Heike Hoffmann
(Foto: zplusz)
10.05.2022
E wie Ehrenamt

"Ich habe vorher nie daran gedacht, sowas zu machen." Heike Hoffmann scheut sich nicht vor Herausforderungen und hat in ihrem Berufsleben so manches Neuland betreten. Doch als sie sich 2013 zur Betriebsratswahl aufstellen ließ, ahnte sie nicht, dass sie diese als neue Betriebsratsvorsitzende von ISS Energy Services Grafenrheinfeld verlassen würde.

"Der damalige Betriebsratsvorsitzende hat einfach während der Wahl gekündigt. Alle anderen waren Neulinge wie ich, niemand wollte den Vorsitz machen. Also habe ich es übernommen", erinnert sich Heike. Vor allem in der Anfangszeit waren die neuen Betriebsratsmitglieder froh, ihre IG BAU an der Seite zu haben: "Unsere Branchensekretärin war bei jeder BR-Sitzung dabei. Wir konnten sie bei Fragen jederzeit ansprechen, und sie hat immer gute Antworten gegeben."

Heike hat 2009 als Kundenbetreuerin im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld (KKG) angefangen. Davor war sie "immer irgendwie im Kaufmännischen tätig", beispielsweise als Leiterin Warenwirtschaft in einem Fotofachgeschäft in Schweinfurt, wo sie die Umstellung auf Computerkassen organisierte. Seit 2016 ist die geborene Fränkin Assistentin der Standortleitung im "KKG". Das Kernkraftwerk wurde 2015 abgeschaltet, seit 2018 ist es im Rückbau. "Wir müssen es so zurückbauen, wie es vor dem Bau ausgeschaut hat, das heißt: grüne Wiese", erklärt Heike. Noch rund zehn Jahre wird dieser Prozess in Anspruch nehmen.

Immer für Kolleg*innen ansprechbar

Den Vorsitz im Betriebsrat hat Heike inzwischen niedergelegt, da sie ihn mit dem Arbeitsumfang, den ihr Job mit sich bringt, nicht mehr vereinbaren konnte. Sie hat nun die Stellvertretung inne und ist noch im Wirtschaftsausschuss sowie in der Tarifkommission für den Haustarifvertrag. "Bei Gesamtbetriebsratssitzungen oder im Wirtschaftsausschuss bekommt man alles aus erster Hand von der Geschäftsführung erzählt und kann das in seinen Gremien weitergeben, wie zum Beispiel die mehrmaligen Verkäufe des Unternehmens. Das ist immer sehr interessant", unterstreicht Heike. Als Betriebsrätin ist sie stets ansprechbar für ihre rund 100 Kolleg*innen, vor Ort im Kraftwerk oder per E-Mail und Telefon für die Beschäftigten der anderen Standorte, für die ihr Gremium noch zuständig ist: "Wenn wir mal selbst nicht weiter wissen, rufen wir unsere Branchensekretärin an, die ist unser Telefonjoker."

Auch bei neuen Betriebsvereinbarungen oder anderen Fragen setzen Heike und ihre BR-Kolleg*innen auf die Unterstützung ihrer Gewerkschaft: "Wir fühlen uns sicherer, wenn wir jemanden an unserer Seite haben, als wenn wir einfach drauflos und irgendwas machen. Die IG BAU ist eine zuverlässige Partnerin, an die man sich immer wenden kann."

Mitglied bei der IG BAU ist Heike schon vor ihrer Betriebsratstätigkeit geworden: "Ich wollte mir damals das Urlaubsgeld sichern, das laut Haustarifvertrag nur Gewerkschaftsmitgliedern zusteht", erinnert sie sich. Damals wusste sie noch nicht, dass sie als Mitglied der Tarifkommission einmal selbst mitbestimmen würde, was im Haustarifvertrag steht. Aber ihr war bewusst, dass sie als Mitglied auf weitere Leistungen der Gewerkschaft zählen kann, wie Freizeitunfallversicherung, Krankengeldzuschuss oder Streikgeld. Die Rechtsberatung der IG BAU hat sie bereits in Anspruch genommen, um sich – erfolgreich – gegen eine Versetzung zu wehren. "Wenn man in der Gewerkschaft ist, hat man immer kompetente Ansprechpartner*innen, die einem bei Fragen oder Problemen rund um die Arbeit weiterhelfen", weiß Heike. Und offensichtlich kann sie das auch ihren Kolleg*innen gut nahebringen: Beim Gewinnspiel "Mitglieder werben Mitglieder" des Bezirksverbandes Mainfranken hat sie kürzlich den ersten Preis gewonnen.

Text: Cordula Binder