Sonja Bleischwitz
(Foto: IG BAU / privat)
01.09.2022
E wie Ehrenamt

"Da haben wir Zeichen gesetzt!" Dass die rund 700 000 Beschäftigten im Gebäudereiniger-Handwerk bald deutlich mehr Geld bekommen, ist vor allem auch ein Erfolg der Aktiven in den Betrieben, findet Sonja Bleischwitz. Die Personalsachbearbeiterin aus Augsburg engagiert sich in verschiedenen Gremien der IG BAU für die Reinigungskräfte.

"Die 13 Euro ab Oktober sind ein super Erfolg. Mit den Aktionen in den Betrieben haben die Beschäftigten Druck bei den Arbeitgebern aufgebaut und gezeigt, dass sie hinter unseren Forderungen stehen. Die waren voll dabei, das hat total Spaß gemacht", ist Sonja immer noch begeistert. Sie findet, dass die Gebäudereinigung eine der am stärksten unterschätzten Branchen ist. "Man denkt, die putzen ja bloß, aber gerade in der Pandemie hat man doch gesehen, wie wichtig die Reinigungskräfte sind!" Mit dem aktuellen Tarifergebnis sind wir auf einem guten Weg, aber es gibt auch noch viel zu tun: "In der Branche arbeiten viele, die sich nicht auskennen mit ihren Rechten, da läuft oft so einiges schief in den Firmen. Weihnachtsgeld ist auch noch ein wichtiges Thema. Es geht aber nicht nur um die Bezahlung und die Rechte der Beschäftigten, sondern auch um die Anerkennung ihrer Leistung durch die Gesellschaft!"

Betriebsrat gegründet, Job verloren

Sonja hat 2012 über eine Zeitarbeitsfirma begonnen, im Büro einer Reinigungsfirma zu arbeiten. Als es dort "ein paar Probleme gab", wurde sie auf Anraten der Betriebsrätin Mitglied der IG BAU. Nach einer Weiterbildung zur "Fachkraft Personalassistentin" fing sie 2014 bei einer großen Augsburger Gebäudereinigungsfirma an. Dort begann auch ihr Engagement als Beschäftigtenvertreterin: "Die Reinigungskräfte haben sich mit ihren Problemen immer an mich gewendet. Ich habe versucht, die Anliegen der Mitarbeitenden innerbetrieblich zu lösen, aber das war nicht möglich. Schließlich hat’s mir gereicht und ich habe zusammen mit einigen Kolleg*innen einen Betriebsrat gegründet." Das stieß auf große Gegenwehr und wurde ein langwieriger Prozess bis hin zur Anfechtung vor dem Landesarbeitsgericht in München. Die Initiator*innen der BR-Wahl verließen schlussendlich alle die Firma, zum Teil mit Abfindungen. "Wir haben im Zuge dieser Wahl zwar unsere Jobs verloren. Viel wichtiger ist aber, dass die Mitarbeitenden jetzt durch den Betriebsrat einen Ansprechpartner bei Problemen haben."

Von der Kraft der Gewerkschaft ist Sonja zutiefst überzeugt: "Wir können nur stark sein, wenn wir alle zusammenhalten!" Sie ist Mitglied im Bezirksvorstand und Bezirksbeirat sowie Vorsitzende der Fachgruppe Gebäudereiniger-Handwerk in Schwaben und seit April Beisitzerin im Vorstand der Bundesfachgruppe. Eines ihrer erklärten Ziele: "Wir müssen neue Mitglieder gewinnen! Wir brauchen vor allem junge Leute, die sich gewerkschaftlich engagieren." Im Bezirksbeirat wird die Junge BAU zu Sitzungen eingeladen, um gemeinsam innovative Strategien für die Mitgliedergewinnung zu entwickeln. "Wir müssen alle viel mehr und offensiver über die Erfolge berichten, die die IG BAU sowohl für einzelne Beschäftigte als auch für die ganze Branche erringt! Viele wissen gar nicht, was ihnen die Mitgliedschaft an Vorteilen bringt."

Sonja konnte selbst schon von der Unterstützung der IG BAU in Auseinandersetzungen mit Arbeitgeber*innen und Sozialkassen profitieren: "Die IG BAU hat sehr viel für mich gemacht, und dafür bin ich sehr dankbar! Das kann ich auch anderen Beschäftigten erzählen. Mund-zu-Mund-Propaganda bringt total viel!", ist sie überzeugt. Jedes Mitglied könne dazu beitragen, dass die IG BAU weiter wächst: indem man seine Geschichte erzähle, bei Aktionen mitmache. "Wir haben noch so viel zu tun. Wir müssen mehr werden, um weiter was bewegen zu können!"

Text: Cordula Binder