifauseinandersetzung. Die zudem angebotenen 300 Euro Inflationsausgleichsprämie sind für den Gewerkschafter ein "unmoralisches Angebot und Fake News. Mal abgesehen von dem viel zu geringen Betrag, so ist es auszahlungstechnisch gar nicht mehr möglich."
Die IG BAU fordert acht Prozent mehr. Auch wenn die Inflationsrate derzeit um die zwei Prozent pendelt, so hat sich ein Reallohnverlust seit 2022 auf 7,8 Prozent aufgebaut. So stiegen beispielsweise die Mieten, Lebensmittelpreise oder die Versicherungsbeiträge drastisch an und halten sich weiterhin auf einem hohen Niveau. "Die Beschäftigten im Maler- und Lackiererhandwerk arbeiten wie die Pferde und werden bezahlt wie die Ponys, Sie brauchen dringend mehr Geld im Portemonnaie", sagt Burckhardt. Er widerspricht auch dem Argument der Arbeitgeber, dass die derzeitige Wohnungsbaukrise höhere Lohnsteigerungen nicht zulasse: "Rund 85 Prozent der Aufträge im Malerhandwerk sind private Sanierungen und Renovierungen, der Auftragsvorlauf beträgt über elf Wochen. Da ist von Krise nichts zu spüren." Zudem schössen sich die Unternehmen des Maler- und Lackiererhandwerks mit der minimalen Lohnerhöhung ein "Eigentor", denn benachbarte Branchen zahlten mittlerweile deutlich höhere Löhne. "Die Abwanderung ist schon angelaufen. Gleichzeitig hat eine eigene Umfrage des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz in ihren Mitgliedsbetrieben einen nach wie vor hohen Fachkräftebedarf festgestellt. Da läuft etwas gehörig verkehrt – aber das müssen die Arbeitgeber in diesem Jahr mit Knecht-Ruprecht ausgiebig diskutieren und im nächsten Jahr, hoffentlich mit Erhellung am Verhandlungstisch."
Der vormalige Tarifvertrag ist am 30. September dieses Jahres ausgelaufen und gilt bis auf Weiteres. 1,6 Prozent mehr bedeutet für den Lohn eines jungen Facharbeiters oder einer jungen Facharbeiterin eine Steigerung von 30 Cent auf 19,17 Euro, die Forderung der IG BAU von acht Prozent machen 1,50 Euro aus, der Stundenlohn würde dann 20,37 Euro betragen. Die Laufzeit liegt bei jeweils zwölf Monaten. Die dritte Verhandlungsrunde ist auf den 29. Januar 2025 terminiert. Das Maler- und Lackiererhandwerk ist mit 21 000 Betrieben und 130 000 Beschäftigten die zweitgrößte Bauwirtschaftsbranche.