Einer von uns: Markus Weyers
Als Bauleiter und Sicherheitsfachkraft hat Markus 2008 bei dem Unternehmen in Köln angefangen. Schon bald war er ausschließlich als Fachkraft für Arbeitssicherheit auf den Baustellen unterwegs. "Nicht im schicken Anzug und um mit dem Finger auf die anderen zu zeigen, sondern um Kollegen zu helfen und Wege zu finden, die für Führungskräfte und Mitarbeiter gangbar sind", betont Markus. Da er schnell "einen guten Draht zu den Jungs" hatte und viele sich ihm anvertrauten, war es für den heute 49-Jährigen nur noch ein kleiner Schritt in den Betriebsrat. 2010 wurde er erstmals in das elfköpfige BR-Gremium der Xervon Rheinland GmbH gewählt.
Seit sieben Jahren ist Markus als Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Xervon für rund 1800 Beschäftigte zuständig und dank eines Betriebsräte-Strukturtarifvertrags freigestellt. Wenn es ihm die Zeit erlaubt, ist er aber weiterhin als Sicherheitsfachkraft unterwegs. Dann betreut Markus, der auch Strahlenschutzbeauftragter ist, vor allem Mitarbeiter in den kerntechnischen Anlagen: "Arbeits- und Strahlenschutz ist super miteinander kompatibel, und die Betriebsratsarbeit damit sehr gut kombinierbar."
Starke Betriebsräte-Struktur
Als Betriebsrat will er vor allem die unterstützen, die nicht für sich selbst sprechen, ihre Probleme nicht selbst klären können. Als GBR-Vorsitzender möchte er "dem Arbeitgeber helfen, den Laden attraktiver zu gestalten für die Beschäftigten". Er hebt hervor, dass man bei Xervon grundsätzlich gut mit den Mitarbeitenden umgeht. Allerdings gibt es auch immer mal Reibungspunkte: "Wir haben in allen Regionen voll freigestellte Betriebsräte, die sich mit den Kolleg*innen um die Beschäftigten auf den Baustellen kümmern können. Als großes Unternehmen sind wir über die Betriebsräte sehr gut organisiert und strukturiert und können Anliegen oftmals einfacher regeln als in den ganz kleinen Läden." Diese starke Stellung versuchen Markus und seine BR-Kolleg*innen in den Verhandlungen um einen neuen Betriebsräte-Strukturtarifvertrag zurzeit zu sichern.
Für den Haustarifvertrag berät die Tarifkommission derzeit über die Forderungen. "Wir liegen mit unserem Lohn weit über der Fläche. Aber auch in unseren Branchen herrscht Fachkräftemangel, und Knochenjobs wie Gerüstbau und Isolierung kann man eigentlich nur über die Bezahlung attraktiv machen." Eine Herzensangelegenheit ist ihm die Förderung einer tariflichen Zusatzrente, denn "die wenigsten von uns erreichen das Renteneintrittsalter gesund". Auch Boni für Gewerkschaftsmitglieder sähe Markus gerne im Haustarifvertrag verankert – nicht zuletzt, um den Organisationsgrad weiter zu erhöhen. "Die Gewerkschaft hat nicht mehr den Stellenwert, der ihr zusteht", bedauert er. "Viele denken, dass sie nicht mehr zu bieten hat als eine Rechtsschutzversicherung. Wir müssen viel mehr darüber reden, was die Gewerkschaft alles für uns erreicht hat: 8-Stunden-Tag, 5-Tage-Woche, Urlaub, Mindestlohn, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall … Das schaffen wir nicht mit Flugblättern, sondern nur über den persönlichen Kontakt." Das gewerkschaftliche und betriebliche Engagement wurde Markus in die Wiege gelegt: "Mein Vater war Gewerkschafter und Betriebsrat. Er hat immer gesagt: Mensch, du musst die Gewerkschaft unterstützen!" Für Markus ist die Gewerkschaft eine starke Gemeinschaft, die Rückhalt und Hilfe gibt: "Man kann auf so eine Institution einfach nicht verzichten."
Text: Cordula Binder