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Kombinierte Ausgrenzung: Rassismus und ausgrenzendes Aufenthaltsrecht führen zu Ausgrenzungsspiralen und verstetigter Prekarität

PECO
(Foto: PECO-Institut)
12.04.2022
Internationales

Auch dieses Jahr riefen das Netzwerk Rassismus- und Diskriminierungsfreies Bayern und die Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten und Integrationsbeiräte Bayerns, anlässlich des Internationalen Tag gegen Rassismus, zu einer gemeinsamen Demonstration auf. Die zentrale Kundgebung fand am 21. März am Max-Joseph-Platz in München unter dem Motto "München zeigt Haltung" statt. Im Programm der zentralen Kundgebung standen unter anderen Redebeiträge von engagierten Menschen.

Der Redebeitrag zum Thema "Kombinierte Ausgrenzung: Rassismus und ausgrenzendes Aufenthaltsrecht führen zu Ausgrenzungsspiralen und verstetigter Prekarität" ist das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit von Elisabeth Djumic und Sanel Prelic (QBau-Projekt) vom PECO-Institut (einer Tochter der IG BAU) und Susanne Tidow und Hedwig Krimmer aus dem "Arbeitskreis Aktiv gegen Rechts" in ver.di München. Nachfolgend könnt Ihr die interessantesten Teile dieser Rede lesen:

Arbeit ist ein Menschenrecht!

Der Zugang zu Arbeit ist Teil einer menschenwürdigen Existenz und Recht aller Menschen, ob sie nun im privilegierten Norden leben oder in Ländern des globalen Südens, unabhängig davon, ob sie arm oder reich, Männer, Frauen oder queer sind!

Und: Diese Arbeit muss human und fair gestaltet sein. Dass beispielsweise "People on the Move" häufig Berufe ausüben, die die Mehrheitsgesellschaft kaum attraktiv findet und die in der Regel schlecht bezahlt sind, darf nicht dazu führen, dass wir sie als Arbeitnehmer zweiter Klasse behandeln. 


Praxisbeispiele zeigen leider das Gegenteil

Was das für die Betroffenen bedeutet, zeigen die Beispiele mobil Beschäftigter. Rassismus und Ausbeutung gehen oft bei der Beschäftigung mobil Beschäftigter*innen Hand in Hand. Im Baugewerbe, der Logistikbranche oder im industriellen Sektor werden migrantische Beschäftigte regelmäßig aufgrund ihrer Herkunft systematisch benachteiligt. Sie werden häufig rassistisch gedemütigt, beleidigt und erniedrigt. Und oft prägt Rassismus auch den Umgang untereinander. Am Arbeitsplatz wird ihre Gesundheit immer noch viel zu oft kaum geschützt: ihre Wohnungen sind teilweise überfüllt, baufällig und heruntergekommen. Oft fehlen ihnen die Möglichkeiten, grundlegende Arbeitnehmerrechte durchzusetzen, zum Beispiel ihr Recht auf bezahlten Urlaub in der Baubranche.

Die Mehrheitsgesellschaft in Deutschland nimmt ihre gesellschaftliche Stigmatisierung, Ausbeutung und skandalöse Lebensbedingungen erst dann wahr, wenn sie selbst betroffen ist. Das hat der Skandal um den Corona-Ausbruch in den Fleischereibetrieben von Tönnies im Mai 2020 deutlich gezeigt. Oder die teils mangelhafte Umsetzung des Gesundheitsschutzes von rumänischen Saisonarbeiter*innen während der Spargelernte in Brandenburg im Frühjahr 2020. Auch im Bausektor gibt es viele Beispiele.


Bedürfnis: mehr Information und Kommunikation in der Landessprache

Mobil Beschäftigte – ob in Gastronomie und Lieferservices, Pflege, Landwirtschaft, Logistik oder Industrie – brauchen: verbesserte Informationen über ihre Rechte und Möglichkeiten in ihrer Landessprache. Sie brauchen auch einen besseren und leichteren Zugang zu Informationen, und zwar auf verschiedenen Ebenen: sichere, von Arbeitgebern unabhängige und muttersprachlich besetzte Beratungsstellen. Aber auch digitale Angebote. Die Gewerkschaften versuchen hier bereits, mit muttersprachlichen Hotlines mobil Beschäftigte zu unterstützen.

Außerdem ist es notwendig, die Zugänge zu Fort- und Weiterbildung und die Anerkennung von Qualifikationen und Fähigkeiten zu vereinfachen, die mobil Beschäftigte bereits mitbringen. Aber allein werden Wanderarbeiter*innen ihre Situation nicht ändern können. Sie brauchen gesellschaftlichen und gewerkschaftlichen Schutz und müssen besser in Betriebs- und Personalräten repräsentiert werden. Fortbildungsangebote für Betriebs- und Personalräte können diese wiederum für strukturellen Rassismus sensibilisieren.

Diversität ist keine Frage des Marketings

Gegen Krieg, Vertreibung, Hunger und die Zerstörung unserer natürlichen Ressourcen helfen uns nicht Militarisierung, Zäune oder Ausgrenzung, und schon gar nicht Arbeitsverbote oder prekäre Arbeitsverhältnisse! Nur wenn wir ehrlich unser strukturell-rassistisches Denken hinterfragen, es dekonstruieren und unseren Wohlstand solidarisch teilen, können wir diese globalen Krisen meistern: mit den Menschen, die vor Krieg und Unterdrückung flüchten, mit denjenigen, die um ein menschenwürdiges Leben ringen.

Diversität ist keine Frage des Marketings, sondern die Währung, die auf eine sichere und lebenswerte Zukunft einzahlt: Indem wir die Lebenserfahrungen aller Menschen hier in Deutschland anerkennen, ihr Wissen schätzen lernen und sie nicht mit Verboten und Ausgrenzung daran hindern, diese Erfahrung mit uns zu teilen.

Der Redebeitrag zum Herunterladen.

PECO München
(Foto: PECO-Institut)