17. Juni 1953: Arbeiteraufstand in der DDR
Bereits in den Monaten zuvor kippte die Stimmung in der Bevölkerung. Sie war überarbeitet und unterversorgt, der Lebensstandard sank. Hinzu kam das Vorgehen des Staates gegen Teile der Bevölkerung, etwa Bäuerinnen*Bauern mit eigenen Höfen, Einzelhändler*innen und private Unternehmen generell, Kirchenmitglieder. Viele Kritiker*innen des Regimes landeten im Gefängnis, die Fluchtbewegung in die BRD wuchs. Das Fass zum Überlaufen brachte schließlich eine Erhöhung der Arbeitsnormen um 10,3 Prozent bei gleichbleibenden Löhnen.
Am 15. und 16. Juni kommt es auf Berliner Großbaustellen zu spontanen Protesten, denen sich weitere Menschen anschließen. Es geht ihnen nicht mehr nur um eine Rücknahme der Normerhöhung, sondern um den Rücktritt der Regierung und um freie Wahlen. Am 17. Juni treten in der ganzen DDR die Belegschaften vieler großer Betriebe in den Streik, Demonstrationszüge ziehen durch die Innenstädte, aber auch in vielen kleinen Orten gibt es Protestaktionen.
Sowjetisches Militär und Kasernierte Volkspolizei schlugen den Aufstand schließlich nieder. Allein in Ostberlin fuhren 600 Panzer auf, rund 20 000 sowjetische Soldat*innen und 8 000 Mitglieder der Kasernierten Volkspolizei waren im Einsatz. Am Ende kostete der Aufstand 55 Menschen das Leben – darunter sieben, die zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden. 15 000 wurden festgenommen.
In der DDR führte der Aufstand zum Ausbau von staatlicher Kontrolle und Überwachung. Das Misstrauen der DDR-Regierung gegenüber der eigenen Bevölkerung wuchs. Selbst wer der Theorie nachhing, der Aufstand wäre durch "den Westen" gesteuert, konnte nicht übersehen, dass sich ein großer Teil der Bevölkerung offen gegen das Regime stellte. Aber auch bei der Bevölkerung blieb die Niederschlagung lange im Gedächtnis – eine Warnung dafür, welche Folgen ihr Widerstand gegen das System haben konnte.
In der BRD wurde der 17. Juni noch im gleichen Jahr durch den Bundestag zum "Tag der deutschen Einheit" erklärt. Bis zur Wiedervereinigung 1990 war er ein gesetzlicher Feiertag. Aus Politik und Gewerkschaften gab es Solidarität mit den mutigen Aufständischen und Empörung über das Verhalten von Sowjet- und DDR-Regierung.
70 Jahre später zeigt der 17. Juni 1953, wie wichtig es ist, ein selbstbestimmtes Leben immer wieder zu verteidigen und ein Leben in Würde immer wieder aufs Neue zu erkämpfen.