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Helfer oder doch Fachkräfte: Neue Studie zur Situation auf dem Bau erschienen

Gruppenfoto von der Präsentation der Studie
(Foto: PECO-Institut e.V.) Michael Baumgarten und Alexandru Firus stellten erste Ergebnisse der Studie im Februar unter IG BAU Berufsbildner*innen vor.
06.06.2024
Bauhauptgewerbe

Das IG BAU nahe PECO-Institut hat im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung eine Untersuchung durchgeführt. Ergebnis: Migrantische Beschäftigte werden auf den Baustellen immer häufiger als Helfer*innen eingestellt, obwohl sie Facharbeiten verrichten.

Wer auf dem Bau arbeitet, der weiß, dass Helfer in den letzten Jahren immer seltener anzutreffen sind. Karl Bauer (Regionalleiter der IG BAU Region Bayern) fasst das so zusammen:

"Den typischen Helfer, den gibt es eigentlich gar nicht mehr. Es ist wirklich eine Mischung jedes einzelnen Kollegen, der eigentlich alles machen muss. Du hast früher deinen Mörtel selber machen müssen. Also hast du einen Hilfsarbeiter gebraucht, der nur an der Mörtelmaschine war. Also ganz ehrlich, einen typischen Hilfsarbeiter habe ich seit zehn Jahren schon nicht mehr gesehen."

In der Statistik der Arbeitsagentur nehmen die Helferzahlen allerdings seit Jahren zu. Im Hochbau ist fast mehr als jeder dritte Beschäftigte ein Helfer. Unter den rumänischen und bulgarischen Beschäftigten sind laut der Statistik sogar fast drei von vier Beschäftigen Helfer.

Wie ist das zu erklären? Viele Betriebe stellen Arbeitsverträge aus, in denen Helfer steht. Tatsächlich führen die Beschäftigten aber Facharbeiten aus. Das machen die Betriebe, um möglichst niedrige Löhne zu rechtfertigen. Menschen aus Ländern wie Rumänien, Bulgarien oder Polen sind davon besonders betroffen. Wichtig ist, dass ein Großteil dieser Betriebe ihren Sitz in Deutschland hat. Es handelt sich also nicht um ein Problem, das nur Entsendebetriebe betrifft.

Wie ist das zu erklären? Viele Betriebe stellen Arbeitsverträge aus, in denen Helfer steht. Tatsächlich führen die Beschäftigten aber Facharbeiten aus. Das machen die Betriebe, um möglichst niedrige Löhne zu rechtfertigen. Menschen aus Ländern wie Rumänien, Bulgarien oder Polen sind davon besonders betroffen. Wichtig ist, dass ein Großteil dieser Betriebe ihren Sitz in Deutschland hat. Es handelt sich also nicht um ein Problem, das nur Entsendebetriebe betrifft.

Am Ende diskutieren wir Lösungsansätze. Illegale Betriebe müssen kontrolliert und bestraft werden. Dafür braucht der Zoll zum Beispiel genügend Personal und Befugnisse.

Es ist aber auch wichtig, die Qualifikationen der Beschäftigten anzuerkennen. Dafür eignet sich zum Beispiel die Teilqualifizierung. Hierzu Karsten Berlin:

„Für diese Zielgruppe der mobilen Beschäftigten unterstützen wir das. Teilqualifizierung kann ein wichtiger Baustein zur Verbesserung ihrer Situation sein. Diese Art der Ausbildung muss aber gewisse Standards erfüllen, also sich zum Beispiel an den fachlichen Standards der zugehörigen Ausbildungsgänge orientieren und mit einer Externenprüfung zum Abschluss führen.“

Gerne stellen wir euch die Ergebnisse der Studie in euren Gremien und Betrieben vor und diskutieren mit euch über Lösungsansätze. Schreibt uns einfach eine kurze E-Mail: [Bitte aktivieren Sie Javascript]

Text: Michael Baumgarten

 

Zu den Autor*innen:

Michael Baumgarten ist seit 2022 Geschäftsführer des IG BAU nahen PECO-Instituts. Er hat Soziologie studiert und im Projekt Faire Mobilität beim Europäischen Verein für Wanderarbeiterfragen (EVW) auf Rumänisch Beratungsarbeit geleistet.

Linda Beck ist seit 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Georg-August-Universität Göttingen. Im Rahmen ihrer Promotion forscht sie zu Solidarität und Fragmentierung in der deutschen Baubranche.

Alexandru Firus betreibt seit 2020 Feldforschung und leistet aufsuchende muttersprachliche Erstberatung rumänischer Bauarbeiter, zunächst beim Europäischen Verein für Wanderarbeiterfragen (EVW) und seit 2021 beim PECO-Institut.