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Gebäudereiniger-Handwerk: Gemeinsam nach vorne schauen
Tätigkeiten ohne formale Qualifikationsanforderungen – die sogenannte Basisarbeit – sind seit einigen Jahren ein Schwerpunkt des Programms ARBEIT: SICHER+GESUND vom BMAS. Basisarbeitende in den Bereichen Gebäudereinigung, Paketzustellung, Pflege, Einzelhandel und Gastronomie sind systemrelevant.
Sie halten "den Laden am Laufen" – im Handwerk der Gebäudereinigung gerade in Bezug auf Hygiene und Reinigung. Ziel des BMAS ist es, diese für die Gesellschaft unverzichtbaren Tätigkeiten, ihre Belastungen und ihre Arbeitsgestaltung näher unter die Lupe zu nehmen.
Deshalb hat das Ministerium Vertreter*innen der IG BAU und des Bundesinnungsverbands zu einem Austauschprozess eingeladen. Gemeinsam wurde ein intensiver Dialog zu Handlungsfeldern und Ideen gestartet, die eine attraktive und zukunftsfähige Arbeitsgestaltung ermöglichen und die Arbeitskräftesicherung wirkungsvoll unterstützen. Aktuelle Dialogthemen des Sozialpartnerprojektes sind die Potenziale der Tagesreinigung, faire Praxis bei der Vergabe öffentlicher Aufträge sowie eine gesteigerte Wertschätzung gegenüber den Basisarbeitenden in den Betrieben und in der Öffentlichkeit.
Verständnis entwickeln
"Der Dialog zwischen Sozialpartnern fördert die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebenden und Gewerkschaften zur Verbesserung der Arbeitsgestaltung. Wir entwickeln zum ersten Mal ein gemeinsames Verständnis von vielen wichtigen Themen", so Zeynep Bicici, Abteilungsleiterin für den Bereich der Dienstleistungsbranchen bei der IG BAU. "Auch wollen wir konkrete Projekte gemeinsam auf dem Weg bringen. Das ist aus meiner Sicht ein großer Schritt nach vorn. Mit den geplanten Maßnahmen möchten wir die Gebäudereinigungsbranche langfristig attraktiver gestalten und ein Vorbild für faire Arbeit und soziale Verantwortung setzen."
Die Reinigungsbranche beschäftigt knapp 700 000 Menschen. Der Branchenmindestlohn liegt bei 14,25 Euro und damit über dem aktuellen gesetzlichen Mindestlohn von 12,82 Euro. Dennoch fällt es bereits heute vielen Betrieben schwer, genügend Arbeitskräfte zu finden.
Doch was muss passieren, dass sich was ändert? Dazu Zeynep Bicici: "Gerechte Löhne, sichere Arbeitsplätze und faire Arbeitsbedingungen müssen zum Branchenstandard werden." Menschen mit Migrationsbiografie müssen gezielt gefördert werden, damit Sprachbarrieren und kulturelle Hindernisse abgebaut werden können. "Wir sehen Chancen in der Etablierung von nachhaltigen und modernen Technologien, die die Arbeit erleichtern und gleichzeitig die Umwelt schonen."
Ausschlaggebend ist auch die qualitätsorientierte Vergabe der Aufträge. Der Fokus muss auf fairen Arbeitsbedingungen liegen und nicht auf dem günstigsten Angebot. Kund*innen sollten ihre Ausschreibungen so formulieren, dass sozial verträgliche Arbeitszeiten, wie die Tagesreinigung, für die Beschäftigten möglich sind. Denn noch heute wird in den meisten Betrieben gereinigt, wenn die Beschäftigten der auftraggebenden Firmen nicht vor Ort sind. Die Reinigungskräfte und ihre Arbeit sind somit unsichtbar.

Studie "Verteilung der Arbeitszeit und Umfang der Tagesreinigung in der Gebäudereinigungsbranche"
In einer aktuellen Studie im Auftrag des BMAS wurden die Arbeitszeiten und das Arbeitsmodell der Tagesreinigung untersucht und dafür 271 Gebäudereinigungsunternehmen befragt. Die Ergebnisse zeigen: Unternehmen, in denen die Beschäftigten überwiegend zu Rand- und Nachtzeiten reinigen, erleben eine höhere Personalfluktuation. Eine Ausweitung der Tagesreinigung könnte den Arbeitskräftemangel in der Branche also vermutlich mindern.
Um dem Gebäudereiniger-Handwerk eine stabile Zukunft zu sichern, müssen die Leistungen der Reinigungskräfte aus der Unsichtbarkeit und sie selbst aus der Anonymität herausgeholt werden. Es braucht dazu nicht zuletzt einen starken Dialog zwischen Arbeitgebenden, Gewerkschaften und Mitarbeitenden, der auf Vertrauen und gegenseitigem Respekt basiert.
Mit anderen Worten: eine bessere Wertschätzung der Branche.
Zur Arbeitszeit-Studie des BMAS:
https://bmas.de/DE/Service/Publikationen/Forschungsberichte/fb-652-verteilung-arbeitszeit-umfang-tagesreinigung-gebaeudereinigung