Junge Frau arbeitet an einem Notebook
(Foto: janeb13 / Pixabay)
30.08.2023
Junge BAU Aktuell

Vier von zehn Auszubildenden sind mit der digitalen Ausstattung der Berufsschulen unzufrieden, immer weniger Auszubildende würden ihren eigenen Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen und die Zufriedenheit mit der Ausbildung ist im Vergleich zum Vorjahr so stark gesunken, wie bisher noch nie – das sind nur 3 Ergebnisse des neuen Ausbildungsreports der DGB-Jugend, der heute in Berlin vorgestellt wurde.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

Ausbildungszufriedenheit:

  • 70,5 Prozent der befragten Auszubildenden sind mit ihrer Ausbildung "(sehr) zufrieden", ein Rückgang in Höhe von 2,8 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Im Umkehrschluss: Fast drei von zehn Azubis sind unzufrieden. Es gibt massive Probleme.
  • Die Zufriedenheit variiert stark zwischen den Ausbildungsberufen: Während 82,6 Prozent der Industriemechaniker*innen "(sehr) zufrieden" mit ihrer Ausbildung sind, sind es im Hotelgewerbe nur 53,7 Prozent.
  • Jede*r sechste Auszubildende (16,9 Prozent) würde die Ausbildung in ihrem*seinem Ausbildungsbetrieb nicht weiterempfehlen. Die Begeisterung vieler Auszubildender nimmt dabei im Laufe der Ausbildung ab. So würden im ersten Ausbildungsjahr nur noch zwei Drittel der Auszubildenden (66,9 Prozent) ihre Ausbildung weiterempfehlen. Im letzten Ausbildungsjahr sind das nur noch weniger als die Hälfte (47,6 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr ein starker Rückgang um 4,3 beziehungsweise 6,8 Prozentpunkte.

Übernahme-Perspektiven und Befristung:

  • Mehr als vier von zehn Auszubildenden (42,3 Prozent) wissen selbst im letzten Ausbildungsjahr noch immer nicht, ob sie von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen werden. Damit liegt der Wert noch immer fast 3 Prozentpunkte über dem Niveau vor der Pandemie (2019: 39,4 Prozent), aber auch deutlich unter dem Negativrekord des Vorjahrs (45,3 Prozent).
  • Fast jede*r vierte Auszubildende (23,7 Prozent) mit Übernahmezusage wird nur befristet eingestellt, zumeist bis höchstens ein Jahr. Hier gab es gegenüber dem Vorjahr deutliche Verbesserungen um etwa 6 Prozentpunkte.

Jugendarbeitsschutz:

  • Obwohl es Auszubildenden unter 18 Jahren verboten ist, mehr als 40 Stunden pro Woche zu arbeiten, geben 7,0 Prozent der Auszubildenden an, dass sie dies tun müssen.

Überstunden und Belastung:

  • Knapp ein Drittel der befragten Auszubildenden (32,1 Prozent) muss regelmäßig Überstunden machen und arbeitet durchschnittlich 3,6 Stunden mehr in der Woche. Fast jede*r zehnte Auszubildene (9,5 Prozent) bekommt für die Überstunden weder eine Vergütung noch einen Freizeitausgleich. Ein klarer Verstoß gegen das Berufsbildungsgesetz.
  • Mehr als ein Viertel der Auszubildenden (26,2 Prozent) kann sich nach der Ausbildung nicht richtig erholen. Eine Berufsausbildung darf aber nicht zu Überlastungssymptomen führen, die krank machen können.

Ausbildungsvergütung:

  • 929 Euro beträgt die durchschnittliche Vergütung der befragten Auszubildenden über alle Ausbildungsjahre, Berufe und das Geschlecht hinweg. Sie liegt damit fast 100 Euro unter dem Durchschnitt der tariflichen Ausbildungsvergütungen von 1028 Euro.

Im Betrieb und der Berufsschule:

  • Mehr als ein Drittel der Auszubildenden (33,6 Prozent) hat keinen betrieblichen Ausbildungsplan obwohl er gesetzlich vorgeschrieben ist. Somit wissen diese Auszubildenden nicht, wie ihre Ausbildung ablaufen soll und was die Lerninhalte sind.
  • Insgesamt 12,7 Prozent der befragten Auszubildenden muss "immer" oder "häufig" ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigen, die nicht Bestandteil der Ausbildung sind und nicht dem Lernerfolg dienen. Ein Anstieg um fast 2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Solche Tätigkeiten sind nach § 14 Berufsbildungsgesetz verboten.
  • Der Anteil derjenigen Auszubildenden, deren Ausbilder*innen "selten" oder "nie" am Ausbildungsplatz verfügbar sind, ist leicht auf 10,9 Prozent gesunken. Zudem gaben 13,3 Prozent der Auszubildenden an, Arbeitsvorgänge nur "selten" oder "nie" zufriedenstellend erklärt zu bekommen. Trotz leichter Verbesserungen: Mehr als jede*r Zehnte wird nicht vernünftig ausgebildet!
  • Fast jede*r zweite Auszubildende (46,3 Prozent) bewertet die fachliche Qualität des Berufsschulunterrichts nur als befriedigend oder noch schlechter – ebenfalls ein starker Rückgang um 5,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr!

Themenschwerpunkt 2023: Moderne Ausbildung

Digitale und technische Ausstattung

  • Erheblicher Nachholbedarf zeigt sich bei der digitalen Ausstattung der Berufsschulen: Fast vier von zehn Auszubildenden (39,0 Prozent) bewerten sie nur mit "ausreichend" oder sogar "mangelhaft".
  • Auch in den Betrieben muss dringend nachgebessert werden: Ebenfalls jede*r Vierte (39,8 Prozent) gibt an, vom Ausbildungsbetrieb nur "selten" oder sogar "nie" die benötigten technischen Geräte für eine digitale Ausbildung zur Verfügung gestellt zu bekommen.

Vorbereitung auf digitalen Medien

  • Deutlich mehr als jede*r dritte Auszubildende (35,9 Prozent) sieht sich durch die Berufsschule nur "ausreichend" oder sogar "mangelhaft" auf den Umgang mit digitalen Medien vorbereitet.
  • Auf die Frage, wie gut die Lehrkräfte an den Berufsschulen hierauf vorbereitet sind, antwortet mehr als jede*r vierte (25,7 Prozent) Auszubildende*r ebenfalls nur mit "ausreichend" oder "mangelhaft".
  • Im Ausbildungsbetrieb sieht sich fast jede*r Vierte (24,1 Prozent) nur "ausreichend" oder sogar "mangelhaft" auf die Anforderungen der Digitalisierung vorbereitet.

Abstimmung zwischen Schule und Ausbildungsbetrieb

  • Vielfach funktioniert die Abstimmung zwischen Schule und Ausbildungsbetrieb nicht: Deutlich mehr als jede*r dritte Auszubildende (36,7 Prozent) gibt an, dass die Abstimmung der beiden Lernorte beim Thema Digitalisierung nur "ausreichend" oder sogar "mangelhaft" wahrgenommen wird.

Ausbildungsreport 2023 – Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

Der ausführliche Ausbildungsreport 2023