Gleiche Rechte, gleiche Chancen, gleiche Würde!
Der 8. März hat eine lange Geschichte. Seit mehr als 100 Jahren kämpfen Frauen auf der ganzen Welt für ihre Rechte und wir hören nicht auf damit! 1975 machten die Vereinten Nationen den 8. März zum "Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden". Letzteres ist uns derzeit auch nicht gegeben. Im Iran kämpfen mutige Frauen und Männer für ihre Rechte und riskieren täglich Inhaftierungen, Folter und sogar den Tod. In der Ukraine herrscht nach wie vor ein schrecklicher Krieg, der zum Teil große Herausforderungen für uns alle bringt. Aber weder die Energiekrise, das veränderte Klima, die Ausbeutung des Planeten noch die demographische Entwicklung und die fortschreitende Digitalisierung sowie der von der Wirtschaft immer wieder beklagte Fachkräftemangel weckt unsere Regierung zu nötigen Veränderungen. Auch die Gleichstellung wird weitest gehend aus dem Blick gelassen. Dabei braucht diese Wirtschaft die Frauen.
Das Motto der DGB Frauen zum Internationalen Frauentag 2023 lautet: "Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten!" Die IG BAU Frauen stimmen dem zu und fordern zur Umsetzung gleiche Rechte, gleiche Chancen und gleiche Würde für alle Frauen. Denn ohne wirkliche Gleichstellung bleibt Frauen weiterhin vieles verwehrt und der Wirtschaft bleibt der Mangel an Fachkräften. Etliche Frauen sind aufgrund von familiärer Sorgearbeit, in prekärer Beschäftigung, in Teilzeit oder gar nicht (mehr) erwerbstätig und haben ein enormes Beschäftigungspotenzial.
Es herrscht immer noch der Irrglaube, Frauen wollen nicht im Handwerk oder am Bau arbeiten, weil es zu anstrengend oder gar ein zu schmutziges Umfeld ist. Die Frauen der IG BAU wissen es besser, viele haben Erfahrungen eines frauenfeindlichen Umgangs gemacht. Junge Kolleginnen trafen auf Arbeitgeber die klar sagen, dass die Regeln für Arbeitsstätten bei weiblichen Auszubildenden zu aufwendig und kompliziert sind und sogar der Präsident des Deutschen Baugewerbes (ZDB) gibt frauenfeindliche Kommentare ab. Es gibt in der Arbeitswelt leider mehr Hürden und Einschränkungen als Lösungen für Frauen*, daran hat sich bislang nichts geändert.
Gemeinsam appellieren die Gewerkschafter*innen an Arbeitgeber*innen und politisch Verantwortliche, endlich die Hürden für Frauen im Erwerbsleben zu eliminieren. Ihre gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsmarkt muss sichergestellt werden – denn ohne Frauen ist der Fachkräftemangel nicht zu beheben.
Die IG BAU Frauen fordern gemeinsam mit ihren Schwestergewerkschaften:
- Arbeitszeiten, die zum Leben passen und Frauen wie Männern die gleichen Möglichkeiten eröffnen, erwerbstätig zu sein und gleichzeitig Verantwortung für Familie und Hausarbeit zu übernehmen.
- Umverteilung von Sorgearbeit und Stärkung von Partnerschaftlichkeit durch den Ausbau der Partnermonate und eine zehntägige bezahlte Freistellung für Väter und zweite Elternteile rund um die Geburt eines Kindes sowie flächendeckende und bedarfsgerechte Betreuungsangebote für Kinder und Pflegebedürftige.
- Existenzsichernde Einkommen durch Stärkung von Tarifbindung und Aufwertung der Berufe in frauendominerten Branchen, damit sich Erwerbsarbeit für Frauen lohnt und finanzielle Sicherheit bietet – auch in Krisenzeiten.
- Schließen der Lohnlücke, unter anderen durch die Pflicht für Betriebe und Verwaltungen, ihre Entgeltpraxis regelmäßig zu überprüfen, damit Kolleg*innen nicht benachteiligt werden.
- Beseitigung von Fehlanreizen im Steuersystem durch die Abschaffung der Lohnsteuerklasse V und eine Reform der Minijobs mit dem Ziel, Beschäftigungsverhältnisse ab der ersten Arbeitsstunde sozial abzusichern.
- Gleichstellungscheck für alle politischen Vorhaben, damit sie den unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten von Frauen und Männern gerecht werden und die Gleichstellung vorantreiben.
- Darüber hinaus fordern die IG BAU Frauen eine schnelle Umsetzung der ILO Konvention C-190 in geltendes Recht, um die Beseitigung von Belästigung und Gewalt in der Arbeitswelt rechtlich zu verankern.
Wir fordern: Gleiche Rechte, gleiche Chancen und gleiche Würde!
Ulrike Laux | Ilse Bruttel Bundesfrauenvorsitzende |