Sebastian Drewlo
Sebastian Drewlo, Referent für Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft in der GJEW (Gemeinschaft Jugend, Erholung und Weiterbildung e. V.) (© privat)
16.03.2021
Junge BAU Aktuell

Unser Klima erwärmt sich immer weiter. In der Jungen BAU diskutieren wir auch die Fragen nach den Baustoffen der Zukunft. Uns ist bewusst: Zement und Stahl sind klimaschädlich und wir müssen über Alternativen nachdenken. Sebastian Drewlo ist zuständiger Referent für Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft in der GJEW (Gemeinschaft Jugend, Erholung und Weiterbildung e. V.) und steht der Jungen BAU im Interview Rede und Antwort.

Junge BAU: Hallo Sebastian, siehst du Holz als den Baustoff der Zukunft?

Sebastian Drewlo: Definitiv! Heimisches Holz ist ein hervorragender Rohstoff. Es ist als nachwachsende Ressource äußerst nachhaltig. Holz weist durch sein geringes Gewicht und hohe Festigkeit eine große Formstabilität und Tragfähigkeit auf. Es bietet gleichzeitig Wärme- und Schallschutz und ist ein statisches Multitalent. Nicht zuletzt sorgt Holz für ein für angenehmes Raumklima mit Wohlfühlatmosphäre. Holz lässt sich darüber hinaus gut bearbeiten und auch gut recyceln. Die Menschheit hat mit diesem Rohstoff seit Jahrtausenden gute Erfahrungen gemacht und einen Ersatz gibt es in vielen Bereichen immer noch nicht. Während des Wachstums speichern Bäume enorm viel CO². Damit lässt sich der ökologische Fußabdruck beim Bauen noch einmal enorm reduzieren. Wichtig dabei ist, dass die Transportwege klein sind, heimische und nachhaltig-bewirtschaftete Hölzer verwendet werden und dass man das Holz umweltschonend behandelt.

Junge BAU: Viele haben Zweifel hinsichtlich des Brandschutzes.

Sebastian Drewlo: Ja, aber es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten mit Holz absolut brandsicher zu bauen. Auf dem Markt sind bereits unterschiedliche Produkte mit denen man das Holz behandeln kann und die gleichzeitig sehr nachhaltig sind und eine gute Brandschutzklasse aufweisen. Zum Beispiel Produkte, die mit Hilfe einer Pyrolyse von Holz eine Kohleschutzschicht auftragen.

Junge BAU: Wenn viele mit Holz bauen, wie soll man das alles aufforsten?

Sebastian Drewlo: Es gibt mittlerweile viele Studien, die belegen, dass eine nachhaltige Aufforstung des Holzbestandes möglich ist. Wälder dienen dabei nicht nur als Rohstoff-Lieferant sondern sie sorgen für den Erhalt unseres gesamten Ökosystems, tragen zum Artenschutz bei und sind als Erholungsraum auch für uns Menschen essentiell. Wichtig bei der Aufforstung ist es, regionale Arten zu verwenden und möglichst nicht in Monokulturen zu züchten. Auch „Wilde“ nicht bewirtschaftete Wälder liefern gutes Holz und sogar, die aufgrund von Käfer-Befall genutzten Hölzer können, nach einer Behandlung als Dämmstoff genutzt werden.

Junge BAU: Welche Hölzer schlägst du vor?

Sebastian Drewlo: Wichtig ist erstmal keine Monokulturen anzupflanzen. In Deutschland eignen sich heimische Hölzer wie Buche, Eiche, Erle, Esche, Kirsche, Nussbaum, Kiefer und Fichte.  Beim Kauf kann man sich gut an den unterschiedlichen Öko-Siegeln orientieren.

Junge BAU: Worauf sollte man denn beim umweltfreundlichen Bauen mit Holz noch achten?

Sebastian Drewlo: Man muss sehr darauf achten, dass die Hölzer nicht mit klimaschädlichen Lacken, Imprägnierungen oder ähnlichem behandelt werden. Vollholz ist natürlich Pressspan oder Laminaten vorzuziehen. Kaufen sollte man nur die Hölzer, die mit dem Öko-Siegel FSC oder Naturland ausgezeichnet sind. Beide werden von den meisten großen Umweltschutzverbänden empfohlen. Holz aus den heimischen Wäldern ist immer Hölzern mit längeren Transport-Wegen vorzuziehen. 

JungeBAU: Wird der Bau mit Holz gefördert?

Sebastian Drewlo: Es gibt, je nach Bundesland und Kommune unterschiedliche Fördermaßnahmen für das Bauen mit Holz. Diese erfragt man am besten in seiner jeweiligen Gemeinde. Zusätzlich gibt es verschieden Kreditlinien, die man bei einer energieeffizienten Bauweise beantragen kann. Am besten wendet man sich an die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder an die jeweiligen Landesbanken. Die Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und die Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie geben einen guten Überblick.

Junge BAU: Welche Ideen oder Forderungen hast du, dass mehr nachhaltige Baustoffe verwendet werden?

Sebastian Drewlo: Ich finde die Förderungen von nachhaltigen Rohstoffen ist immer noch ausbaufähig. Besonders bei Bauten in Innenstadt-Bereichen oder von gewerblich genutzten Gebäuden wird noch viel zu wenig mit nachhaltigen Rohstoffen gearbeitet. Eine Quote an mindestens einzusetzenden ökologischen Rohstoffen wäre eine Möglichkeit hier ein wenig voran zu kommen. Aber auch für private Bauherren sollten noch mehr steuerliche Anreize zum nachhaltigen Bauen geschaffen werden. Auch die Industrie setzt noch zu wenig auf die ökologische Karte.

Nachhaltigkeit in unseren Branchen ist schon seit Jahren ein Thema, welches die jungen Kolleg*innen der IG BAU umtreibt. Neben Holz gibt es noch weitere nachhaltige Rohstoffe, die immer mehr an Bedeutung gewinnen. Dazu zählen Lehm, Stroh, Kork und viele mehr. Aktive engagieren sich regelmäßig in unterschiedlichsten Formaten für Umweltschutz und eine(n) nachhaltigen BAU. Hast auch Du Lust, Dich einzubringen? Dann kontaktiere besser heute als morgen Deine Ansprechperson der Jungen BAU.

Auch die GJEW in Berlin bietet rund um diese Thema Seminare und Workshops an. Zum Beispiel ist der gemeinschaftliche Bau eines nachhaltigen Tiny House in nachhaltiger Holzbauweise geplant. Weitere Infos unter gjew.de und bei [Bitte aktivieren Sie Javascript]