Simone Hoffmeister
(Foto: Christian Hofmeister)
20.04.2023
E wie Ehrenamt

"Ich brauche Herausforderungen": Ob als Frau in "Männerberufen", als Mitglied in ihrem IG BAU-Ortsverbands- und Bezirksvorstand oder als frischgebackene Teamerin: Simone Hoffmeister stellt sich gerne den Aufgaben, die ihr Leben mit sich bringt. Immer nur Routine ist nichts für die Hausmeisterin und gelernte Zimmerin.

Ihre Ausbildung hat die gebürtige Oberpfälzerin in der Heimat absolviert. In ihrer Berufsschulklasse war sie das einzige Mädchen, Akzeptanzprobleme gab es aber keine: "Ich konnte beim Armdrücken mit meinen Klassenkameraden mithalten. Außerdem war ich relativ gut in Mathe, und da waren einige ganz froh, wenn ich ihnen geholfen habe."

Mit 19 zog Simone nach Niedersachsen, 1999 kam ihre Tochter zur Welt. Nach dem Erziehungsurlaub wollte sie wieder anfangen zu arbeiten, aber "als Frau mit Kind in Teilzeit auf dem Bau arbeiten, das war einfach unmöglich". Nach einer Reihe unterschiedlicher Jobs fing sie schließlich in der Gebäudereinigung an: "Teilzeit und oft abends arbeiten, das lässt sich als Frau mit Kind gut vereinbaren", meint Simone. In der Gebäudereinigung war sie schließlich Vorarbeiterin, wechselte dann in einem Objekt in Celle in den öffentlichen Dienst und dort in den Hausmeisterbereich: "Das ist voll mein Ding! Ich habe die Handwerker-Gene von meinem Papa geerbt."

Bei Simones Eintritt in die IG BAU spielten erstmal pragmatische Gründe eine Rolle, wie das tariflich zugesicherte Urlaubsgeld für Gewerkschaftsmitglieder in der Gebäudereinigung. Ihr Engagement begann vor eineinhalb Jahren mit einem Anruf ihrer Gewerkschaftssekretärin: "Dabei ging es eigentlich darum, ob mein Arbeitgeber noch derselbe ist. Das Gespräch dauerte schließlich drei Stunden, und danach wusste ich überhaupt erst, was ich alles in der Gewerkschaft ehrenamtlich tun kann. Aber dann ging es Holterdiepolter", erinnert sich Simone. Ermutigt und unterstützt von der Gewerkschaftssekretärin ließ sie sich als Vertreterin von Facility Managementund Gebäudereinigung 2021 in den Ortsverband-Vorstand Celle wählen und 2022 in den Bezirksvorstand Nordost-Niedersachsen, wurde Delegierte des Bezirksverbandstages, Mitglied im Bezirksbeirat und Delegierte zum Gewerkschaftstag.

Qualifizierung zur IG BAU-Teamerin

Mit ihren Ämtern in der IG BAU sieht Simone die Möglichkeit, Dinge zu ändern. "Als Delegierte zum Gewerkschaftstag habe ich erstmals gemerkt, dass ich sowas wie Macht habe", meint sie. "Ich kann dazu beitragen, dass der Bundesvorstand auf politischer Ebene bestimmte Themen vorantreibt." Sie möchte sich für die Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt einsetzen – vor allem auch, dass Frauen mit Kindern nicht auf Teilzeitarbeit und geringfügige Beschäftigung zurückgeworfen sind.

Da Simone sich bei all ihrem Engagement noch als "gewerkschaftliches Greenhorn" fühlte, war sie sehr froh über die Möglichkeit, an dem Qualifizierungsprogramm "Leitung von Gruppenprozessen – Prozessmanagement" teilzunehmen, mit dem die IG BAU ehrenamtliche Teamerinnen für die Bildungsarbeit aus- und fortbildet. Als eine von 15 Teilnehmerinnen hat sie die eineinhalbjährige Qualifizierung im vergangenen November abgeschlossen "Die Weiterbildung hat uns alle verändert. Sie hat unglaublich viel gebracht", resümiert sie. Und wendet ihre neuen Fähigkeiten bereits an, indem sie bei den Frauenseminaren in ihrem Bezirk mitwirkt. Gemeinsam mit der Gewerkschaftssekretärin Margarete Wille will sie in Nordost-Niedersachsen einen Arbeitskreis Frauen aufbauen, um die Frauen zu stärken und für gewerkschaftliches Engagement zu begeistern.*

Simone: "Ich habe gelernt, dass ich durch die Gewerkschaft selbst was in Bewegung setzen kann. Ich kann politisch etwas verändern, obwohl ich kein Abitur habe und nicht im Landtag oder Bundestag sitze. Genau das möchte ich anderen auch vermitteln."

* Ansprechpartnerin: Gewerkschaftssekretärin Margarete Wille, [Bitte aktivieren Sie Javascript]

Text: Cordula Binder
Der Beitrag ist ursprünglich in der März-Ausgabe des Grundstein erschienen.