Einer von uns: Michael Scherber
Jeder soll von seiner Arbeit leben können, findet Michael. "Die niedrigen Entgeltgruppen sind mir ein Graus! Die Kolleg*innen setzen Tag für Tag ihre ganze Kraft ein und werden nicht entsprechend entlohnt." In der vergangenen Tarifrunde für Naturstein Nord konnte er als Mitglied der Tarif- und der Verhandlungskommission den Tariferfolg mit erstreiten; erledigt ist das Thema für ihn noch lange nicht: "Da müssen wir als Gewerkschaft stark dranbleiben, und weiter für unsere Kolleg*innen kämpfen!"
Mitglied der IG BAU ist Michael 2011 geworden. Damals war es sein Chef, der mit Blick auf seinen in einigen Jahren nahenden Ausstieg aus dem Unternehmen weitsichtig die Gründung eines Betriebsrats anregte: "Nach mir kommt nichts Gutes", habe der Geschäftsführer seinerzeit prophezeit – und damit auch recht behalten. Angeregt durch den Kontakt zur IG BAU bei der Vorbereitung der ersten Betriebsratswahlen dachte Michael sich: "Gewerkschaft ist wichtig, trittst du einfach mal ein." Auch während seiner neunjährigen Tätigkeit im Betriebsrat als Mitglied, Vorsitzender und Stellvertreter war er froh, sich immer auf den Beistand seiner IG BAU verlassen zu können.
Vor zwei Jahren entschied sich Michael, motiviert durch das große Engagement seiner Gewerkschaftssekretärin Rita Müller, selbst in der IG BAU aktiv zu werden. Als erstes wurde er über die IG BAU ehrenamtlicher Arbeits- und Sozialrichter, dann in den Harburger Kreisverbandsvorstand gewählt. Dem Hamburger Bezirksvorstand wohnte er zunächst als Gast bei, seit Mai 2021 ist er gewähltes Mitglied. 2021 rief er zudem gemeinsam mit Rita Müller die Fachgruppe Naturstein und Natursteinindustrie in Hamburg ins Leben, und im vergangenen April wurde er zum Vorsitzenden der Bundesfachgruppe Naturstein, Natursteinindustrie und SKMT (Sand, Kies, Mörtel und Transportbeton) gewählt. Michael ist froh, bei seinem vielfältigen Engagement auf die Unterstützung seiner Frau zählen zu können, die selbst Gewerkschaftsmitglied ist und für den Betriebsrat in ihrem Unternehmen kandidiert hat. Er betont: "Hätte ich meine Frau nicht, die mir den Rücken stärkt, würde ich mir das alles nicht zutrauen."
Wind reinbringen
In der Baustoffbranche arbeitet der gelernte Einzelhandelskaufmann, nach Stationen in der Gebäudereinigung und in verschiedenen Produktionsstätten, seit er 2009 bei der HRV angefangen hat. Nachdem er im ersten halben Jahr "halbtags im Büro, halbtags auf dem Radlader" gearbeitet hatte, wurde er zum Assistenten der Geschäftsleitung und ist inzwischen "zuständig für alles, was im Büro so anfällt".
Michael will in seinem Betrieb und in der Branche allgemein dafür sorgen, dass "wieder Wind reinkommt", dass möglichst viele in die Gewerkschaft eintreten. "Es ist so wichtig, dass wir uns zusammenschließen, um gemeinsam für unsere Belange einzustehen und ein gemeinsames Sprachrohr zu haben", ist er überzeugt. Bei der Mitgliedergewinnung profitiert er sehr von den Schulungen der IG BAU: "Dort lernen wir, auch die hartnäckigsten Zweifler zu überzeugen!"
Am 1. Mai, bei der großen Demo in Hamburg, ist Michael zum ersten Mal an vorderster Stelle mitgelaufen: "Das war ein tolles Erlebnis. Zu zeigen, dass es die Gewerkschaften noch gibt; Institutionen, die für gerechten Lohn kämpfen – das hat mich stolz gemacht!"
Text: Cordula Binder
Der Artikel erschien erstmals in der Juni-Ausgabe des Grundstein.