©IG BAU (Alexander Paul Englert)
09.11.2016
Internationales
Der anständige Umgang miteinander ist in den Vereinigten Staaten unter die Räder gekommen. Das ist mehr als eine Frage der Etikette, und sie betrifft auch uns in Deutschland. Es geht darum, in welcher Art von Gesellschaft unsere Kinder und Enkel wohl leben werden: Ohne eine von allen anerkannte und gelebte Mindestvorstellung von dem, was sich gehört, ist eine zivilgesellschaftliche Debatte nicht denkbar.
Wenn jeder seinem Temperament freien Lauf lässt, haben wir bald eine Wirtshaus-Demokratie. Am Ende brüllen alle nur noch durcheinander.

Eine zivilisierte Diskussion bildet aber die Basis jeder Demokratie. Dazu gehört, dass man andere ausreden lässt. Sich mit Fakten inhaltlich auseinanderzusetzen und sie nicht pauschal als Lügen abzutun, ist nicht mehr selbstverständlich. Und in immer aggressiverem Stil wird in der politischen Auseinandersetzung auch Verachtung von Frauen und Minderheiten offen gezeigt.

In den USA wird vor allem dem Republikaner Donald Trump vorgeworfen, die moralischen Grenzen mit brutaler Rhetorik und frauenfeindlichem Verhalten geschliffen zu haben. Der Demokratin Hillary Clinton schreibt man zumindest eine Mitverantwortung an dieser Entwicklung zu. Diese Verrohung der US-Gesellschaft zu heilen, wird dauern und Kraft binden. Kraft, die etwa für soziale Projekte fehlt.

Wir sollten aus dem Desaster des US-Wahlkampfs lernen. Auch hierzulande gibt es Polterer, die mit einfachen Parolen Ängste schüren und andere beleidigen. Sie werden im Bundestagswahlkampf versuchen, den Trump-Stil zu imitieren. Wir sollten deutlich zeigen, dass wir das weder unterhaltsam noch überzeugend finden, damit Deutschland nicht zur Rüpel-Republik verkommt.

IG BAU-Bundesvorsitzender Robert Feiger in der IG BAU-Mitgliederzeitschrift "Der Grundstein/Der Säemann", Ausgabe 11/2016.