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IG BAU Nord startet Pendler-Befragung auf dem Hindenburgdamm

Pendler-Check auf Sylt
(Foto: Hanna-Lotte Mikuteit)
16.11.2022
Arbeit

"Sylter Pendler-Check" zu Lohn, Arbeitszeit und Respekt: Wie sieht's damit aus – bei den Insel-Jobs?

Die Schönen und die Reichen ... und die Pendler: Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) machte jetzt den "Pendler-Check" auf Sylt. "Wir wollen wissen, wie es denen geht, die auf Sylt arbeiten – sich das Wohnen auf der Insel aber nicht leisten können", sagt Susanne Welzk von der IG BAU Nord. Das Motto der Aktion: "Ohne Dich kein Insel-Paradies!"

Im Blick hat die IG BAU dabei vor allem die Bauarbeiter*innen und die Gebäudereiniger*innen: "Auf Sylt wird kräftig gebaut. Da ist zum Beispiel die Malerkolonne aus Mecklenburg-Vorpommern. Tag für Tag fahren die Maler vom Festland rüber auf die Insel. Untergebracht sind sie in Billig-Unterkünften in Klanxbüll, Niebüll oder Husum", so Welzk. Es sei ein "Leben zwischen Doppelstockbett, Hindenburgdamm und Baustelle". Bauarbeiter*innen seien neben Gastro-Beschäftigten und Gebäudereiniger*innen typische Sylt-Pendler. Die IG BAU-Gewerkschaftssekretärin spricht von der "SMS" – und meint die "Schatten-Malocher Sylts".

Wenn es um den Respekt für die Beschäftigten gehe, liege das Niveau in der Gebäudereinigung "noch einmal eine Stufe tiefer": "Es gibt Reinigungsfirmen, die selbst bei den Pendlerkosten noch sparen. Sie bringen ihre Beschäftigten gleich für mehrere Tage am Stück auf die Insel. Übernachten müssen die Reinigungskräfte dann in Wohnwagen", berichtet Susanne Welzk. Als Teamleiterin für die Gebäudereinigung der IG BAU Nord kennt sie den Arbeitsalltag der Beschäftigten und die Praktiken der Reinigungsfirmen.

Für die Unternehmen sei das praktisch: Sie hätten ihre Beschäftigten zwar notdürftig, aber günstig untergebracht und vor allem auf der Insel verfügbar. Denn geputzt werde auf Sylt so gut wie rund um die Uhr: "Morgens und tagsüber werden die Zimmer in Pensionen, Hotels, Appartements und Ferienhäusern geputzt. Abends geht es in Büros, Geschäftsräumen und Praxen weiter. Und nachts sind die Wellnessbereiche dran", sagt Welzk.

Am Dienstag (15. November) startete die IG BAU einen "Sylt-Pendler-Check-Tag": Ab 5 Uhr morgens haben Gewerkschafter*innen der IG BAU in den Zügen über den Hindenburgdamm "mitgependelt" und dabei Maurer*innen, Maler*innen, Dachdecker*innen, Fensterputzer*innen, Reinigungskräfte & Co. gezielt angesprochen: "Wir haben einen kurzen 'Sylt-Check' mit Fragen zur Arbeit auf der Insel vorbereitet. Dabei geht es um die Anerkennung und den Respekt beim Insel-Job. Aber natürlich auch um den Lohn, die Arbeitszeiten und die Arbeitsmittel. Und wir fragen, wo der Schuh drückt", erklärt Susanne Welzk.

Ziel der IG BAU sei es, Lohndumping und Verstöße gegen die geltenden Arbeitszeitvorschriften ins Visier zu nehmen. Vor allem aber auch, aufzuklären: "Wir wollen den Beschäftigten sagen, wie viel sie bei ihren Sylt-Jobs mindestens verdienen müssen – und wie viel sie bekommen können, wenn ihr Chef sie fair bezahlt. Und wie die Arbeitszeiten geregelt sind“, so Welzk.