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DGB Frauen für eine Fachkräftesicherung mit Geschlechterperspektive

Abeitnehmerin
(Foto: Ascel Kadhem / Unsplash)
13.12.2022
Frauen

Demografischer Wandel, Digitalisierung und Umbau der Wirtschaft lassen das Thema der Fachkräftesicherung weit oben auf die politische Agenda rücken. Wenn es um mögliche Lösungswege geht, wird in der Diskussion auch auf eine stärke Partizipation von Frauen am Arbeitsmarkt verwiesen. Kein Wunder, denn hier liegt wohl das größte und somit wichtigste Beschäftigungspotenzial zur Fachkräftesicherung – zumal Frauen heute besser ausgebildet sind als je zuvor.

Doch die Ausweitung der Erwerbsbeteiligung von Frauen ist kein Selbstläufer, denn Frauen sehen sich in der Arbeitswelt nach wie vor vielfältigen Hürden gegenüber. Dies macht auch eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) deutlich.

Hier besteht Handlungsbedarf: Die größten Hürden für Frauen in der Arbeitswelt

Auf die Frage, wo die größten Hürden für Frauen in der Arbeitswelt liegen, nannte mehr als zwei Drittel der befragten Frauen (67 Prozent) die niedrige Entlohnung beziehungsweise die schlechtere Bezahlung, dicht gefolgt von der mangelnden Vereinbarkeit von Familie und Beruf (63 Prozent). Jede Dritte (35 Prozent) sah zudem in Sexismus und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz sowie im fehlenden Gestaltungsspielraum bei der Arbeitszeit eine hohe Hürde für Frauen in der Arbeitswelt. Auf Platz fünf landeten schlechte Arbeitsbedingungen (hohe Arbeitsdichte, Zeitdruck etc.), die 28 Prozent der befragten Frauen als Hindernis am Arbeitsmarkt wahrnahmen.

Kachel DGB Frauen

Die Umfrageergebnisse zeigen auch: Nicht nur die Frauen selbst, sondern auch die befragten Männer sind sich der Schieflagen auf dem Arbeitsmarkt bewusst. Zwar sind die Zustimmungswerte insgesamt niedriger als bei den Frauen, sie ergeben aber ein ähnliches Bild. So sahen über die Hälfte der befragten Männer die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf als eine der größten Hürden für Frauen in der Arbeitswelt, 45 Prozent die niedrigere Entlohnung von Frauen. Knapp ein Drittel der Männer (30 Prozent) nahmen Sexismus und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz als eine der größten Hürden für Frauen wahr, gefolgt von fehlendem Gestaltungsspielraum bei der Arbeitszeit (25 Prozent) und schlechten Arbeitsbedingen (17 Prozent).

Zitat von Elke Hannack
Zitat von Elke Hannack

Zeit zu handeln: Die Arbeitgeber*innen müssen ran

Doch wer ist am ehesten dafür zuständig, die Hürden für Frauen in der Arbeitswelt abzubauen? Die Antwort auf diese Frage fällt eindeutig aus: Knapp die Hälfte (49 Prozent) der befragten Männer und Frauen sieht hier die Arbeitgeber in der Pflicht. Dass die Bundesregierung primär für die Beseitigung der Hürden für Frauen in der Arbeitswelt verantwortlich ist, denken etwa ein Viertel der Befragten (27 Prozent). Und nur 8 Prozent sehen die Hauptverantwortung bei den Gewerkschaften.

Hürden für Frauen in der Arbeitswelt

Die Ergebnisse der Umfrage spiegeln die verschiedenen Handlungsspielräume der Akteur*innen beim Abbau der Hürden für Frauen in der Arbeitswelt wider. Die Bundesregierung kann zwar die erforderlichen Rahmenbedingungen für Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt schaffen. Die Gewerkschaften können in der Gesellschaft für gleichstellungspolitische Anliegen werben und gemeinsam mit Betriebs- und Personalräten die Arbeitgeber*innen unter Druck setzen. Doch handeln müssen am Ende vor allem die Arbeitgeber*innen auf betrieblicher Ebene, damit Frauen gleichberechtigt am Erwerbsleben teilhaben können.

Zentrales politisches Instrument: Gleichstellungscheck erhält hohe Zustimmungswerte

Gesetzgebung und -umsetzung müssen die Rahmenbedingungen für die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsmarkt und im Privatleben schaffen, orientieren sich jedoch nach wie vor an der Lebenswelt von Männern. Daher ist es höchste Zeit, mit Hilfe eines Gleichstellungschecks Regelungsvorhaben des Bundes unter gleichstellungspolitischen Aspekten zu überprüfen.

Dieser Ansicht ist auch die Mehrheit in der Bevölkerung, wie aus den Umfrageergebnisse hervorgeht. So denken 59 Prozent der Befragten, dass die Bundesregierung die unterschiedlichen Lebenslagen von Frauen und Männern in jedem Fall stärker berücksichtigen sollte, wenn sie politische Maßnahmen – etwa bei der Fachkräftesicherung – ergreift. Nur fünf Prozent der Befragten lehnt einen Gleichstellungscheck komplett ab. Knapp ein Fünftel (18 Prozent) findet, dass die unterschiedlichen Lebenslagen von Frauen und Männern in der Politik schon ausreichend Berücksichtigung findet. Dies ist ein klares Zeichen an die Politik!

Dieser Beitrag ist ursprünglich bei den DGB Frauen erschienen.

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