Weihnachtsgeld: Mit Tarifvertrag feiert es sich schöner
Insgesamt erhalten 51 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland Weihnachtsgeld, das meist zusätzlich zum regulären Gehalt schon im November vom Arbeitgeber überwiesen wird. Dabei sind die Unterschiede gewaltig:
- Mit Tarifvertrag: 77 Prozent bekommen Weihnachtsgeld
- Ohne Tarifvertrag: Nur 41 Prozent erhalten die Sonderzahlung
Das ergibt eine aktuelle Umfrage unter mehr als 58 000 Beschäftigten durch das Internetportal Lohnspiegel.de, das vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird. Sie zeigt: Wer in einem tarifgebundenen Betrieb arbeitet, hat deutlich bessere Chancen auf das Extra zum Jahresende. Und das ist kein Zufall, denn einen rechtlich verbindlichen Anspruch auf Weihnachtsgeld gibt es nur, wenn es im Tarifvertrag vereinbart ist.
Tarifvertrag = Mehr Geld, nicht nur zu Weihnachten
"Auch die Grundgehälter sind mit Tarifvertrag in aller Regel höher – das Weihnachtsgeld ist ein echtes Extra, das nicht an anderer Stelle wieder abgezwackt wird", erklärt Dr. Malte Lübker, Gehaltsexperte am WSI. "Tarifverträge lohnen sich für die Beschäftigten nicht nur zu Weihnachten, sondern das ganze Jahr über."
Das Problem: Immer weniger Beschäftigte profitieren von der Tarifbindung. Nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), der Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit, arbeiteten 2024 nur noch 49 Prozent der Beschäftigten in tarifgebundenen Betrieben. Im Jahr 2000 waren es noch 68 Prozent.
Große Unterschiede bei der Höhe
Wer Weihnachtsgeld bekommt, kann sich je nach Branche über sehr unterschiedliche Beträge freuen. Die Spanne ist enorm: In den mittleren Entgeltgruppen reicht das tarifliche Weihnachtsgeld von 250 Euro in der Landwirtschaft Bayern bis zu 4235 Euro in der Chemischen Industrie Nordrhein.
In den meisten Branchen wird das Weihnachtsgeld als fester Prozentsatz vom Monatsentgelt berechnet. Deshalb hat sich die Zahlung in Branchen, in denen für 2025 höhere Tarifentgelte vereinbart wurden, entsprechend erhöht. In einigen Branchen gibt es sogar ein volles 13. Monatsgehalt – etwa in der Chemischen Industrie, bei der Deutschen Bahn oder im Privaten Bankgewerbe. In der Eisen- und Stahlindustrie sind es sogar 110 Prozent eines Monatsentgeltes (Weihnachts- und Urlaubsgeld als kombinierte Jahressonderzahlung).
Ost-West-Gefälle bleibt bestehen
Tarifverträge werden oft regional ausgehandelt, weshalb es zwischen den einzelnen Bundesländern teils deutliche Unterschiede in der Höhe der Sonderzahlung gibt. Im Durchschnitt haben Beschäftigte in Westdeutschland (53 Prozent) bessere Aussichten auf Weihnachtsgeld als jene in Ostdeutschland (41 Prozent). In einigen Branchen kann der Unterschied bei der Höhe mehrere hundert Euro, im Bauhauptgewerbe sogar über tausend Euro zugunsten der Beschäftigten im Westen ausmachen.
Im Gebäudereiniger-Handwerk gibt es aktuell keine Regelungen zu einer Jahressonderzahlung. Die IG BAU will das ändern: Ab dem 24. November 2025 steigen wir in die Verhandlungen über eine längst überfällige Jahressonderzahlung für IG BAU-Mitglieder ein!
Politik muss Tarifbindung stärken
"Einen Tarifvertrag durchzusetzen, erfordert meist einen langen Atem – und setzt voraus, dass Belegschaft und Gewerkschaft gemeinsam dafür kämpfen", so Prof. Dr. Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI. "Umso wichtiger ist, dass die Politik Tarifbindung unterstützt und nicht unterminiert.
Ein großer Schritt kann hierbei die Umsetzung des geplanten Bundestariftreuegesetzes sein. Es soll dafür sorgen, dass öffentliche Aufträge nur noch an Unternehmen vergeben werden, die nach Tarifvertrag zahlen, statt einfach an den billigsten Anbieter.
Deine IG BAU macht den Unterschied
Die IG BAU setzt sich in allen Branchen für starke Tarifverträge ein: Damit Du nicht nur zu Weihnachten, sondern das ganze Jahr über fair bezahlt wirst. Je mehr Mitglieder wir in den Betrieben haben, desto stärker können wir für Deine Rechte kämpfen.
Wenn Du in einem Betrieb ohne Tarifvertrag arbeitest und das ändern möchtest: Melde Dich bei Deiner IG BAU vor Ort. Gemeinsam sind wir stark!
Zur Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung:
https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-51-prozent-aller-beschaeftigten-bekommen-weihnachtsgeld-mit-tarifvertrag-77-prozent-72531.htm


