Wolfgang Eschen
(© zplusz)
26.10.2021
E wie Ehrenamt

"Betriebsratsarbeit finde ich extrem wichtig." Wolfgang Eschen ist Betriebsratsmitglied der ersten Stunde. Das Gremium, dessen Vorsitzender er heute ist, hat er 2005 mit ins Leben gerufen. Seitdem hat die Arbeitnehmervertretung Stabilität in Zeiten großer Umbrüche gebracht und vieles für die Beschäftigten erreicht.

"Wenn es den Beschäftigten gut geht, geht es auch der Firma gut", meint Wolfgang. Er war Fachkraft für Arbeitssicherheit bei Bohlen & Doyen in Wiesmoor (Ostfriesland), als das Bauunternehmen "in Schieflage" geriet. "Banken und Berater kamen ins Haus, wir sollten auf Urlaub und Geld verzichten", erinnert sich Wolfgang. Einen Betriebsrat gab es nicht. So gründete er gemeinsam mit einigen Mitstreitern und unterstützt durch den damaligen IG BAU­-Sekretär 2005 den Betriebsrat – konspirative Treffen und nächtliche Flugblatt-­Verteilaktionen in den Büroräumen inbegriffen. "Der Juniorchef damals meinte, damit holen wir den Teufel ins Haus", amüsiert Wolfgang sich rückblickend. Er ist überzeugt, dass der Betriebsrat mit Unterstützung der IG BAU maßgeblich dazu beigetragen hat, zahlreiche Arbeitsplätze zu erhalten und die Firma zu retten, als Bohlen & Doyen 2007 insolvent ging, erst durch die CTP Invest, dann 2010 durch die SAG-­Gruppe und schließlich 2017 durch den SPIE­-Konzern übernommen wurde. Der Betriebsrat und die IG BAU schritten auch erfolgreich mit einer Klage ein, als sich der Insolvenzverwalter "die Taschen vollmachen" wollte.

SPIE Gastechnischer Service GmbH und SPIE Verteilnetze GmbH beschäftigen heute rund 300 Mitarbeiter*innen. Den Vorsitz des Betriebsrats hat Wolfgang 2014 übernommen. Besonders am Herzen liegen ihm der Arbeits­ und Gesundheitsschutz und die Altersvorsorge – vor allem ein früherer Renteneintritt ohne finanzielle Verluste. "Viele von uns müssen körperliche Schwerstarbeit leisten, und das bei Wind und Wetter. Die meisten können nicht bis 67 arbeiten. Wenn jemand 40 Jahre lang geschuftet hat, sollte er ohne Abzüge in Rente gehen können!" Als besondere Erfolge des Betriebsrats wertet er, dass sie schon einigen schwer erkrankten Kolleg*innen helfen und deren Arbeitsplätze erhalten konnten. Außerdem hat der Betriebsrat bereits 2008 zusammen mit der IG BAU im Haustarifvertrag erwirkt, dass Gewerkschaftsmitglieder einen monatlichen Zusatzbetrag für die Altersvorsorge erhalten – inzwischen 90 Euro im Monat.

Kämpfer an vielen Fronten

Vielleicht spielt das eine Rolle dabei, dass der Organisationsgrad im Betrieb sehr hoch ist. Aber die Betriebsrät*innen legen auch viel Wert darauf, ihren Kolleg*innen zu erklären, warum eine Mitgliedschaft in der IG BAU ein Gewinn ist und was die Gewerkschaft alles leistet. Wolfgang selbst ist 2004 auf Rat eines Lehrers Mitglied der IG BAU geworden, als sich der gelernte Betriebsschlosser zum Industriemeister Maschinenbau weiterqualifizierte – und die Schwierigkeiten im Unternehmen sich abzeichneten. Seit 2008 engagiert sich Wolfgang im IG BAU­Bezirksvorstand und seit 2013 ist er Delegierter zum Gewerkschaftstag. Er sitzt außerdem im Widerspruchsausschuss der BG BAU, ist als ehrenamtlicher Arbeitsrichter tätig und Schwerbehindertenvertreter in seinem Betrieb.

Wichtig ist Wolfgang, dass Betriebsräte sich auch unternehmensübergreifend verständigen und zusammenarbeiten: "Beispielsweise haben wir als Betriebsräte Nordwest, mit 17 Betriebsratsvorsitzenden verschiedener Baufirmen, eine Petition an den Bundestag gestartet, um einen dauerhaft steuerfreien Verpflegungszuschuss zu erwirken."

Abschließend meint Wolfgang: "SPIE ist ein sehr guter Arbeitgeber, der viel für die Beschäftigten tut. Arbeits-­ und Gesundheitsschutz sowie Umweltschutz haben eine hohe Priorität. Darüber bin ich sehr froh. Ich möchte, dass kein*e Kolleg*in Schaden nimmt, dass wir alle gesund nach Hause kommen und gesund in die Rente gehen können – und lange etwas davon haben!"

Text: Cordula Binder