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Faire Bezahlung in der Ausbildung: Tarifbindung macht den Unterschied

Ausbildung
(Foto: ageing_better / Unsplash)
26.06.2025
Azubis & junge Beschäftigte

Wer eine Ausbildung beginnt, will nicht nur etwas lernen, sondern auch von Anfang an fair bezahlt werden. Eine aktuelle Auswertung des WSI-Tarifarchivs der Hans-Böckler-Stiftung zeigt dazu einmal mehr: Wo Tarifverträge gelten, sind die Ausbildungsvergütungen deutlich höher.

Nach einer erneut kräftigen Erhöhung der tarifvertraglichen Ausbildungsvergütungen im Ausbildungsjahr 2024/25 um 6,4 Prozent gibt es nur noch sehr wenige Branchen, in denen Auszubildende im ersten Jahr laut Tarifvertrag weniger als 1000 Euro im Monat erhalten. Auszubildende in tarifgebundenen Betrieben verdienen damit im Schnitt mehrere Hundert Euro mehr als ihre Kolleginnen und Kollegen in nicht tarifgebundenen Betrieben: "Hier erhalten die Auszubildenden oft lediglich die viel zu niedrige Mindestausbildungsvergütung von 682 Euro im Monat", so der Autor der Studie, Prof. Dr. Thorsten Schulten.

Branchenunterschiede deutlich sichtbar

Bei der Vergütung zeigen sich große Unterschiede, je nach Branche, Region und Ausbildungsjahr. Während die höchsten tarifvertraglichen Vergütungen im ersten Ausbildungsjahr 2025 in den Pflegeberufen im Öffentlichen Dienst mit 1416 Euro bei Bund und Kommunen gezahlt werden, beträgt die Bezahlung im Friseurhandwerk in Nordrhein-Westfalen nur 710 Euro.

Das Bauhauptgewerbe dagegen gehört zu den Branchen mit Ausbildungsvergütungen zwischen 1000 und 1200 Euro im ersten Ausbildungsjahr und zahlt im vierten Ausbildungsjahr sogar bis zu 1650 Euro für gewerbliche Auszubildende in Westdeutschland.

Im Gebäudereinigungshandwerk, in dem bundesweit einheitliche Ausbildungsvergütungen gezahlt werden, gibt es im ersten Ausbildungsjahr 1000 Euro, im dritten 1300 Euro.


Tarifbindung als entscheidender Faktor

Die Zahlen machen deutlich, wie wichtig die Tarifbindung für junge Menschen ist. Gerade in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten sind faire Ausbildungsvergütungen ein zentrales Thema. "Mit den Tarifverträgen sichern die Gewerkschaften den Auszubildenden ein Einkommen, das in der Regel mindestens dem Bafög-Höchstsatz für Studierende von derzeit 992 Euro entspricht", so Schulten.

Die IG BAU setzt sich deshalb in allen von uns betreuten Branchen dafür ein, dass Tarifverträge nicht nur erhalten, sondern ausgeweitet werden. Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert zudem, dass die Mindestausbildungsvergütung mindestens auf 80 Prozent der durchschnittlichen tarifvertraglichen Vergütungen angehoben werden soll – das wären derzeit 834 Euro im Monat.

Abbildung: Tarifvertragliche Ausbildungsvergütungen im 1. Ausbildungsjahr 2025
(Quelle: WSI-Tarifarchiv)

Gute Ausbildung braucht gute Bedingungen

Eine faire Bezahlung ist ein zentraler Bestandteil qualitativ hochwertiger Ausbildung. Sie zeigt Wertschätzung für die Arbeit junger Menschen und hilft, Fachkräfte langfristig zu gewinnen und zu binden.

Mitglied sein in der IG BAU heißt, sich für Tarifverträge und nicht zuletzt damit auch für gute Ausbildungsbedingungen stark zu machen – gemeinsam mit vielen anderen.

Weitere Details sowie einen Link zum Download der Studie findet Ihr hier:
www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-tarifvertragliche-ausbildungsverguetungen-69907.htm