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Offener Brief der Auszubildenden im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk
Sehr geehrte Damen und Herren des Bundesverbands Deutscher Steinmetze,
sehr geehrte Damen und Herren der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt,
wir, Auszubildende im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk, möchten uns in diesem Brief mit einem dringenden Anliegen an Sie wenden. Wir, die Auszubildenden, haben diese Berufsausbildung angefangen, da wir diesen spannenden und vielseitigen Beruf erlernen wollen. Gerade deshalb verstehen wir nicht, dass Auszubildende zum Teil solch hohe Kosten für die Anfahrt und die Übernachtung zwecks des Berufsschulbesuches selbst tragen müssen. Wir haben das Gefühl, dass uns Auszubildenden Hindernisse in den Weg gestellt werden, um die Berufsbildung wahrzunehmen.
Als Auszubildende sind wir der qualifizierte Nachwuchs und sichern die Zukunft des Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerks. Die Bereitstellung einer qualitativ hochwertigen Berufsbildung ist eine wichtige Aufgabe der Branchen-Akteure. Wie andere Wirtschaftszweige sucht das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk händeringend nach Fachkräften und diese Situation wird sich in den nächsten Jahren, wie allgemein bekannt ist, nur verschärfen. Wir sind Auszubildende, die das Wissen um das Handwerk hochhalten. Wir möchten, dass sich auch in Zukunft interessierte junge Menschen für diesen Beruf entscheiden. Hierfür braucht es mehr als eine Imagekampagne, wie "Stein macht stolz"! Die Notwendigkeit an qualifiziertem und motiviertem Nachwuchs macht ein verbindliches Konzept für die Finanzierung der gesamten Ausbildung unerlässlich.
Leider stellen wir fest, dass mit den gegebenen Vereinbarungen keine entsprechende Finanzierung für Anfahrt und Unterbringung der Bundesfachklassen gesichert ist. Der allgemeinverbindliche Ausbildungstarifvertrag legt zwar eine pauschale Erstattung von 14 Euro pro Nacht bei einer Internatsunterbringung über das Berufsbildungswerk fest. Bei derzeitigen Unterbringungskosten von 31,50 Euro in Königslutter bedeutet dies Kosten von 17,50 Euro pro Nacht für die Auszubildenden - bei einer Ausbildungsvergütung, die 5,11 Euro pro Wochenstunde im 1. Ausbildungsjahr entspricht. Der Arbeitgeber kann für diese Kosten aufkommen, allerdings ist dies freiwillig und viele Auszubildende bleiben auf diesen Kosten sitzen. In einigen Bundesländern besteht auch die Möglichkeit, Zuschüsse für die Unterkunft von Landesmitteln zu beantragen. Allerdings decken die Zuschüsse in den wenigsten Bundesländern die Kosten für die Unterbringung, in einigen Bundesländern gibt es gar keinen Zuschuss. Der Zuschuss kann zum Teil nur über den Arbeitgeber beantragt werden und den wenigsten Auszubildenden wird die Förderung bekannt gegeben. Der Zuschuss der Bundesfachklassen aus Landesmitteln ist ein Flickenteppich, und das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk kann die Finanzierung der Anfahrt und Unterbringung für ihren Nachwuchs so nicht auf die Politik abwälzen. In mehreren uns bekannten Fällen bedeuten die Selbstkosten für Auszubildende die Verschuldung, um die benötigten Schulstunden wahrnehmen zu können.
Für uns ist klar: Die duale Ausbildung muss kostenlos werden und die Ausbildungsvergütung darf nicht durch versteckte "Nebenkosten" reduziert werden!
Wir fordern deshalb die vollständige und bundesweite Finanzierung der Internats- und Reisekosten zu den Berufsschulen. Wir schlagen eine tarifvertragliche Regelung vor. Die Finanzierung der überbetrieblichen Ausbildung ist da beispielhaft.