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Wir setzen auf Gleichstellung: Gleichberechtigt aus der Krise!

DGB Frauen
©DGB
28.07.2020
Frauen

Frauen erleben in der derzeitigen Coronakrise eine "Rolle rückwärts". Der Bundesfrauenausschuss des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hat dazu gearbeitet und folgende Forderungen entwickelt.

Gleichstellung geht alle an!

Die Folgen von Corona betreffen alle? Ja – aber Frauen treffen sie besonders hart. Wo Frauen bisher strukturell benachteiligt waren, wie bei Bezahlung und Arbeitsbedingungen, haben sich die Gräben noch vertieft. Gerade wegen Corona müssen alle Ministerien die Gleichstellung (ganz oben) auf ihre Agenda setzen – vom Kanzlerinnenamt über das Finanzministerium bis zum Wirtschafts- und Arbeitsministerium. Konsequent, bei jeder inhaltlichen und finanziellen Entscheidung müssen sie prüfen: Trägt ihr Vorhaben dazu bei, die Benachteiligung von Frauen abzubauen?

Wirtschaftshilfen gerecht verteilen!

Frauen leben anders, weil sie andere Aufgaben wahrnehmen. Sie kaufen anders, weil sie weniger verdienen. Und sie arbeiten in anderen Berufen als Männer – häufiger in Dienstleistungen, seltener in der Industrie. Wirtschaftshilfen und Investitionen in der Corona-Krise müssen deswegen darauf geprüft werden, wir sie in der Arbeits- und Lebenswelt von Frauen wirken. Profitieren sie in gleichem Maße von den staatlichen Ausgaben wie Männer? Mit staatlich finanzierten Gutscheinen für haushaltsnahe Dienstleistungen zum Beispiel, könnten vor allem Frauen von Familienarbeit entlastet werden. Außerdem würden ordentliche Arbeitsplätze entstehen, wo bisher meist Frauen ohne soziale Absicherung ihr Geld verdienen.

Steuerrecht fair gestalten!

Frauen arbeiten häufiger in Dienstleistungsbetrieben, ohne Tarifvertrag, in Teilzeit oder in Minijobs. Weil sie in der Regel weniger verdienen als ihr Mann, wählen verheiratete Frauen für ihren "Zuverdienst" häufig die Lohnsteuerklasse V. Sie ist mit hohen Abzügen verbunden. Das schmälert ihr Einkommen zusätzlich – und führt zu so geringen Zahlungen bei Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit, dass ihre Existenz bedroht ist. Eigenständige Absicherung für Zukunft und Alter? Funktioniert so nicht. Sollen Frauen nicht länger benachteiligt werden, muss sich das Steuerrecht ändern. Und: Alle Jobs müssten sozial abgesichert sein – von der ersten Arbeitsstunde an!

Den Wert endlich anerkennen!

Sie pflegen Alte, sie reinigen Krankenhäuser, sie sitzen an den Kassen, sie betreuen Kinder. Sie machen Überstunden, schuften unfreiwillig in Teilzeit, können als Dienstleisterinnen nicht ins Homeoffice – und  tragen das höchste Risiko, sich mit Corona anzustecken: Frauen. Klatschen reicht nicht: Jetzt ist die Zeit für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne!

Rollen vorwärts, statt Rolle zurück!

Der Mann steht im Beruf, die Frau betreut Kinder, putzt, kauft ein  – das war einmal? Corona schleudert Familien mit Lichtgeschwindigkeit zurück in alte Rollenbilder. Es sind die Frauen, die ihre Familie durch die Pandemie steuern – dank unbezahlter Familienarbeit und oft auf Kosten ihres Einkommens. Schon vor Corona haben Frauen jeden Tag anderthalb Stunden mehr unbezahlte Sorgearbeit in Haushalt und Familie geleistet als Männer. Moderne Arbeitszeitmodelle können verhindern, dass diese Kluft nach der Krise noch größer ist als vorher. Damit Paare die Verantwortung endlich fair teilen können und Alleinerziehenden echte Perspektiven eröffnet werden.

Betreuung stärken – für die Zukunft von Frauen!

Durch Corona plötzlich auf Null: Mit der Schließung von Kitas und Pflegeeinrichtungen wurden (viele) Frauen in ihren persönlichen und beruflichen Plänen ausgebremst. Sie haben notgedrungen die Betreuung übernommen, auf Kosten von Arbeit und Einkommen. Der Mangel in der Krise hat gezeigt: Wohnortnahe, bedarfsgerechte, hochwertige Betreuungsangebote sind Gold wert, deswegen muss nun Geld her. Das ist eine Investition in die Bildung von Kindern – und in die Zukunft von Frauen!

Recht auf mobiles Arbeiten!

Drei Tage vom Wohnzimmer aus arbeiten? Oder mal nach dem Abendessen statt am Nachmittag? Und dann zwei Tage im Büro. Die Erfahrungen mit dem neuen Home-Office Alltag seit Corona zeigen, was möglich ist. Familienfreundlich? Freizeitfreundlich? Ganz entspannt? Bisher können das vor allem Männer nutzen. Auch Frauen brauchen mehr Möglichkeiten, um von zu Hause familienfreundlich arbeiten zu können: ein Recht auf mobiles Arbeiten schafft genau das.

Gleiche Chancen in der Digitalisierung!

Jeder hat doch heute in Deutschland Smartphone, Laptop, Zugang zu Internet und demnächst ein Online-Seminar? Richtig – fast jeder, aber bei weitem nicht jede. Digitale Arbeitsmittel sind spätestens seit Corona die Tür zur beruflichen Zukunft, und digitale Weiterbildung ist der Schlüssel dazu. Ob im Betrieb, bei der Schulung, beim MINT-Studium: Frauen brauchen Zugang zu digitalen Technologien und mehr Übung im Umgang damit.

Mehr Frauen in Führungspositionen!

Was haben Neuseeland, Dänemark, Norwegen, Finnland, Taiwan und Deutschland gemeinsam? Regierungschefinnen, die das Land ruhig und sicher durch die Pandemie steuern. Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen, um die Perspektive von Frauen zu stärken – in Parlamenten und allen Führungspositionen der Wirtschaft.

(Quelle)