- IG Bauen-Agrar-Umwelt
- Branchen
- Bauhauptgewerbe
- Bundesfachgruppenkonferenz Bauhauptgewerbe: Für mehr gute Arbeitsplätze sorgen
Bundesfachgruppenkonferenz Bauhauptgewerbe: Für mehr gute Arbeitsplätze sorgen
Der Bundesvorsitzende der IG BAU, Robert Feiger, ging in seiner Rede auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und seine Folgen ein und warnte vor einem abrupten Energieembargo. "Wenn der Gashahn zugedreht wird, kommen wir in eine Situation, dagegen sind die wirtschaftlichen Auswirkungen von Corona harmlos." Zumal ein Embargo den Krieg auch nicht von heute auf morgen beende. Die Herstellung von Ziegel, Zement, Kalk, Dämmstoffen und anderes mehr sei nun mal energieintensiv. Deshalb sollte Deutschland auch weiterhin bei den "härtesten Sanktionen, die es je gab" bleiben. Zudem ging Feiger auf den Klimawandel ein, denn auf den Dächern, in den Wäldern und auf den Feldern "kann es sehr ungemütlich werden. Keine Gewerkschaft bekommt den Klimawandel so sehr zu spüren wie unsere. Aber keine Gewerkschaft kann auch so viel zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen wie unsere." Vor zwei Jahren wurde im Dachdeckerhandwerk mit den Arbeitgeber*innen ein Sommerausfallgeld ausgehandelt. Der IG BAU sei mit dieser Regelung der weltweit erste Tarifvertrag gelungen, der die Folgen des Klimawandels für die Beschäftigten mildere.
Bundesvorstandsmitglied Carsten Burckhardt, zuständig für die Bauwirtschaft, kritisierte die profitgetriebene "just-in-time-Mentalität". Wenn es keine Lagerbestände mehr gebe, dann sei es auch kein Wunder, dass unterbrochene Lieferketten zu Produktionsausfällen führten. "Ich fordere Politik und Wirtschaft auf: Sorgt für mehr gute Arbeitsplätze in der Bau- und Forstwirtschaft sowie in der Baustoffindustrie, das ermöglicht auch regionale Rohstoffsicherung."
Burckhardt konstatierte ein Missverhältnis: Die Zahl der Beschäftigten steige, aber leider nicht die Zahl unserer Mitglieder. Einschlägige Propheten hätten vorhergesagt, dass eine wirtschaftlich bessere Situation zu einer Stärkung der IG BAU führen würde. Andere hätten vorausgesagt, dass dies gerade in schlechten Zeiten passiere. "Am Ende ist die Höhe der Tarifabschlüsse nicht eine Frage von wirtschaftlicher Situation, Inflation oder Produktivität. Es gibt einfach keinen Automatismus." Auf die Arbeitgeber könnten wir lange warten, nur wir selbst könnten die Sache zum Besseren wenden: "Am Ende geht es nur um eines: um gewerkschaftliche Macht."
Und Bundesvorstandsmitglied Burckhardt sagte auch, wie das gehen soll. "Diejenigen, die sich offen zu uns bekennen werden wir stärken und so dazu beitragen, dass unsere IG BAU in den Betrieben noch sichtbarer wird: Durch mehr Aktive in den Betrieben, Bildungsarbeit für sie und Betriebsräte."
Schließlich verabschiedeten die Bundesfachgruppenkonferenzen noch zwei Anträge, die jetzt dem Bundesvorstand beziehungsweise dem Gewerkschaftstag zur Entscheidung vorgelegt werden. So soll die aktuelle Friedenspflicht während einer Schlichtung überprüft werden und der SOKA-BAU weitere Aufgaben, wie beispielsweise die Einführung einer "BauCard" oder die Etablierung eines Zukunftsfonds, übertragen werden. Spannend war auch der Vortrag von Professor Doktor Gerhard Bosch zum Thema "Der Bauarbeitsmarkt – Soziologie und Ökonomie einer Branche". Das Referat fußte auf seinem neuen Buch.
Text: Frank Tekkiliç