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Sozialstaatsradar 2025: Mehrheit für mehr Staat, mehr Sicherheit, mehr Ausgleich

Jemand füllt eine Umfrage aus
(Foto: andibreit/pixabay)
28.01.2025
Arbeit

Die Menschen in Deutschland wünschen sich eine verbindliche, umfassende und solidarische Absicherung. Sie setzen dafür auf einen starken Sozialstaat und würden für mehr Sicherheit sogar höhere Beiträge in Kauf nehmen. Das ist das klare Ergebnis des "Sozialstaatsradars 2025", einer Befragung von 3.000 Personen im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), der Arbeitnehmerkammer Bremen und der Arbeitskammer des Saarlandes Ende 2024.

Die Erhebung verdeutlicht, welche Positionen bei der Bevölkerung auf die größte Zustimmung treffen. Die zentralen Erkenntnisse im Überblick:

Staat statt privat – Mehrheit für eine verbindliche soziale Sicherung

Eine überwältigende Mehrheit will nicht auf eigenes Risiko für das Alter, Krankheit oder Pflege vorsorgen. Stattdessen wünschen sich 80 Prozent der Befragten ein verpflichtendes und automatisches Sicherheitsnetz. Auch wie die soziale Sicherung gestaltet sein soll, ist für die Befragten, die für eine verbindliche Vorsorge sind, eine klare Sache: Eine deutliche Mehrheit – über 70 Prozent – will ein Sicherheitsnetz durch öffentliche Institutionen wie etwa Sozialversicherungen. Nur sehr wenige (12 Prozent) würden dafür vor allem auf private Unternehmen setzen. 

Mehr statt weniger Geld – Mehrheit für das Leisten höherer Beiträge für die bestehende soziale Sicherung

Klar ist, dass gute soziale Sicherung etwas kostet. Die Bevölkerung im Land ist sich dessen sehr wohl bewusst, und sie möchte den gegenwärtigen Standard mindestens bewahren, oft auch wieder ausbauen. Das zeigt sich etwa beim Thema Rente: 63 Prozent wären bereit, etwas höhere Beiträge zu zahlen, wenn die Leistungen dadurch mindestens auf dem bisherigen Niveau blieben. Weitere 12 Prozent würden deutlich höhere Beiträge für bessere Leistungen akzeptieren – bei den Arbeitnehmer*innen unter 30 Jahren sind es sogar 23 Prozent.

Starker statt schwacher Ausgleich – Mehrheit für eine solidarische soziale Sicherung

Der Sozialstaat ist kein bloßes Sparschwein für Einzelne, sondern sichert über Generationen und Einkommensgruppen hinweg zuverlässig und solidarisch ab. Offensichtlich passt dieses Prinzip zu den Grundeinstellungen der Menschen im Land: Drei Viertel der Bürger*innen plädieren etwa für eine Ausweitung des Versichertenkreises in der Rentenversicherung. So sind 46 Prozent für eine allgemeine Erwerbstätigen-Rentenversicherung, in der alle Erwerbstätigen einbezogen sind, also auch Selbständige und Beamte. 29 Prozent sprechen sich sogar für ein noch umfassenderes Bürgermodell aus, in dem alle Menschen in Deutschland versichert sind und ihr gesamtes Einkommen gleichermaßen zur Finanzierung herangezogen wird.

Das Fazit: Mehr statt weniger Sozialstaat!

Die Ergebnisse sind eindeutig: Eine große Mehrheit der Menschen in Deutschland wünscht sich den Erhalt und Ausbau unserer sozialen Errungenschaften. “Der Sozialstaat ist das Fundament der Demokratie, bietet Sicherheit, Zusammenhalt in schwierigen Zeiten und ermöglicht Menschen ein selbstbestimmtes Leben. Wer die Axt an diese Errungenschaften legt, gefährdet den gesellschaftlichen Frieden und die Stabilität unseres Landes,” so Anja Piel, Mitglied des DGB-Bundesvorstands. Mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl macht sie deutlich: “Im Wahlkampf gegen Bedürftige und den Sozialstaat Stimmung zu machen, ist das Zündeln am Sozialstaat mit Scheindebatten. Die großen strukturellen Probleme unserer Wirtschaft sind weder von den Beschäftigten eingebrockt worden noch löst man sie, indem man auf dem Rücken der breiten Bevölkerung an Sozialleistungen spart. Stattdessen müssen endlich die zukunftsblinde Schuldenbremse reformiert und Superreiche stärker zur Finanzierung des Gemeinwohls herangezogen werden.”

Details zur Befragung und die wichtigsten Ergebnisse zum Herunterladen und Teilen.