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DGB-Ausbildungsreport 2025: Azubis zufrieden, trotz großer Unterschiede zwischen den Branchen

Auszubildende auf Baustelle
(Foto: Muhammad Indradjit / Unsplash)
21.08.2025
Azubis & junge Beschäftigte

Die duale Berufsausbildung bleibt ein Erfolgsmodell: 71,6 Prozent der Auszubildenden sind mit ihrer Ausbildung zufrieden. Doch nur ein Teil der Azubis nimmt die Angebote der Arbeitsagenturen und der schulischen Berufsorientierung als hilfreich wahr – wichtigste Unterstützer*innen bei der Ausbildungsplatzsuche sind Freund*innen und Familie. Dies sind nur einige Ergebnisse des neuen Ausbildungsreports der DGB-Jugend, der am 21. August 2025 in Berlin vorgestellt wurde.

Die repräsentative Befragung wurde von September 2024 bis April 2025 durchgeführt. 9090 Auszubildende aus den 25 laut Bundesinstitut für Berufsbildung am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen nahmen teil.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

Ausbildungslosigkeit: dringender Handlungsbedarf 

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack verwies auf den dringenden Handlungsbedarf beim Thema Ausbildungslosigkeit: "Während die Wirtschaft zunehmend über fehlende Fachkräfte klagt, haben gleichzeitig knapp drei Millionen junge Menschen in unserem Land keinen Berufsabschluss. Das passt nicht zusammen. Politik und Arbeitgeber müssen endlich massiv gegensteuern. Wir brauchen eine verbesserte Ausbildungsgarantie, die überall im Land greift. Wir brauchen wieder mehr Arbeitgeber, die ausbilden und die allen jungen Menschen eine Chance auf einen Ausbildungsplatz geben. Wird das Problem der Ausbildungslosigkeit nicht gelöst, droht sich ein neues Prekariat zu verfestigen – das kann und darf sich unsere Gesellschaft nicht leisten. Ohne Berufsabschluss droht den jungen Menschen deutlich häufiger ein Leben in Armut, mit längeren Phasen von Arbeitslosigkeit und prekärer Beschäftigung."

Positive Entwicklung bei Kernproblemen

Die Qualität der Ausbildung hat sich in wichtigen Bereichen verbessert. Der Anteil der Auszubildenden, die regelmäßig Überstunden leisten müssen, ist zurückgegangen – liegt aber mit 32,3 Prozent noch immer auf einem bedenklich hohen Niveau. Besonders betroffen sind Köche und Köchinnen (50,6 Prozent), Automobilkaufleute (49,1 Prozent) und Bankkaufleute (45,8 Prozent).

Auch bei den ausbildungsfremden Tätigkeiten gibt es trotz minimaler Fortschritte weiterhin Probleme: 14,7 Prozent der Befragten müssen immer oder häufig Aufgaben übernehmen, die nichts mit ihrer Ausbildung zu tun haben – wie Kaffee kochen oder Putzen. 

DGB-Bundesjugendsekretär Kristof Becker warnt: "Für die Azubis heißt das ganz einfach, dass ihnen Zeit für die eigentlichen Ausbildungsinhalte fehlt. Dies gefährdet ihren erfolgreichen Ausbildungsabschluss."

Große Unterschiede zwischen den Ausbildungsberufen

Die Zufriedenheit variiert stark je nach Ausbildungsberuf: Während über 80 Prozent der angehenden Steuerfachangestellten, Elektroniker für Betriebstechnik, Mechatroniker, Bankkaufleute und Verwaltungsfachangestellten sehr zufrieden sind, trifft dies nur auf etwa 60 Prozent der Hotelfachleute und Friseure zu. Kristof Beckerbetont: "Auch wenn die Arbeitgeber in manchen Branchen mehr für gute Ausbildungsbedingungen tun müssen – die duale Berufsausbildung ist und bleibt insgesamt ein Erfolgsmodell. Die Entscheidung für eine Ausbildung ist ein guter Schritt ins Erwerbsleben."

Wachsende Unsicherheit über die eigene Zukunft

Beunruhigend ist die gestiegene Unsicherheit über die eigene berufliche Perspektive: 41,5 Prozent der Auszubildenden im letzten Ausbildungsjahr wissen nicht, ob sie übernommen werden – ein dramatischer Anstieg um sieben Prozentpunkte. Besonders betroffen sind Hotelfachleute und Verkäufer*innen.

Unterstützung bei der Berufswahl

Der diesjährige Schwerpunkt des Ausbildungsreports zeigt Defizite bei der Berufsorientierung auf: Familie und Freunde sind die wichtigsten Helfer bei der Ausbildungsplatzsuche. Die Angebote der Arbeitsagenturen und die schulische Berufsorientierung werden deutlich seltener als hilfreich wahrgenommen.

Bei der Betriebswahl sind den Jugendlichen vor allem wichtig:

  • Gute Erreichbarkeit des Betriebs
  • Positives Arbeitsklima
  • Faire Arbeitszeiten
  • Angemessene Ausbildungsvergütung

Finanzielle Hürden werden zum Problem

Die Studie zeigt zudem finanzielle Hürden im Zugang in eine Ausbildung auf:

  • 62,8 Prozent der Auszubildenden haben Probleme, von ihrer Vergütung selbstständig zu leben (Anstieg um sechs Prozentpunkte seit 2020).
  • 31,9 Prozent sind auf finanzielle Unterstützung der Eltern angewiesen.
  • 12,7 Prozent müssen neben der Ausbildung noch jobben.

"Wenn Ausbildung zu etwas wird, was sich junge Menschen erst 'leisten können' müssen, ist das nicht nur Ausdruck mangelnder Wertschätzung – es steht auch unseren Bemühungen entgegen, den Fachkräftemangel zu bekämpfen", kritisiert Bundesjugendsekretär Kristof Becker.

Die DGB-Jugend fordert, die gesetzliche Mindestausbildungsvergütung außerplanmäßig auf 80 Prozent der durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütung zu erhöhen. Für Auszubildende, die 2025 ihre Ausbildung beginnen, hieße das mindestens 834 Euro – statt aktuell nur 682 Euro brutto.

Weitere Informationen:
jugend.dgb.de

Der vollständige Report zum Herunterladen.

Fact Sheet mit den wichtigsten Ergebnissen.