Wohnungen
(Foto: Pawel Czerwinski / Unsplash)
15.04.2022
Dienstleistungen

"Silberhochzeit" in der Wohnungswirtschaft. Seit 25 Jahren gibt es dort einen Manteltarifvertrag (MTV) der auch nach heutigen Maßstäben immer noch innovativ ist. Trotzdem ist es jetzt an der Zeit, diesen zu überarbeiten. Maren Bullermann und Andreas Arbter, Mitglieder der Verhandlungskommission, sagen warum.

37 Stunden-Woche, 13. und 14. Monatsgehalt, Anrechnung von Studienzeiten… Was vor 25 Jahren für den MTV Wohnungswirtschaft ausgehandelt wurde, ist in manchen Branchen heute noch unerreichbar. Woran kann das liegen?
Bei der Erstellung des Manteltarifs hat man sich seinerzeit an gute Haustarifverträgen in der Wohnungswirtschaft, am öffentlichen Dienst sowie Banken und Versicherungen orientiert. Diese Branchen standen damals bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter*innen in unmittelbarer Konkurrenz. Der bestehende Manteltarifvertrag bedurfte, auch aufgrund der Wiedervereinigung, einer Überarbeitung. Mitgewirkt haben damals drei Gewerkschaften: Handel, Banken und Versicherungen (HBV), IG BAU und Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV).

Warum ist es für die Arbeitgeber*innen trotzdem an der Zeit, den Vertrag "anzupacken"?
Darüber, dass der MTV redaktionell und an die gesetzlichen Änderungen der vergangenen 25 Jahre angepasst werden muss, besteht zwischen uns und den Arbeitgebern Einvernehmen. Gemeinsam wollen wir ihn zudem modernisieren und für die Personalgewinnung attraktiver gestalten, zum Beispiel mit  weiterer Flexibilisierung der Arbeitszeit (Sabbatjahr, Lebensarbeitszeitkonten und ähnliches) oder mit der  Wahlmöglichkeit zwischen zusätzlichem Entgelt und freier Zeit.

Was sind eurer Meinung nach die Punkte, die überarbeitet und angepasst werden müssen?
2006 wurde in einer Ergänzung des MTV aufgrund von gesetzlichen Änderungen (die ersten zwei Krankheitstage unbezahlt) das 14. Gehalt "eingefroren". Zwei Tage nach Abschluss des ergänzten MTV wurde das entsprechende Gesetz wieder zurückgezogen. Dass die Änderungen im MTV trotzdem weiter Bestand haben, ist den Mitgliedern nicht mehr zu vermitteln. Auch wurde der MTV im Laufe der 25 Jahre durch eine Reihe von Protokollnotizen ergänzt. Diese stehen im Rahmen der Sondierungsgespräche auf dem Prüfstand – entweder sie werden integriert oder fallen weg. Auf dem Prüfstand steht auch der Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung. Darüber hinaus streben wir zeitgemäße Regelungen für mobiles Arbeiten, die Aufhebung der nicht mehr zeitgemäßen Differenzierung zwischen angestellten und gewerblichen Mitarbeiter*innen sowie eine Vorteilsreglung für Gewerkschaftsmitglieder an.

Die Fragen stellte Christiane Nölle für den "Grundstein"