udo bullmann reinigungskräfte
© IG BAU
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06.05.2019
Gebäudereinigung

Am Vorabend des 1. Mai trafen sich Gebäudereinigerinnen mit Udo Bullmann und Tilo Becher (beide SPD) im Gießener Gewerkschaftshaus. Hintergrund des Treffens ist der anstehende Konflikt in der Gebäudereinigungsbranche. Die Reinigerinnen berichteten den beiden Politikern, wie die Arbeitssituation in den Objekten aussieht und wie es zu der angespannten Situation im Tarifkonflikt gekommen ist.

Die IG BAU versucht seit Anfang 2018, für die Reinigungskräfte Verbesserungen im Rahmentarifvertrag für die Gebäudereiniger*innen zu erreichen. „Die Arbeitgeberseite blockiert allerdings seit Beginn der Verhandlungen die Themen der Beschäftigten“, sagte Hans-Joachim Rosenbaum, Regionalleiter in Hessen für die IG BAU, der ebenfalls anwesend war. „Gerade, wenn wir das Thema eines Weihnachtsgeldes für die Beschäftigten ansprechen, haben die Arbeitgeber bereits mehrfach angekündigt, werden sie den Verhandlungstisch sofort verlassen“, so der Gewerkschafter. Seit September verweigern sie sogar jegliche Verhandlung.

Doch nun die vermeintliche Wende. Im vergangenen Dezember hat das Bundesarbeitsgericht (BAG) eine Entscheidung getroffen, die auch Teilzeitkräften bei Mehrarbeit Überstundenzuschläge zusichert. Die Urteilsbegründung wurde erst im April bekannt. Daraufhin hat die Arbeitgeberseite den Rahmentarifvertrag Ende April gekündigt.

Diese fordern nun die IG BAU zu Verhandlungen auf, allerdings nur, „um die neu gewonnene Chance auf ein wenig mehr Geld für unsere hohe Flexibilität in Zukunft wieder zunichte zu machen“, so die Reinigungskräfte. In einer Branche, die aktuell den meisten Beschäftigten einen Stundenlohn von 10,56 Euro zahlt, scheint dies überzogen.
Vor kurzem wurde ebenfalls bekannt, dass Gebäudereiniger*innen zu den Menschen gehören, die bundesweit am wenigsten verdienen. Bei Vollzeit oft unter 2000 Euro brutto.

Udo Bullmann, Spitzenkandidat für die SPD im Europawahlkampf und Vorsitzender der sozialdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament, erklärte: „Ein Weihnachtsgeld oder ähnliches ist seit Jahren für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine Selbstverständlichkeit und ein Ausdruck von Respekt gegenüber der erbrachten Leistung. Ich kann nicht verstehen, warum die Arbeitgeber hier so mauern. Reinigungskräfte verdienen die gleiche Wertschätzung für ihre Arbeit wie andere Beschäftigte auch.“

Der Gießener Landtagsabgeordnete Frank-Tilo Becher reagierte ebenfalls geschockt auf den Bericht der Reinigungskräfte. In seinem vergangenen Wahlkampf, gerade auch in Gießen, hat er viele ähnliche Geschichten gehört. „Es mangelt einfach an Wertschätzung für die Beschäftigten, die jeden Tag dafür sorgen, dass wir uns auf der Arbeit oder auch zu Hause wohl fühlen.“ Beide sicherten den Reinigungskräften ihre Solidarität zu und forderten sie auf, hartnäckig zu bleiben.