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"Ich bin Gewerkschafter, und das ist auch gut so"

Vater und Tochter: Auch Julia ist - genau wie die anderen Familienmitglieder - überzeugte Gewerkschafterin.
©zplusz / Sebastian Reuter
15.02.2016
E wie Ehrenamt
Eine Aktion der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) in Ostthüringen, bei der Gerhard Huschenbett nicht dabei ist? Eigentlich ist das kaum vorstellbar. Und nicht nur in Ostthüringen. Mit den Gebäudereinigerinnen und Gebäudereinigern war er vergangenes Jahr in Frankfurt (Main), „eine Herzenssache“, wie er sagt.
Gegen TTIP ging es nach Berlin, immer wieder war und ist er in Dresden „gegen die Rechten“ auf die Straße gegangen. Jeden IG BAU-Streik der vergangenen Jahre, um nicht zu sagen Jahrzehnte, hat er aktiv unterstützt. Das erst recht, seitdem er im Unruhestand ist. Bei diesem Wort lacht er sein sympathisches Lachen, der 70-Jährige aus Kahla bei Jena, dem man sein Alter nicht ansieht. „Unruhestand“, meint er, „ein gutes Wort.“

„Ich bleib mein eigener Kopf“

Gerhard Huschenbett ist ein aktiver Gewerkschafter im besten Sinne. 1959, im Alter von 14 Jahren, trat er in die Gewerkschaft
ein, „das gehörte damals einfach dazu“. Länger als 50 Jahre ist er dabei. In der Partei war er zu DDR-Zeiten nie, er blieb sein eigener Kopf. Erst lernte er Schlosser, später folgten an die 30 Jahre Baubranche, hauptsächlich im Plattenwerk Göschwitz.

Über 20 000 Einwohner hat heute immer noch der Stadtteil Neulobeda, der zwischen 1966 und 1986 vorwiegend für die Beschäftigten des Carl-Zeiss-Kombinats, Jena, errichtet wurde. 17 Hektar Fläche nahm alleine das 2011 abgerissene Zementwerk Jena-Göschwitz ein. Bei den Warnstreiks und Streiks 2008 war Gerhard Huschenbett natürlich mit dabei.

„Ich bin Gewerkschafter und das ist auch gut so“, steht auf einem Aufkleber an seinem Gartenhaus. Seine Frau Sigrid kann
das nur bestätigen, sie hat früher die Beiträge kassiert, kam dabei viel herum in den Haushalten der Werktätigen. Gewerkschaft, das ist für die beiden auch der Umgang mit anderen Menschen. Auf ihre Kinder Julia und Jens hat das Eindruck gemacht.

In diesem Haushalt ist Gewerkschaft kein Fremdwort. Hier wird sie gelebt, Schwiegertochter inklusive. Mit den IG BAU-Senioren unterwegs und aktiv zu sein oder die GEW-Ferienangebote der IG BAU zu nutzen, das ist bei den Huschenbetts selbstverständlich.

Ein besonderes Anliegen für Gerhard Huschenbett ist es, junge Menschen zur IG BAU zu führen und als Mitglieder zu gewinnen. „Das habe ich mir auf die Fahnen geschrieben,
das finde ich wichtig.“ Deshalb geht er in Berufsschulen und auf Baustellen, klärt über Arbeitssicherheit und den Nutzen einer Arbeitnehmerorganisation auf. Ist in verschiedenen Vereinen aktiv, bekennt sich zur IG BAU. „Viel zu wenige Auszubildende sind sich ihrer Macht bewusst“, sagt er. „Heutzutage wird Nachwuchs gesucht, es gibt in vielen Branchen und Regionen deutlich mehr Ausbildungsplätze als Auszubildende. Da muss man als junger Mensch keine Angst haben, da kann man etwas bewirken.“
© zplusz / Sebastian Reuter

„Unsere Arbeit ist wichtig“

Auch das ist ein schönes Wort für Gerhard Huschenbett: etwas bewirken. Den sozial Schwachen zu helfen, das ist eine Antriebsfeder für ihn. Daweiß er auch seine Familie hinter sich. Sein Engagement als Ehrenamtlicher innerhalb der IG BAU ist vielfältig: Mitarbeit imOrts- und Kreisverband, im Bezirksvorstand, als Delegierter beim Gewerkschaftstag und vieles mehr. Ein wenig treibt ihn die Sorge um, dass zu wenig junge IG BAU-Mitglieder Verantwortung als Ehrenamtliche übernehmen. Da leistet er Überzeugungsarbeit. „Unsere Arbeit muss weitergehen“, sagt er. „Unsere Arbeit ist wichtig.“
 

Ein Beitrag unseres Kollegen Alf Mayer in der IG BAU-Mitgliederzeitschrift "Der Grundstein/Der Säemann", 02/2016.