Rente
(Foto: wir_sind_klein / Pixabay)
09.06.2023
Rente

Viele sehnen sie herbei: die Rente. Manche, weil sie nach zahlreichen Berufsjahren im Alter noch etwas erleben möchten. Andere, weil sie ihre Arbeit gesundheitsbedingt einfach nicht mehr schaffen. Aber wird die Rente auch wirklich für einen angenehmen Lebensabend ausreichen?

Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung lag die gesetzliche Altersrente 2021 bei Frauen im Schnitt bei 856,05 Euro, Männer erhielten durchschnittlich 1203,53 Euro. Große Sprünge lassen sich damit sicherlich nicht machen. Für viele stellt sich die Frage: Wie soll das weitergehen? Die Rente soll verlässlich sein, höher als bisher und den Lebensstandard im Alter sichern. Das wünscht sich die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung in Deutschland, wie eine vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), der Arbeitnehmerkammer Bremen und der Arbeitskammer des Saarlands bei Kantar Public in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage ergeben hat. Demnach halten 83 Prozent der Befragten das Rentenniveau – also das Verhältnis der Renten zu den Löhnen – für zu gering und fordern höhere Renten. Das sehen auch junge Menschen so: 83 Prozent der 18- bis 29-Jährigen und 85 Prozent der 30- bis 39-Jährigen stimmen dem zu. Noch höher ist die Zustimmung beim Thema "Armutsvermeidung": 91 Prozent der Befragten ist es sehr oder äußerst wichtig, dass die Rente Armut vermeiden soll.

Fast 70 Prozent der Befragten wollen, dass Altersvorsorge auch zukünftig vor allem öffentlich erfolgt – also etwa über die gesetzliche Rentenversicherung. Zwar sind die unter 40-Jährigen etwas offener gegenüber betrieblicher und privater Vorsorge, doch auch sie wünschen sich, dass immerhin noch etwa die Hälfte der Alterssicherung gesetzlich erfolgt. Auch unter Jüngeren besitzt die gesetzliche Rentenversicherung offenbar nach wie vor eine große Akzeptanz und soll die dauerhaft stabile Grundlage ihrer Absicherung im Alter sein.

Um das gesetzliche Rentensystem zu stabilisieren und für höhere Renten zu sorgen, würde ein Großteil der Bevölkerung gegebenenfalls lieber höhere Rentenbeiträge zahlen als noch später in Rente zu gehen. Befragte zwischen 18 und 39 Jahren tendieren mit 70 Prozent sogar besonders häufig zu höheren Beiträgen. Dagegen lehnen 81 Prozent der Befragten eine nochmalige Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters auch dann ab, wenn die Lebenserwartung weiter steigen sollte. Nur fünf Prozent können sich überhaupt vorstellen, länger als bis 67 zu arbeiten.

Weiteres Kernergebnis der Umfrage: 81 Prozent der Erwerbstätigen und auch 81 Prozent der Selbstständigen selbst wünschen sich eine allgemeine Rentenversicherung für Erwerbstätige, die auch Selbstständige und Verbeamtete umfasst. Zusammengefasst: Eine starke gesetzliche Rente und ein würdevolles Leben im Alter – das sind wichtige Ziele, für die sich auch die IG BAU einsetzt.

Aber auch wenn wir vor allem auf die gesetzliche Rente setzen, allein darauf wollen wir uns nicht verlassen. Um den Lebensstandard im Alter zu wahren, muss die betriebliche Altersvorsorge ausgebaut werden. In einigen unserer Branchen haben wir entsprechende Tarifverträge ausgehandelt, beispielsweise im Bauhauptgewerbe, in Bereichen des Bauhandwerks oder der Baustoffindustrie. Wenn Du nicht sicher bist, ob es in Deiner Branche entsprechende Tarifverträge gibt: Infos gibt es in den IG BAU-Mitgliederbüros oder bei den zuständigen Sozialkassen. Darüber hinaus setzen wir uns in unseren anderen Branchen weiterhin konsequent für tariflich geregelte und arbeitgeberfinanzierte Betriebsrenten als sinnvolle Ergänzung der gesetzlichen Rentenversicherung ein. Zum Beispiel in der Landwirtschaft. Hier hatte die Arbeitgeberseite Ende 2019 den Tarifvertrag zur Zusatzversorgung gekündigt. Verhandlungen über ein Nachfolgemodell laufen seit geraumer Zeit, doch bislang gibt es noch keine Einigung.

Obwohl wir mit Tarifverträgen zur betrieblichen Zusatzrente unseren Mitgliedern den Eintritt in den beruflichen Ruhestand erleichtern, bleibt zu betonen: Tarifpolitik ist und kann kein Ersatz für staatliche Sozialpolitik sein.

Diese ist und bleibt der Grundpfeiler einer seriösen Rentenpolitik. Spekulieren am Aktienmarkt mit dem Geld der Beitragszahler*innen gehört sicherlich nicht dazu. Darauf hat sich auch die Regierungskoalition – unter dem Druck der Gewerkschaften und des DGB – bei ihren Plänen für das "Generationenkapital" schließlich geeinigt.

Text: Christiane Nölle/Jonathan Diesselhorst
Der Artikel ist ursprünglich in der Mai-Ausgabe des Grundstein erschienen.

Das will die IG BAU:

  • Die solidarische, umlagefinanzierte und paritätisch finanzierte gesetzliche Rente muss die wichtigste Säule in der Rentenversicherung bleiben.
  • Das Rentenniveau bis 2025 bei 48 Prozent zu garantieren, ist ein erster richtiger Schritt. Notwendig ist aber eine  Stabilisierung auch über 2025 hinaus und eine Anhebung auf mindestens 50 Prozent.
  • Keine Anhebung des  Renteneintrittsalters.
  • Einführung eines "Alters-Flexi-Geldes" für diejenigen, die aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen ihrer gewohnten Tätigkeit nicht mehr voll nachgehen können, aber dennoch die hohen Hürden einer Erwerbsminderungsrente nicht erfüllen.
  • Die Rentenfinanzierung ist gerecht zu regeln. Nicht durch Beiträge gedeckte oder versicherungsfremde Leistungen müssen voll aus Steuermitteln finanziert werden.
  • Der Ausbau zusätzlicher betrieblicher oder privater Vorsorge darf nicht zum Vorwand genommen werden, die Leistungen der gesetzlichen Rente weiter zu beschneiden.
  • Perspektivisch sollte eine Erwerbstätigenversicherung schrittweise eingeführt werden, die alle Erwerbstätigen, also auch Selbstständige oder Beamte, in das gesetzliche Alterssicherungssystem einbezieht.