senioren tafel
(Foto: Kai Dethloff, Tafel Deutschland e.V)
11.10.2024
Senioren

Über 17 Millionen Menschen sind in unserem reichen Land von Armut oder Ausgrenzung bedroht. Das sind 14,4 Prozent der Bevölkerung (laut Statistischem Bundesamt), Senior*innen sind mit einer Quote von etwa 18 Prozent sowie jedes fünfte Kind armutsgefährdet. Zugleich werden 10,9 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll entsorgt. Das sind 78 Kilogramm je Person.

Diese Problematik wird von den Tafeln aufgegriffen und zumindest einer Teillösung zugeführt. Die Tafeln werden zunehmend als Begegnungsstätten entdeckt und leisten neben dem sozialen Ausgleich einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Davon konnte sich der IG BAU -Bundesvorstand bei einem Besuch der Bremer Tafel vor Ort informieren.

Die Bremer Tafel sammelt überschüssige Lebensmittel ein und gibt diese gegen eine kleine Spende an anmutsbetroffene Menschen weiter. Es gibt fünf Ausgabestellen. Die in Bremer Stadtteil Hemelingen, wo wir waren, beliefert täglich etwa 200 „Kundinnen und Kunden“.

Alle Betroffenen (Familien mit vielen Kindern, Alleinerziehende, Rentnerinnen und Rentner, Menschen mit Bezug von Arbeitslosengeld bzw. Sozialhilfe, Menschen in Kurzarbeit oder Menschen mit Migrationshintergrund) werden erfasst und erhalten ein Kundenausweis. Die rund 210 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer geben dann, gegen einen kleinen Obolus (2 € Einzelperson, 3 € Familie), die am Vormittag eingesammelten Spenden aus.

Die Tafel finanziert sich aus dem Obolus, Spenden, Erbschaften und staatlichen Fördermitteln. Über die Tafel Deutschland konnte die Tafel auch von der Sonderförderung der Deutschen Fernsehlotterie profitieren.

Andreas Steppuhn, den wir noch aus seiner hauptamtlichen Zeit bei der IG BAU kennen, erläuterte in einer Informationsrunde die Aufgaben des Dachverbandes, dessen Vorsitzender er seit Juli 2023 ist und die Mission der Tafeln in Deutschland: „Lebensmittel retten – Menschen helfen!“.

In Deutschland gibt es aktuell 977 Tafeln mit mehr als 2.000 Ausgabestellen, von denen ca. 40 Prozent gemeinnützige Vereine sind, weitere in Trägerschaft. Als größte Ehrenamtsorganisation wird um die gesellschaftspolitische Anerkennung gerungen. So wäre hilfreich, wenn aktive Helfer mit zusätzlichen Rentenpunkten oder kostenloser Nutzung des ÖPNV belohnt würden.

Von den Tafeln werden gegenüber der Bundesregierung immer wieder politische Forderungen gestellt, wie z. B. Anpassung des Bürgergeldes, armutsfeste Löhne, Lebensmittelverschwendung stoppen (Lebensmittelspendengesetz), Ernährungsbildung, Wertschätzung und Unterstützung von Ehrenamt.

„Diese Forderungen können wir IG BAU- Senior*innen unterstützen. Wir haben erfahren, dass ein großer Teil der Tafelbesucher Senior*innen sind“, sagte Karl-Günter Ziesmer, Mitglied im Bundesseniorenvorstand für die Region Weser-Ems. „Dies ist sehr traurig, wenn Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben, nicht genügend Rente bekommen, die zum Leben reicht. Wir sind beeindruckt von der Arbeit, die die ehrenamtlichen Mitarbeiter bei der Tafel Tag für Tag leisten. Davor können wir nur den Hut ziehen.“

Ein Artikel unseres Kollegen Bernd Unbescheid