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Sorge vor Corona-Infektion am Arbeitsplatz bleibt hoch – Beschäftigte mit niedrigen Löhnen sind besonders oft betroffen
Besonders betroffen sind Beschäftigte mit niedrigen Löhnen: Unter Geringverdienenden im untersten Fünftel der Lohnverteilung gaben in der ersten Maihälfte 43 Prozent der Befragten an, sich Sorgen zu machen – verglichen mit 23 Prozent unter Besserverdienenden im obersten Fünftel. Das ist das Ergebnis einer kontinuierlichen Befragung des Portals Lohnspiegel.de, an der sich seit April 2020 mehr als 51 000 Beschäftigte beteiligt haben. Lohnspiegel.de wird vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung wissenschaftlich betreut.
"Soziale Ungleichheit hat die Corona-Krise in Deutschland stark geprägt", sagt Dr. Aline Zucco, Expertin für Verteilungsfragen am WSI. "Nicht nur die ökonomischen Lasten der Pandemie sind sehr ungleich verteilt, sondern auch die Gesundheitsrisiken." Der enge Zusammenhang zwischen Einkommen und Ansteckungssorgen geht auf zwei wesentliche Faktoren zurück: Erstens sind die Löhne in vielen Tätigkeiten mit hoher Kontaktfrequenz oft relativ niedrig. Dazu zählen die Verkaufsberufe sowie Teile des Bereichs Erziehung und Soziales. Beschäftigte mit akademischer Qualifikation und entsprechend höheren Löhnen üben hingegen häufiger Tätigkeiten ohne direkten Kontakt aus und können ins Homeoffice ausweichen. Zweitens betreffen Versäumnisse beim betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz Beschäftigte mit geringem Einkommen offenbar häufiger. So sagten in der ersten Maihälfte 2021 unter den Befragten mit niedrigerem Lohn 17 Prozent, dass ihr*e Arbeitgeber*in keine ausreichenden Infektionsschutzmaßnahmen getroffen hat – verglichen mit einem Anteil von 9 Prozent unter den Besserverdienenden. "Angesichts der langen Vorlaufzeit ist das erschreckend", so Zucco.
Nachdem in den älteren Bevölkerungsgruppen hohe Impfquoten erreicht worden sind, gibt es inzwischen auch bei den Jüngeren Fortschritte. Nach den Zahlen des Robert Koch-Instituts sind je nach Bundesland inzwischen 3,4 bis 7,6 Prozent der Unter-60-Jährigen vollständig geimpft, mindestens eine Erstimpfung haben 17,9 bis 25,9 Prozent (Datenstand: 17. Mai 2021). Neben Menschen mit Vorerkrankungen zählen dazu auch Beschäftigte, die Aufgrund einer Tätigkeit in der Altenpflege, den Rettungsdiensten oder der Kinderbetreuung in die Prioritätsgruppen 1 und 2 eingestuft sind. "Jetzt kommt es darauf an, dass auch alle Beschäftigten aus der Prioritätsgruppe 3 möglichst rasch zum Zuge kommen", sagt Dr. Elke Ahlers, die am WSI zu Arbeit und Gesundheit forscht. Zur Prioritätsgruppe 3 zählt unter anderem der Lebensmitteleinzelhandel. "Die Impfung bringt dann nach über einem Jahr Pandemie eine echte Entlastung – und zwar auch von den psychischen Belastungen, die mit der permanenten Ansteckungssorge verbunden sind", so Ahlers.