©IG BAU (Peter Riedel)
15.05.2017
Steinbacher Forum
Wie wollen wir in Zukunft arbeiten? Das ist eine klassische Frage der Arbeiterbewegung, weil jede größere Innovation zu einer Neupositionierung führt. Die Vernetzung der virtuellen mit der physikalischen Welt ist eine solche aktuelle Neuordnung. Unter dem Motto „Industrie 4.0 – Revolution oder Rationalisierungskampagne“ hat die IG Bauen-Agrar-Umwelt deshalb am vergangenen Samstag zum Steinbacher Forum in die Bildungsstätte Steinbach geladen. Rund 80 Teilnehmer folgten der Einladung.
IG BAU-Bundesvorstandsmitglied Carsten Burckhardt eröffnete das Forum und verwies darauf, dass sich durch den technologischen Wandel der grundlegende Konflikt zwischen "Arbeit und Kapital" nicht verändert hat.

„Industrie 4.0 ist nicht nur eine technologische Debatte. Sie führt zwangsläufig zu einem gesellschaftspolitischen Diskurs über die Zukunft der Arbeits- und Lebensbedingungen. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, den Arbeitsmarkt von morgen gerecht zu gestalten“, sagte Burckhardt.

"Wir wollen keinen Arbeitsmarkt haben, der in der Mitte glatt zerrissen ist: Nur noch sehr schlechte oder sehr gute Jobs – nichts dazwischen. Eine Hälfte prekär und billig, eine Hälfte als gesuchte Fachkräfte und Spezialisten. Keine Lebensperspektiven für die einen, beste Möglichkeiten für die anderen. Das schadet unserer Demokratie."

Als Experte war Professor Hartmut Hirsch-Kreinsen von der Technischen Universität Dortmund eingeladen. Er hielt das Eingangsreferat „Was ist Industrie 4.0 – Konsequenzen für die Arbeitswelt“. Dabei stellte er zunächst heraus, dass der Begriff „Industrie 4.0“ ein Marketing-Coup im Zuge der Hannover-Messe 2011 war. Die mit dem Begriff gemeinte Vernetzung wurde damit nach Außen positiv belegt und der Diskurs über die eigentliche Technologie hinaus ausgeweitet.

Da die Entwicklung noch am Anfang steht, lässt sich nicht sagen wie die Arbeitswelt von Morgen aussieht, so der Forscher. Es gibt stattdessen verschiedene Szenarien. Ihnen allen gemeinsam sei jedoch, dass Veränderungen nicht schicksalshaft eintreten, sondern von der Gesellschaft gestaltet werden können und sollten.

Im Anschluss diskutierten die Teilnehmer die Auswirkungen der Industrie 4.0 in Fachforen entsprechend der IG BAU-Branchen. Dort tauschten sie sich über die bereits heute eingesetzten technischen Hilfsmittel aus, diskutierten deren Chancen wie auch deren Risiken und beleuchteten die Möglichkeiten der Betriebsräte, die Entwicklung für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu nutzen.

Ein Beitrag unseres Kollegen Ruprecht Hammerschmidt.