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Keine "Lukaschenko-Spiele" in Weißrussland – UEFA soll auf Distanz zu Europas letztem Diktator gehen

Fußball
(Foto: Nathan Rogers / Unsplash)
15.09.2020
Internationales

Der Fußball soll Lukaschenko die Rote Karte zeigen: Die UEFA steht in der Kritik, die Demokratiebewegung in Weißrussland nicht offensiv zu unterstützen. Der Fußball müsse ein Zeichen gegen die staatliche Gewalt in Belarus setzen und demonstrativ auf Distanz zu Diktator Lukaschenko gehen, so die Forderung von internationaler Gewerkschaftsseite. Sie kommt von der Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI), zu der auch die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und die IG Metall als deutsche Einzelgewerkschaften gehören.

BHI-Vize-Präsident Dietmar Schäfers warnt davor, "dem weißrussischen Machthaber über den Fußball eine internationale Bühne zu bieten". So könne der für kommenden März geplante UEFA-Kongress – das immerhin oberste Kontrollorgan des europäischen Fußballverbandes – unmöglich in Minsk stattfinden, solange der Staat weiter Oppositionelle verhafte und verschleppe, Gewalt gegen das eigene Volk ausübe und sich Demokratie und Bürgerrechten verweigere.
 
Ebenso müsse die UEFA weitere Termine – auch Fußballspiele – in Belarus genau prüfen und dabei zu Absagen bereit sein. "Es darf keine 'LukaschenkoSpiele' geben", schrieb Schäfers an das UEFA-Exekutivkomitee. Der Gefahr, dass der Staatsapparat den Fußball in Belarus nutze, um ihn international für seine Interessen zu missbrauchen, müsse rigoros ein Riegel vorgeschoben werden, sagte der Vize-Präsident der internationalen Bau- und HolzarbeiterGewerkschaft. Schäfers wandte sich dazu auch an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und bat diesen, auf die UEFA einzuwirken.

"Europa kann nicht zusehen, wie der Fußball dem letzten Diktator Europas eine staatlich genutzte Präsentationsplattform bietet. Lukaschenko macht – um in der Fußballsprache zu bleiben – eine brutale Blutgrätsche gegen sein Volk. Er unterdrückt und knüppelt Menschen nieder. In Weißrussland gibt es noch die Todesstrafe. Gegen all das muss auch der europäische Fußball Zeichen setzen", sagte Dietmar Schäfers. Schon zu Beginn der Corona-Pandemie habe Lukaschenko es verstanden, den Fußball für sich zu nutzen: Während überall in Europa der Fußball wegen der Corona-Krise pausierte, sei in der ersten Fußball-Liga in Weißrussland weitergespielt worden – mit dem Verkauf der Übertragungsrechte für die Top-Liga an zwölf Länder.
 
Schäfers, der innerhalb der internationalen Bau- und Holzarbeiter-Gewerkschaft für den Sportstättenbau zuständig ist und zuvor auch VizeChef der IG BAU war, kündigte an, international gegen Bestrebungen der weißrussischen Regierung vorzugehen, wenn diese Baumaßnahmen zur Vorbereitung von UEFA-Spielen plane. Er forderte zudem international tätige Bauunternehmen auf, staatliche Aufträge aus Belarus "konsequent abzulehnen und so Infrastrukturplänen von Machthaber Lukaschenko eine Absage zu erteilen".
 
Nach bisherigen Plänen des europäischen Fußballverbandes soll Weißrussland neben etlichen internationalen Begegnungen in dem Land u.a. auch im April 2021 in den Fokus der Fußballwelt rücken: Dann wäre Belarus Gastgeber der Endrunde der UEFA-Futsal-Champions-League 2020/21. Spielstätte für den Hallenfußball soll die rund 15 000 Zuschauer fassende Minsk Arena sein.