Sebastian Hörauf
(© zplusz)
15.07.2021
E wie Ehrenamt

"Gewerkschaft bedeutet für mich Zusammenhalt." Um im Miteinander etwas für seinen Berufsstand zu bewegen, ist der Steinmetz Sebastian Hörauf aus Neusäß nicht nur in verschiedenen Gremien der IG BAU aktiv, sondern auch beim Augsburger Steinmetz-Stammtisch und im Stadtverband.

"Nur gemeinsam sind wir stark und können etwas bewirken", ist der 37-Jährige überzeugt. Als er 2016 über Kollegen vom Steinmetz-Stammtisch zur IG BAU kam, hat er sich gleich für Ämter beworben: "Wenn ich dabei bin, möchte ich auch mitmengen. Man muss sich für das Handwerk einsetzen, wir sind nicht mehr viele." So engagiert er sich als stellvertretender Vorsitzender der Fachgruppe Steinmetzhandwerk in Bayern, ist Beisitzer im Vorstand der Bundesfachgruppe Steinmetzhandwerk, Ersatzmitglied im Bezirksbeirat und Delegierter der Steinmetzkasse.

Sebastians gewerkschaftliche Leidenschaft ist die Tarifpolitik. Als Mitglied der Tarifkommission setzt er sich für faire Mindestlöhne im Steinmetzhandwerk ein, außerdem arbeitet er am neuen Rahmentarifvertrag für das Handwerk mit: "Wir haben im Vertrag noch Urlaubs- und Weihnachtsgelder in D-Mark! Unsere Löhne und vor allem die Ausbildungsvergütung müssen deutlich steigen, um den Beruf attraktiver zu machen." Der Nachwuchsmangel ist eines der dringendsten Themen: "Andere Bauberufe verdienen im ersten Ausbildungsjahr fast das Doppelte. Das sehen sogar Arbeitgeber ein, dass wir da was machen müssen – weil unser Beruf sonst bald ausstirbt!"

Sebastian meint, dass auch ein verkehrtes Bild vom Beruf des Steinmetzes vorherrsche: "Die meisten denken, das ist nur Friedhof und Restauration. Dabei ist unser Beruf extrem vielfältig. Wir arbeiten auch viel auf Baustellen; Fassaden, Böden, Terrassen, Fensterbänke, Küchenplatten – alles, was aus Naturstein zu machen ist. Wir Steinmetze formen den Stein und geben ihm verschiedene Oberflächen mit traditionellem Werkzeug, aber auch mit modernster Technik."

Steinmetz aus Leidenschaft

Er selbst ist als Vorarbeiter für einen kleinen Familienbetrieb in Neusäß tätig, der sowohl Grabmale herstellt als auch auf Baustellen rund ums Haus arbeitet. Der Betrieb verwendet nur Naturstein aus Deutschland und Europa – aufgrund der kürzeren Transportwege, und weil aus Indien oder China importierte Natursteinprodukte häufig unter ausbeuterischeren Arbeitsbedingungen gewonnen werden. "Mir gefällt an meinem Beruf, dass man aus einem kalten schweren Material, das über Millionen von Jahren entstanden ist, ein schönes Endprodukt formt", erklärt Sebastian. Diese Begeisterung will er gerne auch an den Nachwuchs weitergeben: "Wir brauchen zum Beispiel Aktionen in Schulen, bei Ausbildungsmessen oder auf Stadtfesten, wo wir präsentieren können, was wir alles machen. Wir müssen die Medien nutzen, Werbung machen, zum Beispiel in regionalen Zeitungen. Aber das kann nicht nur die Aufgabe der Gewerkschaft sein, da müssen sich auch die Arbeitgeber reinhängen."

Dabei sind die Arbeitsmarktaussichten für Steinmetze durchaus vielversprechend, und sie haben vielfältige Möglichkeiten, sich zu spezialisieren. "Und durch Corona ist die Arbeit eher noch mehr geworden, überall sind die Auftragsbücher voll", erklärt Sebastian. Im Steinmetzhandwerk ist für die Gewerkschaft noch viel zu tun, daran lässt er keinen Zweifel. Aber er packt gerne mit an und ist dankbar, dass ihm seine Kolleginnen und Kollegen den Rücken stärken und das Vertrauen schenken.

Text: Cordula Binder