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Weinbau Franken: Winterseminar 7. bis 9. März 2025
Nach einem rechtlichen Teil mit den Grundlagen der verschiedenen Tarifverträge wurden den Teilnehmenden, einschließlich den anwesenden Betriebs- und Personalräten, Handlungsmöglichkeiten für die praktische Umsetzung mit an die Hand gegeben.
Gefragt: Zukunftsperspektive und gute Bedingungen
Auch im Weinbau ist der Fachkräftemangel spürbar und wird immer weiter zu einem großen Problem. In den nächsten drei bis sieben Jahren geht die starke Gruppe der sogenannten Baby-Boomer in Rente und hinterlässt enorme Lücken in den Unternehmen. Es geht bei der Einstellung schon lange nicht mehr nur ums Geld. Sicher ist eine gute Bezahlung ein Aspekt, den jede*r auf der Agenda stehen hat. Doch die Betriebe merken immer mehr, dass Arbeitnehmer*innen gute Arbeitsbedingungen wichtig sind, die zu einer höheren Zufriedenheit und Motivation führen. So wollen viele neue Mitarbeiter*innen keine 40-Stunden-Woche mehr arbeiten – ob dies mit vollem Lohnausgleich passiert oder mit anderen Vorzügen, ist zweitrangig. Auch werden geregelte Arbeitszeiten und der verbesserte Urlaubsanspruch immer wichtiger, denn die allgegenwärtige Work-Life-Balance hält auch im Weinbau Einzug. Doch nicht nur diese Dinge sind entscheidend, sondern auch eine gute Perspektive für die Zukunft: Keine*r möchte in eine Lohngruppe eingestellt werden, welche sich nur prozentual über die Entgelterhöhungen der Tarifverhandlungen verändert. Beschäftigte im Weinbau möchten berufliche Perspektiven mit Aufstiegschancen haben.
In den Gruppenarbeiten der einzelnen Betriebe wurden auch Unterschiede in den Problemen und Wünschen der Mitarbeiter*innen deutlich. Nicht immer kann sich alles unter einen Hut bringen lassen, doch gerade dafür ist dieser Austausch gedacht und sehr wichtig. Er gab Gelegenheit, über den eigenen Tellerrand zu schauen und voneinander zu lernen. Gemeinsam wurden so Problemlösungen erarbeitet, und es wurde eine Agenda zur Stärkung der IG BAU aufgestellt, die zu mehr Tarifmacht in den einzelnen Betrieben führen soll.
Nur mit Solidarität und Zusammenhalt lassen sich Berge versetzen oder manchmal zumindest Hügel abtragen, die im Weg stehen. Allein ist jede*r Arbeitnehmer*in ein kleines Rädchen, doch mehrere Rädchen bringen die Maschine zum Laufen. Es wurde viel gelernt über die Motivation der IG BAU-Mitglieder und auch über die Vorteile einer Mitgliedschaft. Dies wird für die Überzeugungsarbeit beim Werben potentieller neuer Mitglieder gut gebraucht werden können. Die meisten abhängig Beschäftigten haben heute vergessen, dass es ohne den Kampf der Gewerkschaften, der schon vor über hundert Jahren begonnen hat, viel schlechtere Arbeitsbedingungen geben würde. "Gute" Arbeitsplätze gelten als selbstverständlich, doch ohne die Vorreiter*innen und Vorkämpfer*innen der Gewerkschaften weltweit wären sie nicht möglich gewesen.

Natürlich gab es an dem Wochenende auch Raum für den privaten Austausch untereinander. Zudem konnten die IG BAU-Mitglieder an einer Nachtwächterführung durch die Altstadt von Bad Windsheim teilnehmen, bei welcher der bereits 80-jährige Nachtwächter viele interessante und lustige Anekdoten zum Besten gab. Dabei fanden sich auch hier kleine Hinweise darauf, was Beschäftigten ohne den Einsatz der Gewerkschaften alles verwehrt geblieben wäre.
Das so arbeitsreiche wie unterhaltsame Wochenende hat die anwesenden IG BAU-Mitglieder wieder einen Schritt näher zusammengebracht und zu der Erkenntnis geführt: Ein regelmäßiger Austausch und eine immerwährende Weiterbildung sind der Schlüssel für eine starke Gewerkschaftsarbeit und ein gutes Miteinander. Nur zusammen sind wir stark!