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Flexible Arbeit: Arbeitgeber sind selbst das größte Hindernis

Fußgängerampel zeigt Rot und Grün
(Foto: Jos van Ouwerkerk / pexels)
09.09.2025
Arbeit

Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland (53 Prozent) würde gerne weniger arbeiten – gleichzeitig scheitern diejenigen, die sich stattdessen längere Arbeitszeiten wünschen, oft an starren betrieblichen Strukturen und der Ablehnung durch Arbeitgeber: Eine aktuelle repräsentative Erhebung des DGB-Index Gute Arbeit belegt einerseits eine deutliche Diskrepanz zwischen den Arbeitszeitwünschen der Beschäftigten und der Realität. Und verdeutlicht andererseits, wer flexiblerem Arbeiten tatsächlich am häufigsten im Weg steht.

Die Umfrage unter mehr als 4000 Arbeitnehmer*innen zeigt: Je länger die tatsächliche Arbeitszeit, desto ausgeprägter der Wunsch nach Verkürzung. Besonders deutlich wird dies bei Beschäftigten mit überlangen Arbeitszeiten:

  • 80 Prozent derjenigen, die mehr als 40 Wochenstunden arbeiten, wollen ihre Arbeitszeit reduzieren.
  • Bei Arbeitszeiten von mehr als 48 Stunden wünschen sich die Beschäftigten sogar eine Verkürzung um durchschnittlich 14,8 Stunden pro Woche.

Wenn Beschäftigte hingegen mehr arbeiten wollen, scheitert das meist nicht an den Grenzen des bestehenden Arbeitszeitgesetzes, sondern an anderen Faktoren:

  • 51 Prozent nennen starre betriebliche Abläufe als Hindernis,
  • 40 Prozent die Ablehnung durch Vorgesetzte.
  • Fehlende Stellen (31 Prozent) und mangelnde Kinderbetreuung (29 Prozent) folgen erst danach.


DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi erklärt: "Das Problem bei der Gestaltung von Arbeitszeiten ist nicht das Arbeitszeitgesetz, sondern sehr oft sind es die Arbeitgeber selbst. Wir wissen, dass rund 2,5 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Teilzeit gerne mehr arbeiten würden, aber Vorgesetzte das oft ablehnen und starre Arbeitsabläufe hinderlich sind. Die unflexible Arbeitsorganisation durch Arbeitgeber ist dabei sogar ein noch größeres Problem als die fehlende Kinderbetreuung."

Arbeitgeber in der Verantwortung

Fahimi kritisiert die Forderungen der Arbeitgeberverbände scharf: "Es geht auch deshalb völlig an der Realität vorbei, dass die Arbeitgeberverbände das Arbeitszeitgesetz ändern wollen, um den 8-Stunden-Tag abzuschaffen. Damit wird kein Problem gelöst, sondern nur ein neuer Konflikt provoziert. Das ist das Letzte, was die Betriebe gebrauchen könnten."

Sie fordert mehr Effizienz statt längerer Arbeitszeiten: "Die Arbeitgeber sind selbst in der Verantwortung, mehr flexible Möglichkeiten anzubieten. Damit könnten auch Teilzeitkräfte, die das gerne möchten, mehr arbeiten. Der Schlüssel zu mehr Produktivität ist mehr Effizienz bei der Arbeitsorganisation und keinesfalls eine Verlängerung der Arbeitszeiten. Es ist hinlänglich belegt, dass die Beschäftigten in Deutschland seit langem im roten Bereich arbeiten. Deshalb äußern ja auch so viele den Bedarf, Arbeitszeiten reduzieren zu wollen, vor allem diejenigen, die mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten."

Schon heute fühlen sich vier von zehn Beschäftigten regelmäßig erschöpft. In Berufen mit harter körperlicher Arbeit, wie etwa im Bauhauptgewerbe oder im Gebäudereiniger-Handwerk, ist der Anteil noch deutlich höher.


Die Auswertung basiert auf den Daten des DGB-Index Gute Arbeit 2025. Im Befragungszeitraum von Januar bis Mai 2025 wurden 4018 Arbeitnehmer*innen telefonisch befragt. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Deutschland beträgt 36,3 Stunden, wobei Männer mit 39,9 Stunden deutlich länger arbeiten als Frauen mit 32,3 Stunden.

DGB-Index Gute Arbeit Kompakt: "Wöchentliche Arbeitszeiten" zum Herunterladen.