DGB-Index Gute Arbeit: Jahresbericht 2024
Vitamin B kann bei der Karriereplanung bekanntlich hilfreich sein. Auch Arbeitgeber profitieren, wenn ihre Mitarbeiter*innen Werbung für ihren Betrieb machen, um neue Fachkräfte zu gewinnen. Ob Beschäftigte im Freundeskreis oder der Familie die Werbetrommel für ihren Betrieb rühren, hängt stark mit den Arbeitsbedingungen dort zusammen. 76 Prozent von Beschäftigten in Betrieben mit schlechter Bezahlung, Stress und Überstunden geben an, ihren Arbeitgeber nicht weiterzuempfehlen. Warum auch?
Impuls für die Wirtschaft: Aufstockung von Teilzeit
Um die Fachkräftelücken zu schließen, muss Deutschland Potenziale aktivieren, die bisher nicht im Fokus standen. Damit kann auch der lahmenden Wirtschaft geholfen werden.
Einen enormen Impuls gäbe es, wenn Teilzeitbeschäftigte ihre Arbeitszeit aufstocken würden: Etwa ein Drittel aller Arbeitnehmer*innen in Deutschland arbeitet in Teilzeit – überwiegend sind es Frauen. Der DGB-Index Gute Arbeit zeigt: Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Teilzeitbeschäftigten arbeitet aufgrund von Sorgeverpflichtungen wie Kinderbetreuung oder pflegebedürftigen Angehörigen mit verkürzten Arbeitszeiten. Und 39 Prozent nennen als Grund für die Teilzeitarbeit die zu hohe Belastung bei ihrer Tätigkeit.
Frauen den Weg aus der Teilzeit ermöglichen
Die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi ist sich sicher: "Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten. Doch die Hürden für Frauen in der Arbeitswelt sind nach wie vor hoch. Es ist höchste Zeit, diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen." Entscheidend seien gleiche Löhne für gleiche Arbeit, deutlich mehr Investitionen in Kitas und Ganztagsschulen und eine gerechtere Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit in den Familien. "Das trägt zur Fachkräftesicherung bei und es ermöglicht Frauen, wirtschaftlich auf eigenen Beinen zu stehen", so Fahimi. Zwei Drittel der Befragten berichten, dass sie keine Angebote zur Entlastung für familiäre Verpflichtungen vom Chef erhalten. Hier ist viel Luft nach oben.
Weiterbildung geht häufig am Bedarf vorbei
Zudem muss es gelingen, mehr Menschen weiterzubilden und sie so für neue Aufgaben fit zu machen. Zwar stehen betriebliche Weiterbildungsmaßnahmen einer Mehrheit der Beschäftigten zur Verfügung, allerdings sind diese Angebote überwiegend von kurzer Dauer. Und: Sie werden häufig nicht in Anspruch genommen, weil sie an Bedarfen vorbeigehen oder weil die Arbeitssituation es nicht zulässt: zu wenig Zeit, fehlende Vertretung. Die Ergebnisse des DGB-Index zeigen: Je länger eine Weiterbildung dauert, desto besser wird sie von den Beschäftigten bewertet.