Industrielle Dienstleistungen
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zplusz

30.05.2022
Dienstleistungen

Viele Betriebe in den Dienstleistungsbranchen sind aus Outsourcing-Projekten großer Konzerne seit Beginn der 1980er-Jahre entstanden. Dahinter steckte der Wille, Lohnkosten zu verringern beziehungsweise auszulagern und die Dienstleistungen über externe Dienstleister durchführen zu lassen. Immer unter dem Deckmantel "Zurück ins Kerngeschäft".

Tatsache ist, dass nach der wirtschaftlichen Entscheidung zwar Besitzstand für die damals beschäftigten Arbeitnehmer*innen bestand, für die im Laufe der Jahre neu eingestellten gab es schlechtere Arbeitsverträge. Firmen, die Dienstleistungen ausführten, die eigentlich die Stammbelegschaft erledigte, unterlagen häufig keiner Tarifbindung mehr oder Tarifverträgen mit schlechteren Konditionen. Diese Situation besteht bis heute. Die Dienstleistungsunternehmen können mit guten Tarifverträgen attraktiv werden – damit
bestehendes Personal binden und neue Fachkräfte gewinnen. Dazu gibt es gute Beispiele.

In der Industriellen Dienstleistung haben wir Flächentarifverträge abgeschlossen, die für Mitgliedsbetriebe des Unternehmerverbandes Industrieservice (UIS-Verband) gelten. Darüber hinaus gibt es in einzelnen Betrieben Haustarifverträge. Somit besteht eine Basis für Einkommen und Rahmenbedingungen der Arbeit, die weiterentwickelt werden kann.

Wettbewerbsvorteil: Tarifabschluss

Im Facility Management forderten die Gewerkschaften die Anwendung von Tarifverträgen oft vergebens, viele Firmen lehnten Tarifverhandlungen strikt ab – bis heute. Hier geht es nicht um das "Kerngeschäft", sondern um Wettbewerbsvorteile. Dennoch gibt es auch in dieser Branche immer wieder sehr gute Beispiele für gute Tarifabschlüsse. Wir stellen sie regelmäßig im Grundstein vor.

Wie geht es weiter? Während die Aufträge in der Dienstleistung stetig steigen, fehlen immer häufiger die Beschäftigten, die diese Arbeit ausführen können. Weniger Probleme Fachkräfte zu bekommen, haben die Firmen, die mit guten Tarifverträgen für sich werben können. Dieser Fachkräftemangel ist aktuell eine Chance für die Durchsetzung von Tarifverträgen – vor allem auf der betrieblichen Ebene. Facharbeit wird benötigt – Arbeitnehmer*innen mit Ausbildung in unterschiedlichen Berufen werden gesucht.

Thema für Betriebsräte

Fachkräftemangel in Deutschland zwingt die Unternehmen zum Umdenken. Die bisherige Weigerung muss der Einsicht weichen, dass sie ihren Beschäftigten zuverlässige und tariflich abgesicherte Bedingungen anbieten. Das geht nur mit einer starken Gewerkschaft – die Mitglieder sind unsere Basis im Betrieb. Nach den Betriebsratswahlen sollten die neu gewählten Betriebsrät*innen dieses wichtige Thema aufgreifen. Wir bieten dazu eine Umfrage im Betrieb an, um die Vorstellungen der Beschäftigten zu ermitteln und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Die Betriebsrät*innen können dies aktiv unterstützen. Gehen wir in den Dialog – Vertreter*innen der IG BAU vor Ort und auf Bundesebene – mit den Betriebsrät*innen und Beschäftigten. Sorgen wir für faire Tarifverträge in den Branchen der Dienstleistung.

Der Beitrag erschien ursprünglich in der April-Ausgabe unseres Mitgliedermagazins "Der Grundstein".