Ingo Floch
(Foto: zplusz / Stefan Wanning)
15.03.2022
E wie Ehrenamt

"Jedes Mitglied ist IG BAU." Wer denkt, es muss sich etwas ändern, kann selbst aktiv werden. Davon ist Ingo Floch überzeugt. Und engagiert sich im Betriebsrat, in verschiedenen Gremien der IG BAU und weiteren Ehrenämtern.

Für sein vielfältiges Engagement hat der Hochbau­-Polier aus Appenheim (Rheinhessen) aber auch noch eine andere Erklärung: "Ich kann nicht 'Nein' sagen", meint er augenzwinkernd. "Mir tut es immer weh, wenn keiner da ist, der etwas weiter macht, das sinnvoll ist." So ist er im Kirchenvorstand der örtlichen Gemeinde sowie Küster der Kirche und kümmert sich im Appenheimer Turnverein als Vorstandsmitglied um die Veranstaltungen. Für die IG BAU ist Ingo in der Bundestarifkommission für das Bauhauptgewerbe aktiv und als Arbeitnehmervertreter in der Vollversammlung sowie im Berufsbildungsausschuss der Handwerkskammer; außerdem ist er ehrenamtlicher Prüfer bei der IHK Rheinhessen und gehört zur Gruppe der Versicherten in der Vertreterversammlung der BG BAU.


Mindestlöhne anheben

An einer guten beruflichen Bildung mitzuwirken, ist dem gelernten Maurer wichtig, vor allem auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels: "Rund drei Viertel unserer Auszubildenden brechen die Lehre ab! Man muss sich in der Ausbildung wieder mehr um die Leute kümmern. Außerdem müssen wir dafür sorgen, dass das Handwerk wieder ein besseres Image bekommt." Als wichtige Stellschraube gegen den Fachkräftemangel sieht Ingo vor allem eine deutliche Anhebung der Mindestlöhne: "Da müssten eigentlich die Arbeitgeber mit uns zusammenarbeiten. Es sollte genauso in deren Interesse sein, Facharbeiter auch aus dem Ausland zu kriegen. Viele gute Leute gehen in andere Länder, etwa nach Österreich, weil sie da deutlich mehr verdienen." Auch müsse die Einhaltung der Mindestlöhne besser kontrolliert werden.

Ingo ist 1991, mit Beginn seiner Ausbildung bei dem Ingelheimer Bauunternehmen Karl Gemünden, Mitglied der IG BAU geworden. Für eine kurze Zeit trat er aus finanziellen Gründen aus der Gewerkschaft aus, besann sich aber bald wieder eines Besseren: "Ich bin überzeugt, dass es notwendig und richtig ist, in der Gewerkschaft zu sein. Wir brauchen dieses gemeinsame Sprachrohr und die vereinte Kraft gegen die Arbeitgeber."

Vor allem auch für die Betriebsrats­-Tätigkeit hält Ingo die Unterstützung der IG BAU für unerlässlich. Fast 20 Jahre lang hat er sich als Mitglied, Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender im Betriebsrat von Karl Gemünden engagiert: "Eine bahnbrechende Sache war, dass wir die Betriebsratssitzung in die Arbeitszeit gelegt haben", erinnert er sich – wofür er damals "richtig Ärger mit dem Chef" bekam. Etliche Betriebsvereinbarungen (BV) haben er und seine BR-­Kolleg*innen ausgehandelt – etwa die Prämie für Bulli­-Fahrer*innen oder die BV zum Arbeitszeitkonto – und erreicht, dass Überwachungskameras auf dem Hof und in der Werkstatt wieder abgebaut wurden. "Es war nie einfach, aber wir haben immer versucht, zwischen der Geschäftsführung und unseren eigenen Interessen einen Kompromiss zu finden."

Nach 30 Jahren bei Karl Gemünden hat Ingo zum Jahreswechsel das Unternehmen verlassen und ist seit Januar bei Züblin in Frankfurt tätig. "Ich kann es jedem nur empfehlen, der unzufrieden ist mit seiner Firma, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und den Arbeitgeber zu wechseln! Zurzeit werden Facharbeiter überall gesucht." Sein Engagement als Arbeitnehmervertreter will er erstmal ruhen lassen und den neuen Betrieb sowie seine neuen Kolleginnen und Kollegen kennenlernen: "Bis wieder jemand gebraucht wird, weil es keiner machen will."