Einer von uns: Jannik Hahn
"Ich hatte per Mail erfahren, dass der Jugendvorstand gewählt wird, sozusagen direkt bei mir um die Ecke. Also bin ich nach der Arbeit da vorbeigefahren. Es waren nur fünf Leute dort, so war ich gleich mit im Boot", erinnert sich Jannik. Für ihn ist sein Ehrenamt als Beisitzer im Jugendvorstand – dazu als Mitglied im Bezirksbeirat und Delegierter im Bezirksjugendausschuss – aber alles andere als eine Verpflichtung, in die er zufällig geraten ist: "Für mich ist die Gewerkschaft eine Möglichkeit, sich als Arbeitnehmer*in zu organisieren. Und ein guter Ort für junge Beschäftigte, um sich einzubringen und Dinge zu verändern."
Zurzeit arbeitet der Jugendvorstand vor allem daran, die Junge BAU Hamburg wiederzubeleben, die während der Corona-Pandemie sehr gelitten hat. Dazu gehören auch "hands on"-Aufgaben, wie den Jugendkeller im Haus der Hamburger IG BAU in Ordnung zu bringen. Dort wollen sie zukünftig Bildungsveranstaltungen für junge Gewerkschafter*innen anbieten. Im Jugendkeller trifft sich der Jugendvorstand zudem zweimal im Monat, um Aktivitäten zu planen, sich über Arbeitsanliegen und Privates auszutauschen sowie aktuelle gesellschaftliche und politische Themen zu diskutieren. "Zurzeit machen wir zu einem großen Teil Bündnisarbeit mit verschiedenen gewerkschaftlichen und linken Gruppen in Hamburg. Als kleiner Kreis hilft uns das enorm, überall reinzukommen und bei allen wichtigen Themen dabei zu sein", erläutert Jannik. Als besonders motivierendes Gemeinschaftserlebnis ist ihm die Teilnahme an der letzten 1. Mai-Demo in Erinnerung geblieben: "Der Jugendblock war sehr stark und kämpferisch unterwegs, es gab sehr gute Reden und hat viel Spaß gemacht. Danach hatten wir auch mehr Follower auf Instagram, mehr Anfragen und neue Interessent*innen."
Steinmetz statt Erzieher
In seiner Ausbildung zum Steinmetz hat Jannik gerade seine Zwischenprüfung hinter sich gebracht. Eigentlich wollte er nach dem Abitur im sozialen Bereich arbeiten. Ein Jahr lang war er Schulbegleiter in einer Förderschule und hatte anschließend einen Ausbildungsplatz als Erzieher – dann kam Corona. "Ich war gerade umgezogen und wollte nicht zwei Jahre Vollzeit schulischer Ausbildung alleine in meiner Einzimmerwohnung verbringen, also habe ich mich Richtung Handwerk orientiert", erklärt Jannik. An der Steinmetz-Ausbildung reizte ihn das Gestalterische und die vielseitigen Inhalte. Nach seinen jetzigen Erfahrungen sind allerdings viele Prüfungsinhalte eher praxisfern und auch die Ausbildungsbedingungen nicht immer optimal: "Oft wird den Auszubildenden nicht genug Möglichkeit zur Vorbereitung auf die Prüfungen gegeben. Für die Chefs ist das dann Zeit, in der die Azubis nicht gewinnbringend arbeiten können, und die Stücke, die sie dabei fertigen, sind einfach Verschleiß." Bedingungen, die man ändern müsste, findet Jannik. Bei Problemen im Ausbildungsbetrieb empfiehlt er, sich für Hilfe und Unterstützung an die jeweilige Fachgruppe in der IG BAU zu wenden. "Die Arbeitsbedingungen sind im Handwerk häufig nicht so gut. Um so wichtiger, sich in der Gewerkschaft zu organisieren und auszutauschen. Es gibt eigentlich keinen Grund, nicht in der Gewerkschaft zu sein."
Text: Cordula Binder
Der Beitrag ist erstmals in der Oktober-Ausgabe des Grundstein erschienen.