Seitenpfad:

Deutsche Saatveredelung: "Eine Klassensprecherwahl ist dagegen hochseriös"

DSV
(Foto: IG BAU)
27.08.2025
Pressemitteilungen 2025

IG BAU kritisiert Aufbau von Parallelstrukturen durch externe Agentur bei Deutsche Saatveredelung AG / SPD-Spitze in Lippstadt

Lippstadt – Der designierte stellvertretende Regionalleiter der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Westfalen, Lukas Rittinghaus, hat keine guten Nachrichten für den prominenten Besuch: Nach monatelanger Gesprächsverweigerung präsentiert jetzt die Deutsche Saatveredelung AG (DSV) einen "alternativen Dialogprozess", gestaltet von einer großen professionellen Kommunikationsagentur, die die DSV extra engagiert hat. Die Gewerkschaft kämpft zusammen mit vielen Beschäftigten seit einiger Zeit für einen Haustarifvertrag. "Das ist alles andere als ein Fortschritt, das ist keine echte Gesprächsbereitschaft, sondern professionelles Union Busting", erklärt Rittinghaus den SPD-Vorsitzenden in Nordrhein-Westfalen Sarah Philipp und Achim Post. Sie sind am Mittwoch nach Lippstadt zum DSV-Hauptsitz gekommen, um sich über die Situation in der Tarifauseinandersetzung zu informieren.

Gewerkschafter Rittinghaus wirft der DSV und der Agentur vor, bewusst parallele Strukturen neben dem legitimierten Betriebsrat und der gewählten Tarifkommission aufzubauen. Bereits in anderen Betrieben habe die externe Beratungsfirma Streiks blockiert und Belegschaften gespalten. Ihr Geschäftsmodell sei, gewerkschaftliche Strukturen mittels Scheinverhandlungen zu umgehen. Die Ergebnisse blieben rechtlich unverbindlich und ohne echte Tarifmacht. Besonders skandalös sei, dass diese Parallelstrukturen durch fragwürdige Abstimmungen zustande gekommen seien. Beschäftigte, die im Urlaub waren, hätten trotz Vollmachten nicht teilnehmen dürfen, Abwesende durften erst gar nicht gewählt werden. "Eine Klassensprecherwahl ist dagegen hochseriös. Was hier geschieht, ist das Gegenteil von demokratischer Mitbestimmung", sagt Rittinghaus.

Die IG BAU setzt sich für einen Haustarifvertrag ein, damit endlich Schluss ist mit individuellen Einkommenseingruppierungen nach Gutdünken. Die Gewerkschaft fordert zudem 350 Euro mehr pro Monat für alle Beschäftigten, drei zusätzliche Urlaubstage für Gewerkschaftsmitglieder und die Festschreibung der bisherigen betrieblichen Leistungen. Seit Ende März dieses Jahres haben die DSV-Beschäftigten an den fünf Deutschland-Standorten in Lippstadt und Thüle in Westfalen, Leutewitz in Sachsen, Bückwitz in Brandenburg sowie Asendorf in Niedersachsen immer wieder ihre Arbeit niedergelegt. Deutschlandweit arbeiten rund 450 Frauen und Männer bei der DSV, mit den ausländischen Standorten sind es etwa 780. Nach eigenen Angaben betrug der Gewinn der DSV-Gruppe im Geschäftsjahr 2023/2024 rund 11,1 Millionen Euro vor Steuern. Das Leistungsspektrum des Unternehmens reicht von der Forschung und Züchtung über die Produktion, Aufbereitung und den Vertrieb von Saatgut bis hin zur Beratung.