Erholung
(Foto: Daniel Mingook Kim / Unsplash)
21.04.2023
Azubis & junge Beschäftigte

Ständiger Druck, weil im Betrieb zu viele Aufgaben in zu wenig Zeit erledigt werden müssen. Lernstress in der Berufsschule. Regelmäßig Überstunden und Pausen, die nicht eingehalten werden. Ärger mit Vorgesetzten und Arbeitskolleg*innen. Daneben finanzielle oder private Probleme, weil die Ausbildungsvergütung nur knapp reicht und mit Freund*innen, Partner*innen, der Familie auch nicht immer alles einfach ist.

Schon der Ausbildungsreport 2016 des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hat gezeigt, dass eine hohe psychische Belastung für viele Azubis Realität ist. Die Corona-Pandemie hat die Lage definitiv nicht verbessert. Für viele kam, zusätzlich zur Sorge vor Ansteckung und sozialer Isolation, die Angst um die berufliche Zukunft. Wie sollen Ausbildungsinhalte richtig vermittelt werden, wenn es im Betrieb drunter und drüber geht und für ein gutes Homeschooling an den Berufsschulen Erfahrung und technische Ausstattung fehlen?

Symptome ernst nehmen

In dauerhafter Form können psychische Belastungen und Stress krank machen – von Kreislaufproblemen über Burnout bis Essstörungen reichen die möglichen Folgen. Stress kleinzureden oder aussitzen zu wollen ist daher keine gute Idee. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) listet folgende körperliche Stresssymptome auf: Verspannungen, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme, Magenschmerzen, Zähneknirschen, Hautprobleme, Atemnot. Dazu die Auswirkungen auf die Psyche: Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Reizbarkeit und Nervosität. Natürlich lässt es sich nicht verallgemeinern, aber gerade Männer neigen dazu, Stress zu leugnen, werden schneller aggressiv oder greifen zur Flasche. Bei Frauen wiederum zeigt sich Stress oft durch zunehmende Ängstlichkeit – sie ziehen sich zurück, neigen aber gleichzeitig eher dazu, sich Hilfe zu suchen.

Was helfen kann

Auch zur Frage nach geeigneten Gegenmaßnahmen weiß das BMG Rat: An erster Stelle sollten die Stressauslöser erkannt werden – nicht immer sind sie offensichtlich. Zu den praktischen Empfehlungen gehören, das eigene Zeitmanagement zu verbessern, etwa durch ein entsprechendes Seminar. Wichtig ist es auch, Ruhe und Erholung fest in den Alltag einzubauen: durch Meditation und Atemübungen, Sport und Hobbys als Ausgleich zum Arbeitsalltag. Der Haken: All das ist schwer möglich, wenn lange Arbeitszeiten der Stressauslöser sind.

Stress und seine Folgen als persönliches Problem des*der Einzelnen zu sehen, greift zu kurz. Dafür ist er zu weit verbreitet. Notwendig sind Verbesserungen bei Arbeit und Ausbildung: Mit Ausbilder*innen, die das Wohl "ihrer" Azubis im Auge behalten. Die Einhaltung und Kontrolle bestehender Regelungen, etwa zu Arbeitszeiten und Aufgaben im Betrieb. "Vieles ist bereits gesetzlich oder durch Tarifverträge geregelt", erinnert Nicole Simons, das für die Junge BAU zuständige Mitglied des IG BAU-Bundesvorstands. "Wer den Eindruck hat, dass in seiner*ihrer Ausbildung etwas nicht stimmt, sollte den Kontakt zu uns suchen. Mit ihrer Erfahrung können unsere Jugendbildungssekretär*innen Defizite klar benennen und Handlungsmöglichkeiten vorstellen." In Betrieben mit Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) wäre diese ebenfalls eine gute Anlaufstelle, um Verbesserungen in die Wege zu leiten.

Text: Hanna Bochmann
Der Beitrag ist ursprünglich in der März-Ausgabe des Grundstein erschienen.