Junges Wohnen – unser Thema
Oder sie haben erlebt, wie wenig zum Leben bleibt, wenn von der ersten Vergütung die Miete abgeht. Angehende Erstsemester wiederum haben oft noch ein paar Wochen Zeit. Gucken sich möglicherweise gerade das fünfzehnte WG-Zimmer an oder bekommen vom örtlichen Studierendenwerk die Mitteilung, dass sie jetzt endlich auf der Warteliste für einen Platz im Wohnheim stehen. Vielleicht klappt’s dann zum Wintersemester 2023/24.
In vielen Orten, zu denen es Azubis, Studierende, Praktikant*innen zieht, ist der Wohnungsmarkt eine Katastrophe. Die Mieten steigen, der Wohnraum ist knapp und Menschen, die von einem kleinen Einkommen oder staatlichen Zuschüssen leben, sind für Vermieter*innen kaum die erste Wahl. Gut meinende Verwandte oder Kolleg*innen verweisen gerne darauf, dass es noch andere Orte gibt, in denen die Mieten niedriger sind. Das würde aber entweder bedeuten, dass noch mehr Geld und Lebenszeit fürs Fahren draufgehen. Oder dass man seine Ausbildungspläne dem Wohnungsmarkt unterordnen muss und dort lernt oder studiert, wo es bezahlbar ist. München, Hamburg, Frankfurt dann nur noch für Kinder von Besserverdienenden?
Programm für junges Wohnen
Es braucht eine Lösung fürs junge Wohnen. Das hat schon die Bundesregierung eingesehen und im Koalitionsvertrag festgehalten, ein entsprechendes Bund-Länder-Programm an den Start zu bringen. Wie so etwas konkret aussehen kann, hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in einem Positionspapier ausgearbeitet: Wichtig ist, geeigneten Wohnraum flächendeckend anzubieten. Er sollte nicht nur bezahlbar sein, sondern auch "attraktiv", in zentraler Lage und mit guter ÖPNV-Anbindung. Für Azubis braucht es dringend Wohnheime mit Appartements, die Miete dort soll nicht mehr als 25 Prozent der durchschnittlichen Ausbildungsvergütung betragen. Das geförderte Wohnheimangebot für Studierende soll ausgebaut werden. Damit die Mieten dauerhaft bezahlbar bleiben, sollte das Programm vor allem öffentliche und gemeinwohlorientierte Träger, Genossenschaften sowie Azubi- und Studierendenwerke unterstützen, statt private Eigentümer*innen.
Wohnungsnot muss Thema bleiben
Durch Deine Gewerkschaftsmitgliedschaft hilfst Du bereits dabei, dass DGB und IG BAU die Interessen von Mieter*innen immer wieder in die Öffentlichkeit tragen. "Wie bei anderen gewerkschaftlichen Anliegen, heißt es aber auch beim Thema Wohnungsnot 'Gesicht zeigen' – jede*r kann bei sich vor Ort an Info-Veranstaltungen und Protestaktionen teilnehmen und andere Betroffene dazu zu bringen, mitzukommen!", ergänzt Nicole Simons, im IG BAU-Bundesvorstand für die Junge BAU zuständig. Eine gute Möglichkeit bot sich am 8. Oktober. Für dieses Datum rief das Bündnis MIETENSTOPP zu einem bundesweiten Aktionstag auf. Schon in der Vergangenheit ist es MIETENSTOPP gelungen, erfolgreich gegen Mieterhöhungen zu mobilisieren. Du kannst dazu beitragen, dass auch zukünftigte Veranstaltungen zum Erfolg werden. Infos zu aktuellen Aktionen findest Du auf www.mietenstopp.de.
Text: Hanna Bochmann
Der ursprüngliche Artikel erschien in der September-Ausgabe des Grundstein.