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Ausbildungsreport 2022
31.08.2022
Azubis & junge Beschäftigte
Die DGB-Jugend hat im Rahmen ihrer Berufsschultour bundesweit 14 428 Auszubildende aus den 25 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen im dualen System befragt, mit dabei unter anderen die Maler*innen und Lackierer*innen. Daraus ergibt sich eine repräsentative und detaillierte Datenbasis zur Bewertung der Ausbildungssituation.
Wichtige Erkenntnisse:
Überstunden:
- Knapp ein Drittel der befragten Auszubildenden (32,8 Prozent) muss regelmäßig Überstunden machen und arbeitet dabei durchschnittlich 3,6 Stunden mehr in der Woche. Mehr als jede*r zehnte Auszubildende (11,6 Prozent) bekommt für die Überstunden weder eine Vergütung noch einen Freizeitausgleich. Ein klarer Verstoß gegen das Berufsbildungsgesetz!
Fachliche Anleitung
- Leider stieg der Anteil derjenigen Auszubildenden, deren Ausbilder*innen "selten" oder "nie" am Ausbildungsplatz verfügbar sind, mit 11,6 Prozent auf den höchsten seit 2008 (damals: 11,7 Prozent) dokumentierten Wert. Zudem gaben 13,2 Prozent der Auszubildenden an, Arbeitsvorgänge nur "selten" oder "nie" zufriedenstellend erklärt zu bekommen.
- Insgesamt 11 Prozent der befragten Auszubildenden müssen "immer" oder "häufig" ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigen, die nicht Bestandteil der Ausbildung sind und nicht dem Lernerfolg dienen. Solche Tätigkeiten sind nach §14 Berufsbildungsgesetz verboten.
Betrieblicher Ausbildungsplan
- Mehr als ein Drittel der Auszubildenden (34,5 Prozent) hat keinen betrieblichen Ausbildungsplan, obwohl dieser gesetzlich vorgeschrieben ist. Somit wissen diese Auszubildenden nicht, wie ihre Ausbildung ablaufen soll und was die Lerninhalte sind.
Weiterempfehlen der Ausbildung
- Fast jede*r sechste Auszubildende (16,1 Prozent) würde die Ausbildung in ihrem*seinen Ausbildungsbetrieb nicht weiterempfehlen. Auffällig ist, dass die Begeisterung vieler Auszubildender im Laufe der Ausbildung abnimmt. Während im ersten Ausbildungsjahr noch sieben von zehn Auszubildenden (71,2 Prozent) ihre Ausbildung weiterempfehlen würden, sind es im dritten Ausbildungsjahr nur knapp über die Hälfte (54,4 Prozent). Das ist ein deutliches Zeichen.
Qualität in der Berufsschule
- Nur etwas mehr als die Hälfte der Auszubildenden (59 Prozent) findet, dass die fachliche Qualität des Berufsschulunterrichts "sehr gut" oder "gut" ist.
Perspektive
- Fast die Hälfte (45,3 Prozent) der Auszubildenden wissen selbst im letzten Ausbildungsjahr noch immer nicht, ob sie von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen werden. Im Vergleich zu 2020 hat sich ihr Anteil um 6,2 Prozentpunkte erhöht. Von den Auszubildenden im dritten Ausbildungsjahr, die bereits wussten, dass sie nicht übernommen werden, hatten lediglich 13,4 Prozent eine Zusage für eine Weiterbeschäftigung in einem anderen Betrieb. Die Chancen auf eine Übernahme hängen dabei stark vom jeweiligen Ausbildungsberuf ab.
Bewertung der schulischen Berufsorientierung
- Mehr als sieben von zehn Auszubildenden (72,2 Prozent) geben an, dass ihnen die Angebote der Berufsorientierung in der allgemeinbildenden Schule "weniger" oder "gar nicht" geholfen haben, ihre Berufswahlentscheidung zu treffen.