ulrike laux
Ulrike Laux (© IG BAU, Alexander Paul Englert)
04.08.2020
Gebäudereinigung

Seit Monaten wird über "systemrelevante" Berufe und Arbeiten gesprochen. Reinigungskräfte standen im Fokus dieser Debatten. Beschäftigte der Reinigungsfirmen stehen unter einem immensen Druck. Die Situation und Verhältnisse, unter denen die Beschäftigten arbeiten müssen, entsprechen aber nicht den Stellenwert ihrer Arbeit. Zu wenig Schutzmaßnahmen, zu wenig Lohn und zu wenig Anerkennung.

Hierzu wurde unser Bundesvorstandsmitglied Ulrike Laux vom Zusammenschluss Bundesverband der Migrantinnen in Deutschland e.V. interviewt.

Welchen Problemen wurden die Reinigungskräfte während der Pandemie ausgesetzt?

Sobald im März klar wurde, dass die Viren ansteckend sind, war der Arbeits- und Gesundheitsschutz der Gebäudereiniger*innen extrem wichtig und sofort notwendig. Denn sie mussten weiterhin arbeiten, reinigen und vor allem desinfizieren, damit die Viren keine Gefahr für andere Beschäftigte sind. Es fehlten am Anfang die notwendigen Schutzmasken und viele hatten natürlich große Angst, sich in den Objekten anzustecken. Viele Reinigungsfirmen und Kunden hatten dafür kein Verständnis, sie erwarteten von den Reinigungskräften, dass sie ihre Arbeit wie bisher leisten und noch darüber hinaus. In den ersten Wochen fehlten Informationen, wie sie sich verhalten sollten und es gab zu wenige Schutzmasken. Die Arbeit stand für viele Firmen im Vordergrund, besonders die Desinfektion der Objekte – mehr Aufträge und mehr Arbeit für die meisten Reiniger*innen. Kliniken, Schulen, Büros oder Industriebetriebe sollte schnell hygienisch sauber sein. Dass dafür mehr Zeit notwendig ist, wurde häufig von Kunden und Reinigungsfirmen ignoriert. Die Beschäftigten hatten plötzlich viele Probleme zu bewältigen: Angst vor der Ansteckung, Stress durch die hohen Anforderungen an die Sauberkeit, mehr Arbeit ohne mehr Zeit und die Erwartung, dass sie alles schnell und hygienisch sauber leisten. Dabei hatten sie noch die gleichen Probleme wie alle anderen: Ihre Kinder zu betreuen, die plötzlich zu Hause waren. Unter diesen Bedingungen ist die Vereinbarkeit von Arbeit zu Hause und im Betrieb kaum möglich. Zumindest gab es eine Anerkennung, als vielen Menschen klar wurde, dass die Reinigung "systemrelevant" ist. Der Applaus war eine gute Geste des Danks, jetzt müssen konkrete Schritte der Anerkennung folgen zum Beispiel mehr Lohn für die wichtigen und eben wertvollen Tätigkeiten der Gebäudereiniger*innen.

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Hier geht es zur türkischer Version des Artikels: Temizlik alanında çalışanların durumu: Çok düşük ücret, çok az saygı