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- "Legen wir die Betriebe und Baustellen lahm, wenn es die Unternehmen nicht anders wollen"
"Legen wir die Betriebe und Baustellen lahm, wenn es die Unternehmen nicht anders wollen"
Das Motto zum Tag der Arbeit in diesem Jahr lautet: "Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit". "Und wie erreichen wir das?", hat der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Robert Feiger auf dem Bremer Domshof am 1. Mai rhetorisch gefragt. "Natürlich mit starken Tarifabschlüssen. Und davon gab es einige in diesem Jahr." So verwies er auf die Aushandlungen der Gewerkschaften mit den Arbeitgebern beispielsweise im öffentlichen Dienst, bei den Eisenbahnern und beim Lufthansa-Bodenpersonal. "Mit solchen Tarifabschlüssen setzen wir für die Arbeitnehmer*innen ein wichtiges Zeichen gegen Verunsicherung und für mehr Sicherheit in der Lebensplanung. Tarifverträge fördern Gleichbehandlung und Gerechtigkeit zwischen Frauen und Männern, zwischen Ost und West, zwischen Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte." Etwa zwölf Prozent mehr Einkommen gebe es im Schnitt und dazu mehr Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
Einen guten Abschluss gelte es aktuell auch im Bauhauptgewerbe zu erreichen. "Nach drei erfolglosen Verhandlungsrunden und einer Schlichtung stehen am Bau die Zeichen auf Arbeitskampf", rief Feiger den Kundgebungsteilnehmer*innen zu. Es läge ein akzeptabler Schlichterspruch vor: 250 Euro mehr Einkommen im Monat und dann im zweiten Jahr nochmal 4,15 Prozent mehr im Westen und fast fünf Prozent mehr im Osten. "Die Arbeitgeber wollen diesen Kompromiss aber nicht. Und wenn sie das nicht geben wollen, sollten sie wissen: Dann wird gestreikt! Dann geht es ans Eingemachte." Das Motto laute dann: "Alles oder nichts." Gestreikt werde dann wieder für die ursprüngliche Forderung von 500 Euro mehr im Monat. Der IG BAU-Chef appellierte an die Bau-Beschäftigten: "Heizt in Euren Betrieben ein und mobilisiert alle Kolleginnen und Kollegen. Legen wir die Betriebe und Baustellen lahm, wenn es die Bauunternehmen nicht anders wollen."
Eine weitere Branche der IG BAU steht am Start zu neuen Tarifverhandlungen: das Gebäudereiniger-Handwerk. "Wir brauchen mehr Respekt und Anerkennung für die rund 700 000 Beschäftigten", machte der Gewerkschafter deutlich. "Sie machen einen Bären-Job, sie schrubben unter anderem Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen, öffentliche Gebäude und in Flughäfen. Saubere Arbeit verdient saubere Bezahlung. Deshalb fordern wir drei Euro mehr in der Stunde, damit gerade die unteren Lohngruppen kräftig angehoben werden." Auch hier werde man hart verhandeln und bis zum Äußersten gehen.
IG BAU-Chef Feiger nutzte den Auftritt in Bremen auch für einen Appell an die Bundesregierung, denn seit Jahren warte man auf ein Tariftreuegesetz bei der öffentlichen Auftragsvergabe. "Es darf doch nicht sein, dass unsere Kinder in Schulgebäuden lernen und Beamte in Bürohäusern sitzen, deren Fundamente auf Lohndumping und Ausbeutung stehen. Wir wollen endlich Taten sehen, statt nur Ankündigungen zu hören." Gerade mal die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland arbeite heute noch in Betrieben, die Tariflohn bezahlten. "Das ist zu wenig, viel zu wenig. Deshalb ist unser Slogan 'Tarifwende jetzt' auch ein Appell an die Ampel." Das Ziel müsse sein, dass jeder Betrieb, ob er einem Arbeitgeberverband angehöre oder nicht, sich an Tarifverträge halten müsse.